Sechs schnelle Tipps für einen besseren Insektenschutz

1. Grünflächen in natürlichen Lebensraum für Insekten und Kleintiere zurückwandeln!

Die meisten Grün- und Rasenflächen in westlichen Gärten und Städten sind 'Biologische Wüsten', die nur eine geringe Biodiversität zeigen. Viele Insekten benötigen zwar prinzipiell nur geringe Flächen, um zu überleben. Voraussetzung ist jedoch ein natürliches Angebot an unterschiedlichen Gräsern und Wildpflanzen.

Bereits die Umwandlung von 10% der Rasenflächen in naturbelassene Grünflächen wäre ein großer Gewinn für die Insektenvielfalt! Durch diese Renaturierung ließen sich gleichzeitig Wasser, Dünger und Pestizide einsparen. Auch die Bundesregierung hat das erkannt und fördert in den Kommunen die Umwidmung von pflegeintensiven Grünanlagen und Strassenrändern in naturnahe Wiesenflächen.

2. In Gärten und auf Balkonen einheimische Planzen anpflanzen!

Insekten in unseren Regionen bevorzugen einheimische Pflanzen. Sie haben feste, natürlich gewachsene Beziehungen zu unseren einheimischen Pflanzen entwickelt, die mit denen sie seit Jahrmillionen zusammenleben. Viele Insekten sind daher auf einheimische Pflanzen als Futterquelle und Brutplätze angewiesen.

Rund 95% aller Singvögel füttern ihre Nachkommen mit lokal vorkommenden Insekten. Untersuchungen haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Rückgang bestimmter Vogelarten sowie dem Fehlen lokaler Pflanzen und ihren Insektenpopulationen gibt. Daher sorgen einheimische Pflanzen auch für den Fortbestand unserer Singvögel. Übrigens: Auch auf Balkonen oder Flachdächern lassen sich wunderbar blühende Wildblumen aussähen, die Nektar saugenden Insekten als Nahrungsquelle dienen.

Die Schönheit eines Gartens zeigt sich nicht in der Makellosigkeit seines Rasens, sondern in der Vielfalt seiner Pflanzen und Tiere.  

3. Verzicht auf Pestizide und Herbizide!

Wer kennt das nicht: Das Unkraut wächst hartnäckig genau dort, wo wir es nicht haben möchten. Die Ameisenstraße führt mitten über unseren Sitzplatz auf der Terrasse und auf das Mückenkonzert am Abend würden wir nur zu gerne verzichten! Solche Störenfriede können unsere Geduld schnell an Grenzen bringen. Dann verspricht der Griff zur Spraydose und dem Unkrautvernichter das hartnäckige Übel endlich zu beseitigen.

Dieser 'Frieden' ist jedoch teuer erkauft. Während wir mit Pestiziden gegen Mücken, Fliegen oder Ameisen kämpfen, verbreiten wir Chemikalien, die unbeabsichtigt auch unsere übrige Insektenfauna schädigen. Gleichzeitig werden gefährliche Insektenarten, wie die Malaria übertragende Mücke, zunehmend resistent gegen die eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel.

Die verwendeten 'Kampfstoffe' finden sich mittlerweile in praktisch allen Regionen der Erde. Die Chemikalien lagern sich in Pflanzen und Tieren ab und landen letztlich so auch in unserer Nahrung. In manchen städtischen Gebieten ist die Konzentration an Pestiziden und Herbiziden bereits höher als in der Region, in der die Chemikalien ausgebracht wurden. Der Aufwand unser Trinkwasser von diesen Pestiziden und 'Unkraut'vernichtungsmitteln zu befreien ist schon jetzt enorm und die Aufbereitung wird zunehmend schwieriger. Wir vergiften uns selbst - nur für ein wenig Bequemlichkeit!

4. Die nächtliche Lichtverschmutzung reduzieren!

Die weltweite nächtliche Beleuchtung unseres Planeten zeigt sich eindrucksvoll auf Nachtflügen oder Satellitenaufnahmen. Selbst abseits großer Ortschaften fällt es heutzutage schwer, in einer klaren dunklen Sommernacht mehr als eine Handvoll Sterne am Himmel zu erkennen. Wie kommt das?

