A Sea Symphony - Phänomenales Semesterabschlusskonzert in der Glocke

Semesterabschlusskonzert in der Glocke: Universitätsmusikdirektor Mariano Chiacchiarini im Fokus

Welch eine verzaubernde Ouvertüre! Schon nach wenigen Momenten erhebt sich die Solo-Violine mit leisen, klaren Strichen über den zarten Klangteppich der Streicher, windet sich immer kräftiger und tänzerisch in höchste Höhen, um ganz am Ende niederzusinken und zu verschwinden. Lautlos. The Lark Ascending – die aufsteigende Lerche, eine Romanze des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams, vorgetragen von der erst 16-jährigen Pilar Policano. Ein Bravourstück. Und Auftakt für ein hinreißendes Semesterabschluss-Konzert des Orchesters und Chors der Universität Bremen in der vollbesetzten Glocke – unter Leitung von Mariano Chiacchiarini, seit September 2022 neuer Universitätsmusikdirektor.

Als abendfüllendes Stück hatte Chiacchiarini „A Sea Symphony“ einstudiert, die erste Symphonie von Vaughan Williams, uraufgeführt 1910, ein monumentales Werk. „Vaughan Williams gehört für mich zu den unterschätzten Komponisten“, so Chiacchiarini. „A Sea Symphonie“ ist eines meiner Lieblingsstücke und ich bin auch ein bisschen stolz, dass wir dieses Werk jetzt überhaupt zum ersten Mal in Bremen aufgeführt haben.“ Die Texte für diese Meeres-Symphonie stammen von dem amerikanischen Dichter Walt Whitman, ein metaphorisches Poem über das menschliche Leben und dessen Entwicklung und ja, auch über die Erforscher. Williams hat dazu eine überschwängliche Musik komponiert, gewaltig und fast schon imperial anmutend, auch wenn der Brite zu den Linksliberalen zählte. „Kurz vor dem Ersten Weltkrieg spürte Williams die Gefahren dieser Zeit und wollte mit seiner Symphonie das Völkerverbindende des Meeres ausdrücken. Damals leider vergebens, aber eine Mahnung für heute“, sagte Chiacchiarini am Ende dieses begeisternden Konzerts.

Die Sopranistin Karola Pavone und der Bariton David John Pike harmonierten mit ihren exzellenten Stimmen hervorragend mit dem Chor – beide renommierte Profis, die einzigen unter den Musiker:innen. 115 Sänger:innen und 80 Musiker:innen drängten sich auf der übervollen Glocke-Bühne, Studierende, Mitarbeiter:innen und Ehemalige der Universität Bremen. Für Mariano Chiacchiarini, der diese anspruchsvolle Symphonie gleichermaßen leidenschaftlich und unprätentiös dirigierte, eine gigantische Aufgabe in der Vorbereitung.

Warum tut sich einer diese Arbeit mit Laien an, der sonst auf der ganzen Welt erstklassige Orchester leitet und mit Auszeichnungen wie dem ECHO Musikpreis und dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik dekoriert ist? „Es macht mir einfach Spaß“, sagt Chiacchiarini. „Ich spüre diese Begeisterung unserer Musiker:innen, ich sehe, wie sie sich musikalisch entwickeln. Auch wenn es pathetisch klingen mag, wir sind eine Familie geworden, eine große Familie. Und dadurch bekomme ich auch viel zurück.“

Diese Begeisterung hat sich auch auf das Publikum übertragen, die Chor und Orchester enthusiastisch feierten. Die Universität Bremen kann sich glücklich schätzen, dass sie seit gut einem Jahr diesen großartigen Musikdirektor hat.

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