Projektdetails

Digitales Altern. Wohnortbasierte Gesundheitstechnologien für ältere Menschen (DFG)

Laufzeit: 01.06.2019 - 31.12.2021
Forschungsteam:

Monika Urban;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt

Beschreibung

Aufgrund des demografischen Wandels sieht sich die Alten- und Krankenpflege einem steten Zuwachs an Pflegebedürftigen gegenüber. Zugleich leidet sie unter einem Mangel an Fachkräften und ist mit Einsparmaßnahmen konfrontiert. Der Einsatz digitaler Technologien, wie altersgerechten Assistenzsystemen und wohnortbasiertem Management von chronischen Erkrankungen, soll diesem Dilemma begegnen und zugleich eine humane, effiziente und personalisierte Versorgung im Alter gewährleisten. Dabei ist es das Ziel, die Pflege- und Versorgungsleistung zu dezentralisieren, indem die Senior:innen in ihrem eigenen Wohnraum befähigt werden, ihre Einschränkungen und Erkrankungen weitgehend eigenverantwortlich zu managen bzw. zu kompensieren.

Im Sinne einer techniksoziologisch informierten Alternsforschung fokussiert das Projekt auf wohnortbasierte digitale Gesundheitspraktiken von über 65-Jährigen  und zielt auf die Rekonstruktion der sekundären und tertiären Effekte dieser Praktiken. Es werden Ergebnisse zu folgenden drei sozialen Dynamiken erwartet: 1. die Modifizierung der Ideale des Alter(n)s, 2. die Veränderung der Topografie des Alterns und 3. die Reorganisierung der (Selbst-)Pflege.

Ausgehend von der Verwobenheit sozialer Rahmungen und digitaler Praktiken soll mittels 20 Experteninterviews zunächst eine Bestandsaufnahme der einschlägigen digitalen Gesundheitstechnologien in Deutschland erfolgen. Von Interesse sind dabei die Motive der mit der Implementierung betreuten Institutionen, ihre Bedarfsevaluationen, die ihrerseits angesprochenen Effekte sowie problematisierten Aspekte der Gesundheitspraktiken sowie ggf. ein entsprechender Anpassungsbedarf. Zweitens sollen die digitalen Praktiken der Senior:innen in ihrem jeweiligen Kontext rekonstruiert werden. Exemplarisch werden hierfür zwei digitale Praktiken in vier Bereichen ausgewählt: 1. altersgerechte Assistenzsysteme a) im privaten Wohnraum und b) im Rahmen von Seniorenwohnheimen, 2. Monitoringsysteme für chronische Erkrankungen mit a) bereits verbreiteten selbstverantwortlichen Praktiken (hier: Diabetesbehandlung) und b) enger Anbindung an medizinische Kontexte (hier: chronische Herzinsuffizienz). Für diese Forschungsphase sind 40 teilnehmende Beobachtungen und 40 vertiefende, offene, thematisch-strukturierte Interviews mit involvierten Akteuren (Angehörigen, Pflegepersonal und Mediziner:innen) geplant. Das Forschungsinteresse richtet sich hierbei auf die psychischen und physischen Erfahrungen, auf die Motive und Veränderungen von Therapie und Versorgung, aber auch des Wohlbefindens, der Gewohnheiten und der sozialen Beziehungen.

Insgesamt will das Projekt die Frage beantworten, wie digitale Technologien die Versorgungsstrukturen, aber auch die Diagnosen und Therapien verändern und welche Folgen dies in sozialer, gesundheitlicher und ethischer Hinsicht für das Altern haben kann. 


Weitere Informationen

In den Medien

Urban, M., 2019: Interview: Kompetenzen einbringen, in: BAM. Das Magazin der Arbeitnehmerkammer Bremen (Mai/Juni ), S. 14



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