Projektdetails

Evaluation des Modellprojekts „Einführung von examensrelevanten Vornoten in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung im Land Bremen“

Laufzeit: 01.05.2009 - 31.12.2014
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Das Norddeutsche Zentrum zur Weiterbildung der Pflege (NDZ)

Beschreibung

Hintergrund

Gegenwärtig wird die Abschlussnote für das Gesundheits- und Krankenpflege- bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeexamen ausschließlich durch die drei Prüfungsteile der Abschlussprüfung generiert. Dabei handelt es sich um punktuelle Prüfungen. Da punktuelle Prüfungen für die Schüler:innen je nach Persönlichkeit zum Teil mit erheblichen physischen und psychischen Belastungen einhergehen und die gezeigte Leistung infolge dessen nicht unbedingt das tatsächliche Leistungsvermögen widerspiegelt, sind die so erzeugten Noten vermutlich nur eingeschränkt valide und entsprechen möglicherweise nicht dem tatsächlichen Leistungsstand des Absolventen. Indem außerdem alle im Verlauf der Ausbildung stattfindenden Prüfungen nicht in die Endnote einfließen, können diese nur begrenzt pädagogisch für die Steigerung der extrinsischen Leistungsmotivation der Schüler:innen und für ein Feedback über ihren Lernstand, ihre Stärken und ihre Entwicklungspotenziale genutzt werden. Im Rahmen eines von der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Bremen genehmigten Modellversuchs sollen nun im Zeitraum vom 1.04.2009 bis zum 31.12.2014 examensrelevante Vornoten in der Gesundheits- und Krankenpflege- bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung im Land Bremen erprobt werden. [1]

Die Wirkung von Vornoten im Vergleich zu einer Benotung ausschließlich auf der Basis der Abschlussprüfungen wurde bislang noch nicht systematisch erforscht. In einigen Modellvorhaben wurden Vornoten eher nebenbei mit untersucht. Im Projektbericht „Pflegeausbildung in Bewegung“ Rheinland-Pfalz wird von einigen Schwierigkeiten bei der Einführung von Vornoten berichtet. So hatte die Gewichtung von Vornoten in einer Höhe von 30% zur Folge, dass einige Absolvent:innen trotz einer „mangelhaften“ Prüfungsleistung in einer der Abschlussprüfungen letztlich bei Einrechnung aller Noten die Gesamtprüfung bestehen konnten. Die Regelungen wurden daraufhin dahingehend modifiziert, dass zunächst jeder Prüfungsteil mit mindestens „ausreichend“ bestanden sein muss, bevor die Vornoten eingerechnet werden. [2]

Eine weitere Schwierigkeit bestand in der Einbeziehung der Note für die Praxiseinsätze in die Vornoten, weil die SchülerInnen dort i.d.R. nicht schlechter als mit der Note „gut“ bewertet wurden. Daraufhin wurden die Noten der Praxiseinsätze nur noch zu einem Drittel in die praktische Vornote einbezogen, ergänzt wurde außerdem eine benotete praktische Zwischenprüfung und eine benotete Praxisanleitung (ebd.). Analog dazu sollen auch in dem Bremer Vorhaben die Noten für die Praxiseinsätze nur zu einem Drittel in die Praxisnote einfließen. Außerdem sollen je zu einem Drittel die Noten für mindestens zwei Lernaufgaben und für mindestens zwei praktische Leistungskontrollen durch Praxisanleiter:innen berücksichtigt werden.

Ziele des Vorhabens

Mit dem vorliegenden Vorhaben sollen die Auswirkungen von Vornoten

  • auf die Höhe der Endnote,
  • die Validität der Endnote und
  • auf das Lernendenverhalten

ermittelt werden.
Aus diesen Ergebnissen werden Empfehlungen für die Prüfungsgestaltung und insbesondere für die Vornotenregelungen abgeleitet.

Methodisches Vorgehen

Um die Wirkungen von Vornoten überprüfen zu können, sollen die Modellkurse mit Vergleichskursen, in denen die Noten nach derzeitiger gesetzlicher Regelung ermittelt werden, verglichen werden. Es ist geplant, alle im Zeitraum von 2009 bis 20014 abschließenden Kurse (jährlich 12 Kurse) in den fünf Modellschulen zu berücksichtigen. Die Validität der Abschlussnote wird im Wesentlichen durch eine Fragebogenerhebung erfasst, bei der alle Schüler:innen und ihre KlassenlehrerInnen anhand von standardisierten Fragen einschätzen, ob die erreichten Abschlussnoten ihrem Leistungsstand entsprechen oder ob sie zu positiv oder zu negativ beurteilt wurden. Der Einfluss der Vornoten auf das Lernendenverhalten wird bei den Vergleichskursen über offene Fragen im Fragebogen, bei den Modellkursen zunächst anhand von Gruppendiskussionen mit Klassenlehrer:innen und Schüler:innen untersucht. Die dadurch gewonnenen Kategorien werden anschließend im Hinblick auf ihre quantitative Verteilung anhand von standardisierten Fragen im Rahmen der Fragebogenerhebung überprüft. Um feststellen zu können, wie und ob sich die Abschlussnoten durch Einführung von Vornoten verändern, werden außerdem die Abschlussnoten sowie alle Vornoten erhoben.

zu erwartende Ergebnisse

  • Aussagen über die Wirkungen von Vornoten auf die Höhe der Abschlussnote, differenziert nach den einzelnen Teil-Vornoten (schriftlich, mündlich, praktisch)
  • Aussagen über die Wirkungen von Vornoten auf die Validität der Abschlussnote aus Sicht von Lehrer:innen und Schüler:innen
  • Aussagen über die Wirkungen von Vornoten auf das Lernendenverhalten
  • Handlungsempfehlungen bezüglich der Gestaltung von Vornotenregelungen

 

[1] Beteiligt sind folgende Schulen: Integratives Bildungszentrum Klinikum Bremen-Mitte (IBZ), Bremer Kran-kenpflegeschule der freigemeinnützigen Krankenhäuser e.V. (BKS), Krankenpflegeschule Klinikum Bre-merhaven Reinkenheide, Krankenpflegeschule St. Joseph-Hospital (Bremerhaven), Integratives Bildungs-zentrum Klinikum Bremen-Ost

[2] vgl. Pflegeausbildung in Bewegung – Abschlussbericht Rheinland-Pfalz (2008), S. 56. Online unter: www.pflegeausbildung.de/ergebnisse_und_materialien/Rheinland-Pfalz_Abschlussbericht.pdf

 

Projektbericht zum Download (PDF).




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