Auf einen Espresso mit… Dr. Simon Jungblut

Ein Bild von Simon Jungblut

Der Meeresbiologe Simon Jungblut (Jahrgang 1989) hat an der Universität Bremen von 2008 – 2011 sein Bachelor-Studium in Biologie/Chemie für Lehramt absolviert und von 2011 – 2013 den Erasmus Mundus Master of Science in Marine Biodiversity and Conservation. Von 2014 – 2017 hat er in Bremen in Mariner Zoologie promoviert. Heute ist er an der Uni Bremen Koordinator des von der EU geförderten Forschungsprojekts FACE-IT.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Bremen entschieden?

Ich habe mich eindeutig wegen der Meereswissenschaften für Bremen entschieden, nachdem ich mich vorab umfassend informiert hatte. Für Meeresbiologie gibt es in Deutschland keinen besseren Standort, weil wir hier im Umfeld so viele wissenschaftliche Institutionen haben, die mit der Universität zusammenarbeiten.

Das war ja schon früh ein großes Engagement für die Meeresbiologie. Woher kommt Ihre Begeisterung?

Das hat ganz klischeemäßig begonnen. Als ich 6 Jahre alt war, habe ich den Film „Free Willy“ gesehen, und habe mich dann vornehmlich mit Delphinen und Walen beschäftigt. Dann habe ich aber festgestellt, dass es noch sehr viel mehr Lebewesen im Ozean gibt, und das fand ich sehr spannend. Ich hatte dann immer nur den einen Berufswunsch: Meeresbiologe.

Haben sich Ihre positiven Erwartungen beim Studium dann auch erfüllt?

Ich war mit meinem Studium sehr zufrieden. Das erste Jahr von meinem internationalen Masterstudium habe ich in Bremen gemacht, mit vielen praktischen Anteilen beim Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)in Bremerhaven, also wirklich nah an der Forschung. Das war natürlich schön, mit modernsten Geräten zu arbeiten, von denen wir an der Uni fast keine hatten. Diese Kooperationen haben das Studium deutlich bereichert.

Was war das prägendste in Ihrem Studium?

Wir haben als Masterstudiengang die Chance bekommen, die allererste Trainingsfahrt des AWI-Forschungsschiffs „Polarstern“ mitzumachen. Wir sind von Bremerhaven nach Kapstadt gefahren und haben an Bord eine umfangreiche Palette von meereswissenschaftlichen Methoden kennengelernt und Vorlesungen gehört. Als Prüfungsleistung haben wir einen Bericht geschrieben über unsere eigenen Forschungsergebnisse bei der Reise und Videos über unsere Arbeit gedreht. Auf diese Weise sind wir mit dem kompletten wissenschaftlichen Arbeitsprozess vertraut gemacht worden, eingedampft auf fünf Wochen. Das war eine tolle Erfahrung.

Nach dem Masterstudium haben Sie promoviert und sind nicht Lehrer geworden? Wie kam es dazu?

Dass ich promovieren will, war mir schon lange klar. Dann habe ich ein Projekt bei Wilhelm Hagen begonnen, der bei uns am Fachbereich Professor für Marine Zoologie ist, und habe meine Dissertation über invasive Krabben in der Nordsee geschrieben.

Forschung und Lehre war für mich aber immer gleichbedeutend. Ich habe an der Uni immer als HiWi oder als Tutor gearbeitet und auch während der Promotion eine Lehrverpflichtung gehabt und das hat immer Spaß gemacht. Als Wissenschaftler sollte man eigentlich auch immer Lehrer sein.

Jetzt sind Sie an der Uni Projektmanager des vierjährigen EU-Forschungsprojekts FACE-IT. Um was geht es dabei?

Das Projekt wird von Professor Kai Bischof, dem Leiter der Arbeitsgruppe Meeresbotanik an der Uni, geleitet. Mit unserem internationalen Konsortium untersuchen und vergleichen wir verschiedene sozialökologische Fjordsysteme in der Arktis, bei denen der Eisverlust der Gletscher schon unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Wir schauen uns – übrigens gemeinsam mit Sozialwissenschaftler:innen – die Fjorde als ein umfassendes Sozialsystem an, bei dem es auch um die Menschen geht, um Fischerei und Tourismus. Das ist Klimafolgen-Forschung, bei der wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort ein Konzept entwickeln, wie man dort mit dem Klimawandel umgehen und sich anpassen kann.

Als Meeresbiologie sind Sie auch ehrenamtlich tätig?

Ja, im Rahmen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen. Wir haben festgestellt, dass junge Wissenschaftler:innen, und damit meine ich auch schon Bachelor- und Masterniveau, relativ wenig Erfahrung sammeln können, um ihre Arbeit zu präsentieren. Wir haben dann die ICYMARE, International Conference for Young Marine Researchers, ins Leben gerufen und damit eine Plattform geschaffen, um erste Konferenzerfahrung zu sammeln und Bachelor- und Masterarbeiten vorzustellen - ein Networking-Event, bei dem die Teilnehmer:innen einen ersten Grundstock für ein eigenes Netzwerk erhalten. Zum Start waren da gleich 350 Teilnehmer:innen dabei.

Was können Sie heutigen Studierenden empfehlen?

Wenn man ein Studium beginnt, ist man eine „Nummer“. Es ist liegt an jedem selbst, ein Gesicht zu bekommen, sich einzubringen, Fragen zu stellen, sich zu beteiligen. Dann bleibt man im Gedächtnis. Das ist Networking.