Dr. Benjamin Tannert aus der Arbeitsgruppe HCI von Prof. Johannes Schöning möchte Rollstuhlfahrern den Weg von A nach B noch weiter erleichtern. „Etwa mit Navigationssystemen, die ihrem Nutzer sagen, nimm schon eine Ampel vorher, bei der nächsten ist der Bordstein nicht abgesenkt“. Dazu hat er untersucht, welche Strecken Menschen mit Rollstuhl am meisten nutzen und hat dafür in 15 Großstädten Deutschlands die Planungsämter sowie das Statistische Bundesamt angefragt. Die Antwort: „Wir wissen es nicht, hätten aber auch gerne solche Informationen.“ Also hat Tannert gemeinsam mit Masterstudierenden eine eigene Idee entwickelt um Wege für Rollstuhlfahrer mit Wegen für Fußgänger zu vergleichen. Ausgangspunkt für viel befahrene Wege von Rollstuhlfahrern sind erst einmal Behindertentoiletten und als Zielpunkte wurden „Points of Interest“ im Umkreis von zwei Kilometern gewählt. Hieraus ergaben sich Routen die im Detail ausgewertet werden konnten. Das Ergebnis dieser Auswertung zeigte, dass es nicht nur bauliche Barrieren gibt für Rollstuhlfahrer gibt, sondern auch Barrieren, die aufgrund von fehlenden Informationen in den Navigationssystemen, entstehen. So kann es zum Beispiel passieren, dass aufgrund fehlender Informationen über die Steigung, Rollstuhlfahrer Wege angezeigt bekommen denen sie folgen sollen, die aber aufgrund der zu hohen Steigung nicht zu bewältigen sind.
Der nächste Schritt wird eine 360-Grad-Kamera sein, die sich Benjamin Tannert an seinen Rollstuhl heftet. Mit den Kameraaufnahmen will er ähnlich wie in Google Street View Hindernisse aufnehmen. Anschließend plant er, einen automatischen Algorithmus zu entwickeln, der die Bilder auswerten und Barrieren erkennen kann. Die Informationen sollen dann in Navigationssysteme einfließen, die Rollstuhlfahrern den sichersten und bequemsten Weg zeigen.
http://www.rtlnord.de/nachrichten/bremer-informatiker-entwickelt-navi-fuer-rollstuhlfahrer.html