Dr. Pascal Vrticka

Social Neuroscience of Human Attachment (SoNeAt) Lab, Centre for Brain Science, Department of Psychology,

University of Essex, Colchester, UK

Die soziale Neurowissenschaft der menschlichen Bindung (SoNeAt): Einsichten aus den ersten zwanzig Jahren

Als menschliche Wesen sind wir von Natur aus sozial. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, sowohl die Vorteile als auch die Kosten unserer sozialen Natur zu untersuchen, auch in Verbindung mit der ihr zugrunde liegenden Neurobiologie. In den letzten zwanzig Jahren haben wir mit der Social Neuroscience of Human Attachment (SoNeAt) einen besonders gut geeigneten interdisziplinären Rahmen geschaffen, um genau das zu tun. In seinem Vortrag wird Pascal Vrticka ich SoNeAt und deren Kernelemente vorstellen, darunter 1) die prototypischen Bindungswege, 2) die funktionellen neuroanatomischen Modelle der organisierten und gestörten/disorganisierten Bindung (NAMA und NAMDA), 3) die Verbindung zwischen Bindung, Homöostase und sozialer Allostase sowie die jüngste Ergänzung 4) eine kaskadenartige Abfolge neurobiologischer Ereignisse im Bindungsverhalten. Für jedes dieser Elemente wird er zeigen, wie sie wertvolle Informationen über zwischenmenschliche Prozesse liefern, die entweder die Resilienz fördern oder Risikofaktoren für Störungen und Traumata darstellen können. Schließlich wird er sich auf eine andere, neuere Komponente von SoNeAt konzentrieren, die Bewertung von Synchronie mittels Hyperscanning als Teil der relationalen Neurowissenschaft. Hier lautet die Schlüsselfrage aus der Bindungsperspektive derzeit, ob mehr Synchronität immer besser für Interaktion und Beziehungsqualität ist. Spoiler-Alarm: möglicherweise nicht!

 

Dr. Pascal Vrtickaist außerordentlicher Professor für Psychologie an der University of Essex (UK) und leitet dort das Social Neuroscience of Human Attachment (SoNeAt) Lab. Er betreut zahlreiche Doktoranden sowie MSc- und BSc-Studierende.
Sein akademischer Werdegang führte ihn von einem Biochemie- und Neurobiologie-Studium an der ETH Zürich über eine Promotion in Neurowissenschaften an der Universität Genf bis zu Forschungsaufenthalten am Swiss Center for Affective Sciences, der Stanford School of Medicine und dem Max-Planck-Institut in Leipzig. Dort war er unter anderem als Senior Scientist tätig und koordinierte mehrere geförderte interdisziplinäre Projekte.