Pressestimmen

Mitten im Ort des Geschehens

Fotoausstellung über Bremer Wissenschaftlerinnen in der Universität

STADTTEIL KURIER vom 9. November 2014

Von Christiane Tietien

>right here<‚ unter diesem Motto wurde in der Glashalle der Universität Bremen eine Ausstellung eröffnet, die dort im l. Stock noch bis zum 28. Februar 2015 zu sehen ist. Gezeigt werden großformatige Porträts von 30 Wissenschaftlerinnen aller Fachbereiche aus dem so genannten akademischen Mittelbau. Die Berliner Fotografin Julia Baier, von der es vor drei Jahren bereits eine Ausstellung mit den „Unispitzen“, den Professorinnen, gab, hat die 30 jungen Frauen porträtiert.

Horn-Lehe. Die Glashalle der Bremer Universität ist ein zentraler Ort, Lehrende und Lernende gehen hier ein und aus. „Mitten im Ort des Geschehens“, so beschreibt es Anneliese Niehoff vom Referat Chancengleichheit und Antidiskriminierung‚ „gibt es jetzt diese Ausstellung, die wir deswegen „right here“ genannt haben und die Wissenschaftlerinnen aus dem akademischen Mittelbau präsentiert.“

Ein sperriger Begriff sei das für die Vielfalt der Arbeitsverträge außerhalb der Professuren, räumt Anneliese Niehoff ein. Doch die Kulturwissenschaftlerin Christiane Keim, die die Laudatio hält, bringt es auf den Punkt: „Ohne einen starken Mittelbau – das ist aus der Architektur bekannt – bricht alles zusammen.“ Sympathisch und sehr klar werden die 30 Wissenschaftlerinnen auf großen Bildformaten porträtiert, die Doktorandinnen, Forscherinnen und Stipendiatinnen. Ins Bild gesetzt hat sie Julia Baier; die freiberufliche Fotografin hat selbst in Bremen an der Universität und der HfK studiert, jetzt lebt sie in Berlin. Ihr zur Seite stand die Grafikerin Birgit Wingrat aus Bremen als Kuratorin der Ausstellung.

Leicht und doch prägnant wirken die Zitate der porträtierten Frauen, in weißen Lettern stehen ihre kurzen Aussagen auf den Glasscheiben. Zum Teil spiegelverkehrt, was den Betrachter die Perspektive wechseln lässt. Sie sind positiv, aber auch kritisch, wie zum Beispiel der Kommentar zum Thema „Fristen“. Da heißt es: „Das Wissenschafts-Zeitvertragsgesetz gehört eigentlich verboten“ oder, in einem anderen, unter der Überschrift „Strukturen“: „Mein Ideal – die Festanstellung als Wissenschaftlerin.“ Damit wird das Politikum angesprochen, dass in unbefristeten Stellen an der Universität vorrangig Männer arbeiten.

„Ohne einen stärken Mittelbau bricht alles zusammen.“ Christiane Keim, Kulturwissenschaftlerin
Darauf bezog sich auch Eva-Maria Quante-Brandt, Bremer Senatorin für Bildung und Wissenschaft. Die Fakten stellen sich so dar, dass der Frauenanteil im so genannten akademischen Mittelbau bei 37 Prozent liegt und in den letzten zehn Jahren um etwa sieben Prozent gestiegen ist. „Damit liegt die Universität Bremen über dem Bundesdurchschnitt“, fasst Quante- Brandt zusammen, aber das heisst nicht, ‘dass wir uns schon zufrieden geben”. Die Ausstellung >Right here< sei ein guter Ansporn dazu.

Claire Block, gebürtige Französin, ist eine der 30 porträtierten Frauen. Sie freut sich, dass für sie ihre Kolleginnen mit der Ausstellung ein bisschen sichtbarer geworden sind und auch, dass es so viele junge Frauen sind. Sie ist ganz glücklich an der Universität, wo sie seit zwei Jahren als Lehrkraft für besondere Aufgaben tätig ist. Sie unterrichtet Französisch auf hohem sprachlichen Niveau für Lehramtskandidaten. Sie könne jetzt frei und kreativ arbeiten. im Gegensatz zu ihrer früheren Arbeit am Gymnasium, die durch feste Lehrpläne eingeschränkt gewesen sei.

Auch Katja Meyer-Siever, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin, lobt den großen Handlungsspielraum, den sie an der Uni erhebt. Ihr gefallen die „ehrlichen Zitate“, sagt sie. Schon beim Betreten der Glashalle habe sich ihr die gute Ausstrahlung vermittelt, die die Frauenporträts haben.

Die Ausstellung >right here< der Berliner Fotografin Julia Baier über Frauen im akademischen Mittelbau ist zu sehen bis zum 28. Februar 2015 im 1. Stock der Glashalle der Bremer Universität, Bibliothekstraße 1.