Senatsmedaille für den Osteuropa-Experten Professor Wolfgang Eichwede

Übergabe der Senatsmedaille an Professor Wolfgang Eichwede

Senatsmedaille für den Osteuropa-Experten Professor Wolfgang Eichwede

Nur wenige Tage nach dem 80. Geburtstag des Bremer Historikers Wolfgang Eichwede hat der Bremer Senat ihn am 15. Juni mit der Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft geehrt. Bei dem Festakt in der Oberen Rathaushalle würdigte Bürgermeister Andreas Bovenschulte den früheren Professor der Universität Bremen für sein Wirken, mit dem er auf hervorragende Weise zur Entwicklung der deutschen Osteuropa-Beziehungen und des Wissenschaftsstandorts Bremen beigetragen habe. In einer Gesprächsrunde mit vier Wegbegleiter:nnen Eichwedes wurden Episoden und Stationen seines Lebens ausgeleuchtet.

Wie schafft man das alles in einem Leben? Diese Frage stellte sich den rund 150 Gästen am Ende des Talks, der das außerordentlich breite Panorama von Professor Eichwedes Aktivitäten schlaglichtartig verdeutlichte. Als junger Professor in den wilden Gründerjahren der Uni Bremen, engagiert bei den MISOS, den Mittwochssozialisten, einer undogmatisch-linken Gruppe von Hochschullehrer:innen, und als Dozent, der in seinen Seminaren von den Studierenden immer wissenschaftliches Arbeiten auf hohem Niveau verlangte. 1982 als Gründungsdirektor der Forschungsstelle Osteuropa an der Uni Bremen, die mit ihrem weltweit einzigartigen Archiv des Samizdat, der Untergrundliteratur in den kommunistischen Ländern, international höchstes Renommee erlangen sollte.

Als Politikberater, der Russland und alle anderen Länder Osteuropas von zahllosen Reisen kennt, der den früheren Präsidenten der Sowjetunion Gorbatschow dreimal traf und ein persönliches Netzwerk zu hunderten (früheren) Dissidenten pflegt, die nach der Wende 1989 in vielen Staaten Osteuropas heute oft führende akademische oder politische Repräsentanten ihres Landes sind. Als Kunsthistoriker, der nicht nur die Bremer Kunsthalle bei der Rückführung von im Zweiten Weltkrieg verschollenen Kunstwerken unterstützt und sich damit unschätzbare Verdienste erwarb. All dies schilderten die Bremer Gesundheitsforscherin und Soziologin Annelie Keil, der frühere tschechische Dissident und spätere Botschafter seines Landes in England Pavel Seifter, der führende CDU-Außenpolitiker und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde Ruprecht Polenz und der Bremer Unternehmer und stellvertretende Vorsitzende der Kunsthalle Bremen Hans-Christoph Erling detailreich und in Anekdoten, witzig und mit großer Bewunderung für den Geehrten. Der revanchierte sich in seiner Dankesrede mit sehr nachdenklich stimmenden Gedanken zur aktuellen Lage in Osteuropa. Ein würdiger Träger der Senatsmedaille.

Die Podiumsdiskussion mit Professor Wolfgang Eichwede „Putins Krieg gegen die Ukraine – europäische Politik und Sicherheitsarchitektur vom 5. Mai 2022 können Sie hier anhören.