DAAD-Preis für Paria Moraghebi

Bild von Paria Moraghebi am Mischpult

Von Teheran nach Deutschland, ganz jung, nur mit dem Abitur in der Tasche, das hier nicht anerkannt wird. Vor fünf Jahren war das. Heute studiert Paria Moraghebi an der Universität Bremen Kulturwissenschaften sowie Kunst – Medien – Ästhetische Bildung, interessiert sich aber vor allem für Filme, kuratiert Filme, für das queer Film Festival - eine Institution in Bremen, zeigt Filme, aus Teheran und über Teheran, die Stadt, die sie noch immer liebt, und hat immer ihr Lächeln dabei, das sie auch aus Teheran mitgebracht hat. Jetzt hat sie den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender erhalten, dotiert mit 1.000 Euro.

Für die Auszeichnung vorgeschlagen hat sie ihr Universitätslektor Tobias Dietrich, weil „sie es auf eindrucksvolle Weise schafft, ihre persönlichen Interessen mit ihrem politischen und gesellschaftlichem Engagement und ihren Studieninhalten zu vereinen, - mit einer stets gut gelaunten Leichtigkeit.“ Ihre Interessen gelten dem Film. „Das habe ich von meinem Vater, ein Ingenieur, aber ein Film-Nerd, mit ihm habe ich früher endlos Filme geschaut“, erzählt Paria Moraghebi. Die Mutter ist Schauspielerin. In Teheran besuchte Paria Moraghebi ein Gymnasium mit musisch-künstlerischem Schwerpunkt, absolvierte ihr Abitur im Fach Kunst und schrieb bereits für verschiedene iranische Kultur- und Musikmagazine. Auch hier bleibt sie dem Schreiben verbunden, betrachtet Film aus der Sicht der Wissenschaft und genau deshalb ist sie an die Uni Bremen gegangen, weil sie Verständnis und Theorie sucht, für das wie sie sieht. Auf der Leinwand und im Leben. „Kulturwissenschaften dienen mir auch als Auseinandersetzung mit dem Land, aus dem ich komme“, sagt Paria Moraghebi, und ergänzt: „Im Iran kann man gar nicht unpolitisch sein“. Das ist sie auch hier nicht. Sie ist aktiv bei Kultur im Bunker im Bremer Steintorviertel, ein Kulturprojekt, ein gesellschaftspolitisches Projekt. Oben auf dem Bunker wohnt sie in einer Wohngemeinschaft mit fünf anderen, unten im Keller organisiert der Verein Konzerte, Filmabende und andere Events. Hier hat sie auch die Filme aus dem Iran gezeigt, produziert von Filmemacher:innen, die trotz schwierigster Bedingungen in ihrem Land immer wieder zu den Besten in der Welt gehören. „Das ist auch in der Musikszene ähnlich“, berichtet Paria Moraghebi. „Es gibt im Iran eine große Szene für neue elektronische Musik, so bedeutend, dass sie inzwischen allein in Deutschland mit zwei jährlichen Festivals in Köln und Berlin gewürdigt wird.“ Und irgendwie steht auch diese iranische Studentin in Bremen mit ihrem Engagement und mit ihrem Lächeln für die vielen unerschrockenen und kreativen Künstler:innen in ihrer Heimat.