Wer ist behindert? ... oder wird behindert?
„Studierende mit Behinderung/chronischer Erkrankung“, „Studieren mit Beeinträchtigung“, „Handicap“… „Psychische Krankheit“- wir selber tun uns schwer passende Begriffe zu finden.
Das liegt daran, dass es keine Definition geben kann, die allen in diesem Zusammenhanggemeinten Personen angemessen wäre. „Behinderung“ ist eine Kategorisierung, die Unterschiede, Vielfalt und Besonderheiten außer Acht lässt und die betroffene Person ausschließlich über die Abweichung von den Normen „gesund“ und „normal“ definiert. Doch das daraus resultierende Stereotyp einer beeinträchtigten Person hat mit der Wirklichkeit nichts gemeinsam - ganz im Gegenteil: alle sind unterschiedlich, nicht jede/r Behinderte ist Rollstuhlfahrer/in, nicht jedem sieht man eine Beeinträchtigung an, manche brauchen mehr Zeit beim Studium, andere sind schneller als der Durchschnitt - Behinderung hat unendlich viele Gesichter.
Das Thema Studieren mit Beeinträchtigung ist folglich weitaus komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Behindert ist nicht, wer bestimmte Kriterien erfüllt, behindert ist und wird- bezogen auf den universitären Rahmen – wer sich in seinem Studium Barrieren gegenübersieht, die sowohl auf baulicher, didaktischer als auch sozialer Ebene auftreten können.
Für unser Ausstellungsprojekt haben wir uns daher auf die Darstellung von Hindernissen, Barrieren, Diskriminierungen und strukturellen Problemen konzentriert. Dies ist also keine umfassende Darstellung des Lebens von Studierendenmit Behinderung/chronischer Erkrankung, dies ist ein Versuch Antworten auf die Frage zu finden: „Wo und wie wird man im Studium behindert?“ Für diesen Text haben wir einmal versucht unsere bisherigen Ergebnisse in 7 Stufen zu einem „erfolgreichen“ Hindernisparcours zusammen zu fassen und diesen 5 Tugenden für einen barrierefreien Campus gegenüber zustellen.
Tugenden, dies sei hier noch einmal ausdrücklich erwähnt, die nicht auf die diskriminierten Studierenden abgewälzt werden dürfen, sondern derer sich die gesamte Universität bewusst sein muss.