Auf einen Espresso mit... Dr. Monika Michaelis

Dr. Monika Michaelis

Dass große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen, bekommt Dr.-Ing. Monika Michaelis dieser Tage besonders stark zu spüren. Denn die 39-Jährige ist nicht nur stellvertretende Leiterin und KI-Koordinatorin der U Bremen Research Alliance (UBRA), sondern gehört zum Local-Arrangements Committee der IJCAI-ECAI 2026 - der International Joint Conference on Artificial Intelligence und European Conference und Artificial Intelligence. Diese Konferenz zählt zu den weltweit bedeutendsten im Bereich der Künstlichen Intelligenz und wird Mitte August 2026 in der Hansestadt stattfinden. Definitiv ein starkes Zeichen für den Wissenschaftsstandort Bremen, aber auch viel Arbeit für das Team vor Ort. Michaelis selber hat an der Universität Bremen studiert und promoviert. Nach Stationen in Großbritannien und München kehrte sie als stellvertretende Leiterin der UBRA, verantwortlich für die Koordination von KI-Initiativen, an die Weser zurück.

Frau Dr. Michaelis, Sie haben an der Universität Bremen studiert – was hat Sie damals an diesem Studium und dem Standort besonders gereizt?

Ich war die Erste in meiner Familie, die studiert hat und an der Uni Bremen hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass genau das hier kein Hindernis ist. Die Universität versteht sich ja als offen, durchlässig und engagiert für Chancengerechtigkeit – und das habe ich wirklich so erlebt. Die gelebte Offenheit und Chancengleichheit hier waren ein wichtiger Grund, warum ich später gern nach Bremen zurückgekommen bin.

 

Gab es während Ihres Studiums oder Ihrer Promotion prägende Momente oder Personen, die Ihren weiteren Weg beeinflusst haben?

 Es gab für mich nicht den einen prägenden Moment, sondern viele Erfahrungen, die sich gegenseitig ergänzt  haben. Ich habe noch im alten Diplomstudiengang begonnen und war dann Teil des Übergangs in das Bachelor-Master-System – eine Phase, die für Studierende viele Unsicherheiten mit sich brachte und bei mir das Interesse an Hochschulpolitik und Mitgestaltung geweckt hat. Geprägt hat mich auch die Zeit im StugA und bei LiMint (Liste der MINT Studierenden), wo es genau um solche Fragen ging. Außerdem habe ich in zwei Fachbereichen studiert und damit zwei sehr unterschiedliche Fachkulturen kennengelernt. Und nicht zuletzt meine zahlreichen Hiwi-Tätigkeiten – einerseits, um das Studium überhaupt finanzieren zu können, andererseits, um möglichst forschungsnah zu arbeiten.

Welche Rolle spielt Ihre Ausbildung an der Uni Bremen heute noch in Ihrer beruflichen Praxis?

Ich glaube, das prägendste an meiner Ausbildung an der Uni Bremen ist die Haltung, Forschung nicht isoliert zu denken. Hier habe ich kennengelernt, wie wichtig Interdisziplinarität und gesellschaftliche Relevanz für gute Wissenschaft sind und das prägt meine Arbeit bis heute. Auch in meiner jetzigen Rolle geht es oft darum, Brücken zu bauen zwischen Disziplinen, Institutionen und Menschen. Dieses Verständnis von Wissenschaft als  gemeinsame Aufgabe habe ich hier zum ersten Mal kennengelernt.

Nach Stationen in Großbritannien und München sind Sie an die Weser zurückgekehrt. Wie war Ihr Weg zurück nach Bremen – und was hat Sie gereizt, wieder hier zu arbeiten?

Ich wollte ursprünglich unbedingt in der Wissenschaft bleiben und habe nach meiner Promotion einen Postdoc in Großbritannien begonnen. Der nächste geplante Schritt nach Kanada wurde dann durch die Pandemie verhindert, wie bei vielen anderen war das eine Zäsur. Nach einer interessanten Zeit in einem Start-up in München hat es mich als Wissenschaftsmanagerin wieder ins akademische Umfeld gezogen, ich bin einfach Wissenschaftlerin im Herzen geblieben. Nach Bremen hat mich schließlich neben familiären Gründen auch die Möglichkeit gereizt, institutionsübergreifend in einer Forschungsallianz zu arbeiten. Und als Nordlicht fühle ich mich hier einfach mehr zu Hause.

Die IJCAI zählt zu den renommiertesten KI-Konferenzen weltweit – was bedeutet es für Sie persönlich, diese Veranstaltung mit zu organisieren und durchzuführen?

 Die IJCAI-ECAI 2026 ist eine wichtige Konferenz für die internationale KI-Community, und ich freue mich, dass mir  das Vertrauen ausgesprochen wurde, dabei eine zentrale Rolle in den Planungen zu übernehmen. Es ist eine große Aufgabe, aber auch eine einmalige Gelegenheit. Besonders spannend finde ich, dass hier die Arbeit mit einem großartigen internationalen Team und engagierten Kolleg:innen vor Ort zusammenkommt. Und es ist schön, dazu beitragen zu können, dass sich Bremen dabei als international vernetzter, weltoffener und starker KI-Wissenschaftsstandort präsentiert.

Welche Impulse erhoffen Sie sich langfristig für den Standort Bremen und für junge Wissenschaftler:innen aus der Region?

Ich wünsche mir, dass Bremen mit der IJCAI-ECAI 2026 selbstbewusster zeigt, was hier bereits alles passiert. Die Stadt hat eine beeindruckende Forschungslandschaft, stellt ihr Licht aber manchmal ein bisschen zu sehr unter den Scheffel. Wenn es uns gelingt, diesen Moment zu nutzen, um stärker sichtbar zu werden, junge Wissenschaftler:innen aus Bremen zu ermutigen und andere hierher zu holen, wäre das ein schöner Impuls für den Standort.

Und ganz persönlich: Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz „Die Uni Bremen ist für mich …

 … ein Stück Herkunft – nicht nur geografisch, sondern auch, was die Art angeht, Wissenschaft zu denken und zu leben."