Seit den 1990er Jahren hat die Nutzung nächtlicher Lichtquellen inner- und ausserhalb von Ortschaften stark zugenommen. Verantwortlich für diese nächtliche Lichtverschmutzung sind nicht nur öffentliche Straßenbeleuchtungen, sondern ganz erheblich auch Privathaushalte und Geschäfte. Überall gibt es nächtliche Lichtquellen - viel zu oft ausschließlich zur Dekoration von Gärten und Gebäuden. Für viele Insekten bedeutet das, daß sie in ihrem natürlichen nächtlichem Verhalten beeinflusst werden. Künstliches Licht lockt Insekten an, wo sie leicht zur Beute werden oder ihre natürlichen Instinkte verlieren. Der Rückgang nachtaktiver Insekten ist in Europa bereits nachweislich höher, als der vergleichbarer tagaktiver Arten.

Abhilfe schafft, unnötiges Licht zu vermeiden und abgeschirmte Lichtquellen mit gelbem oder rötlichem Farbspektrum zu verwenden. Für Insekten ist dieses Licht weniger attraktiv. Problematisch sind auch die im Sommer häufig gegen Mücken genutzten "Elektrischen Insektenvernichter". Sie töten meist harmlose Insekten und sollten unbedingt vermieden werden. Auch wir Menschen profitieren von der nächtlichen Dunkelheit. Schlafforscher bestätigen seit langem, daß eine natürlich-dunkle Umgebung die Voraussetzung für guten Schlaf ist.

5. Chemikalien und Streusalz in der Natur vermeiden!

Naturbelassene Flüsse und Bäche und ihre Uferzonen werden von einer Vielzahl unterschiedlicher Insektenarten bevölkert. Sie benötigen sauberes Wasser und sind gegenüber chemischen Reinigungs- und Konservierungsmittel, wie sie z.B. auch für Autos, Terrassen und Gebäudeoberflächen verwendet werden, äußerst sensibel.

Der Regen wäscht den Chemiecocktail mit dem Wasser in die Kanalisation, wo es nur unvollständig gereingt werden kann und schließlich in natürliche Oberflächengewässer eingeleitet wird. Die damit eingebrachten Schwermetalle und viele weitere Schadstoffe wie krebserregende Flurkohlenwasserstoffe, Phosphor und Stickstoff verursachen massive Schäden im Ökosystem. In einigen Ländern sind Teer-basierte Fugendichtmittel auf den Straßen mittlerweile verboten, genauso wie das winterliche Auftauen von Straßen mit Salz.

Durch die sparsame Verwendung besonders umweltfreundlicher Wasch- oder Reinigungsmittel kann in jedem Haushalt ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. Konsequent ökologisch erzeugte Kosmetik- und Körperpflegeprodukte helfen zusätzlich die Wasserbelastung zu reduzieren.    

6. Insekten als nützliche und schützenswerte Mitglieder in unserem Ökosystem akzeptieren! 

Selten haben wir vor Tieren wirklichen Respekt - sofern wir sie nicht gut kennen und mit ihnen zusammenleben. In vielen Ländern haben Insekten einen schlechten Ruf, und die Menschen sind sich ihrer Bedeutung und der vielen Qualitäten kaum bewußt. Vorurteile über Spinnen z.B. sind weit verbreitet und werden oft noch durch die Medien verstärkt. In den meisten Fällen ist einfach Unkenntnis der Grund für die ablehnende Haltung gegenüber diesen nützlichen Tieren. Das muss jedoch nicht sein!

In Japan z.B. sind Insekten weit weniger verpönt als bei uns und fester Bestandteil der Kultur. Hier erscheinen Insekten animiert in populären Filmen und in Quizshows oder werden Kindern als Stofftiere geschenkt. Daß diese freundschaftliche Akzeptanz auch in unserer Kultur möglich ist, zeigt die beliebte Figur der Biene Maya. 

Es ist höchste Zeit, den Ängsten und Vorurteilen gegenüber Insekten mit mehr Aufklärung und Informationen Paroli zu bieten. Interessante und spannende Möglichkeiten diesen Tieren zu begegnen, sind Schmetterlingsfarmen, Zoos, Aquarien oder ähnliche Einrichtungen. Sie zeigen die Vielfalt und Schönheit der Insekten und ihre Nützlichkeit in unserer Umwelt. Handy-Anwendungen wie die App "iNaturalist" können schnell und unkompliziert dabei helfen, Exemplare zu identifizieren und mehr über ihre jeweilige Art zu erfahren. 

Ob man sie als Beutetiere, Abfallentsorger und Helfer für die Wissenschaft betrachtet oder schlicht wegen ihrer Schönheit bewundert - Insekten sind faszinierende Lebewesen!