"Idee gut, Prozess zäh"

Foto von Florian Walter

Für Studierende an der Universität Bremen ist der Klimaschutz schon lange ein wichtiges Anliegen. Studierende engagieren sich in umweltpolitischen Gruppen wie Students for the Future und auch der AStA hat ein eigenes Nachhaltigkeits-Referat. Wir haben dort nachgefragt, was Studierende zu dem neuen Leitbild der Uni sagen.

„Also generell finde ich, das Leitbild geht in eine gute Richtung. Es baut zwar auf grünem Kapitalismus auf, also geht auch nicht an die fundamentalen Probleme, aber es sind viele gute Ideen drin. Ich bin mit dem Entwurf, der jetzt diskutiert wurde und der Präambel, die schon beschlossen ist, deutlich zufriedener als mit dem 23 Jahre alten Leitbild“, sagt Florian Walter. Der Soziologiestudent ist seit beinahe drei Jahren bei Students for Future Bremen politisch aktiv und im August letzten Jahres übernahm er dann auch das Amt als Referent für Nachhaltigkeit im AStA der Universität Bremen.

Aus seiner Sicht gibt es neben den guten Ansätzen aber auch ein großes ABER in der Entwicklung dieser neuen Leitlinie: Er kritisiert den sehr langen und zähen Prozess. Seit dem Beschluss einer grundlegenden Überarbeitung des alten Leitbildes ist mehr als ein Jahr vergangen und er bemängelt vor allem das schleppende Tempo mit wenig Handlungsperspektive: „Also in Worten sind wir klimagerechter geworden. Das ist der Rahmen, aber das ist noch nicht das Handeln und das hat jetzt schon ein Jahr gedauert.“

Zugleich gibt es laut Florian Walter aus der Professorenschaft Bemühungen, das Leitbild wieder neu zu verhandeln. Das verärgert und frustriert die ehrenamtlich engagierten Studierenden, die bereits Kompromisse vereinbart haben. Darüber hinaus beobachtet er, dass unterschiedliche Gruppen auch unterschiedlichen Handlungsdruck verspüren und oft ihre eigene Verantwortung nicht sehen. Außerdem sind die Studierenden mit den bestehenden Machtstrukturen im Entscheidungsprozess unzufrieden. Mit einem Anteil von nur knapp 1,4 % der Unimitglieder, haben Professor:innen als kleinste der vier Statusgruppen eine Mehrheit in jedem Gremium, welches die Findung einer für alle akzeptablen Lösung erschwere. Insbesondere von dieser Gruppe erhofft sich Florian auch mehr Eigeninitiative, denn „es können nicht nur motivierte, engagierte Studierende leisten, diese Themen zu pushen“.

Insgesamt sieht Florian Walter ein ehrliches Interesse am Vorhaben des Rektorats und weiß, dass bremsende Kräfte vor allem durch die Landespolitik kommen. Damit jetzt klimaneutrales Handeln in die Tat umgesetzt werden kann, fordert er eine verbindliche Strategie. Zudem müssten langfristig auch globale Probleme in den Blick genommen werden, denn nur regionales Denken und Handeln schaffe noch keine Klimagerechtigkeit.