Europäisches Autorenkino

Autorenkino

Man kann sagen: Zur Zeit gibt es kein Europäisches Autorenkino, obwohl die EU viel Geld für Filmprojekte bereitstellt, um europäische Filme zu fördern. Kino ist ein Geschäft. Es wird darin also immer die Sprache der Waren und des Kapitals gesprochen. Man kann aber auch sagen: Einen Autorenfilm gibt es – wenigstens in Rudimenten – immer, denn ohne lebendige Arbeit lässt sich kein Film herstellen. Autorenfilm ist, kurz gesagt, das Bemühen, der lebendigen Arbeitskraft (Realitätssinn, Phantasie, Achtung des Stoffes, Reflexion der Form) mehr Ausdrucksmöglichkeiten gegenüber der Warenform zu verschaffen. Die wirklichen Autoren sind am Ende allerdings nicht allein der Regisseur, die Schauspieler, Beleuchter (also die lebendige Arbeitskraft, die sich in der Produktion ausdrückt), sondern in eben solchem Maße die Zuschauer, die ihren eigenen Film im Kopf produzieren. – Marx spricht vom „Maulwurf“ der Geschichte, der gelegentlich sich in Revolutionen zeige, ansonsten aber unterirdisch lebe. Das Europäische Autorenkino ist nach 1945 aufgetreten, zuerst als „Italienischer Neorealismus“, dann in Frankreich mit dem „Cinema des auteurs“, später als „Neuer Deutscher Film“. Viele internationale Filmschaffende und Filmfreunde fühlen sich diesem Projekt bis heute verbunden. Diesem Europäischen Autorenkino ist die Filmreihe gewidmet.

Winfried Pauleit, Rainer Stollman, Universität Bremen
Veranstaltungsort: CITY 46

Die Reihe läuft vom 18.10.2016 bis 31.1.2017 *Alle Filme mit Einführung!

Der schöne Tag

Di. 25.10.2016, 20:00 Uhr

Die junge Deutsch-Türkin Deniz will Schauspielerin werden und verdient sich schon mal Geld als Synchronsprecherin. Eines Tages trennt sie sich von ihrem Freund Jan und streift mehr oder minder ziellos durch Berlin – mit der U-Bahn, mit der S-Bahn, mit der Straßenbahn oder zu Fuß. Sie besucht ihre verwitwete Mutter, trifft sich mit ihrer ungewollt schwangeren Schwester und führt in einem Café mit einer Universitätsdozentin ein Gespräch über die Liebe. Unterwegs lernt sie den Portugiesen Diego kennen. Die beiden flirten auch miteinander, aber auf eine Beziehung ist keiner von beiden scharf. Ein Film über das Unterwegs-Sein, über das Unentschieden-Sein und über die Flüchtigkeit von Wahrnehmungen und Empfindungen. Und nicht zuletzt ein Film über die Darstellung all dessen im Film.

D 2001, Regie: Thomas Arslan, mit Serpil Turhan, Bilge Bingul, Florian Stetter, 74 Min.