Europawochen Bremen: Afrika und die Europäische Union

Ein Bild von Robert Kappel

Schon zum dritten Mal beteiligte sich der Alumni-Verein im Mai an den Europawochen Bremen und auch diesmal ging es um die wissenschaftliche Perspektive auf ein hochaktuelles Thema: Wie gestalten sich die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Afrika, entsteht eine neue Partnerschaft? Bei der Online-Diskussion präsentierte unser Alumnus Prof. Dr. Robert Kappel, Ökonom und emeritierter Präsident des German Institute for Global and Area Studies in Hamburg, in beeindruckender Weise Fakten und Zusammenhänge und eröffnete damit eine spannende Debatte mit Alumni und Research Ambassadors aus Afrika.

Die EU bedarf dringend einer Neujustierung ihrer Beziehungen zu Afrika, so das Fazit von Robert Kappel. Die EU müsse noch immer existente post-koloniale Herangehensweise mit einem Paradigmenwechsel überwinden. Noch sei die Zusammenarbeit vor allem von dem Konzept der Entwicklungshilfe geprägt. An deren Stelle müssten Investitionen und eine Ausweitung des Handels treten. Gemeinsame Themen gibt es zur Genüge: Klimawandel, Infrastrukturprojekte und vor allem die Entwicklung der urbanen Zentren. In Afrika, so Kappel, wächst nicht nur die Bevölkerung so rapide wie auf keinem anderen Kontinent, sondern hier entstehen schon jetzt die Megastädte der Zukunft, z.B. in dem mehrere hundert Kilometer langen Küstenstreifen zwischen Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, und Ghanas Hauptstadt Accra.

Was Hoffnung macht, erläuterte Kappel, ist die Tatsache, dass – anders als im Falle Chinas oder der USA – die afrikanischen Länder inzwischen weitgehenden Zugang zu den europäischen Märkten haben. Es gebe einen regen Austausch und Dialog zwischen europäischen und afrikanischen Institutionen und Staaten. Europa habe erkannt, wie bedeutsam die aktuellen Transformationsprozesse auf dem afrikanischen Kontinent seien.

Dies bestätigte auch Mary Namukose, Alumna und Umweltwissenschaftlerin aus Uganda, die in der Hauptstadt Kampala für die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in diversen Wasserprojekten tätig ist. Aus ugandischer Sicht habe sich spürbar das Narrativ verändert, Dialog finde auf Augenhöhe statt.

Rozena Maart, Professorin an der Universität KwaZulu-Natal im südafrikanischen Durban, und Research Ambassador der Universität Bremen, betonte, dass die Erwartungen oft zu hoch sein, wie schnell sich der Übergang von der Dekolonialisierung zu „Africanisation“ vollziehe. Auch fast 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid habe Südafrika noch immer kein klares Konzept von der eigenen nationalen Identität und das beeinträchtige die Beziehungen zu anderen afrikanischen Ländern und natürlich auch zur EU.

Es war eine Debatte über ein hochkomplexes Thema. Veränderungen kommen auch durch viele kleine Schritte, darin waren sich die Redner:innen einig. Ganz wichtig sei in diesem Kontext der Austausch von Studierenden.

Hier geht’s zum Video mit Vortrag und Diskussion.