Forschungsprojekte und Kooperationen

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2. Förderphase der DFG Forschungsgruppe FOR 2718 „Modale und Amodale Kognition: Funktionen und Interaktionen“ bewilligt (Prof. Dr. Markus Janczyk, Sprecherin: Prof. Dr. Barbara Kaup, Universität Tübingen)

Die Frage wie der Mensch die internale und externale Welt repräsentiert spielt eine wichtige Rolle für die menschliche Kognition. Eine zentrale Unterscheidung ist die zwischen modalen und amodalen Repräsentationsformaten, von denen oft angenommen wird, es würde entweder das eine oder das andere Format bestimmten Domänen menschlicher Kognition (z.B. Vorstellung, Wahrnehmung, Sprache, …) zugrunde liegen. Die Forschungsgruppe geht davon aus, dass in den meisten Domänen beide Formate eine Rolle spielen und eine übergreifende Theorie die repräsentationalen Formate domänenspezifisch und domänenübergreifend verstehen muss, flankiert von entwicklungspsychologischen Aspekten und der Bedeutung der Repräsentationen für dysfunktionales Verhalten.

Prof. Dr. Markus Janczyk ist in der Forschungsgruppe PI in den Projekten A2 („Amodale und modale Repräsentationen bei Planung und Kontrolle menschlicher Handlungen“, gemeinsam mit Prof. Dr. Volker Franz, Universität Tübingen) und A4 ("Exekutive Funktionen: Basiert Proaktive Kontrolle auf Amodalen Repräsentationen?", gemeinsam mit Dr. Carolin Dudschig und Prof. Dr. Hartmut Leuthold, Universität Tübingen).

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DFG Projekt: „Validierung (einfacher) Maße zur Kombination von (Reaktions-)Geschwindigkeit und Genauigkeit" (PD Dr. Heinrich Liesefeld und Prof. Dr. Markus Janczyk)

Der Großteil experimentalpsychologischer Studien produziert zwei Leistungsmaße: die Reaktions-Geschwindigkeit (mean RTs) und Genauigkeit (Prozent richtiger Antworten; PC) beim Drücken eines von zwei Knöpfen (two-alternative forced choice tasks, 2AFC). Es ist nicht immer klar, welches der beiden abhängigen Maße am relevantesten ist, und daher in statistische Analysen einfließen sollte, und ob es unproblematisch ist, das jeweils andere Maß als nebensächlich zu behandeln. Das Hauptproblem besteht darin, dass eine starke, nicht-arbiträre Beziehung zwischen mean RTs und PCs besteht, nämlich dass eine Geschwindigkeitserhöhung eine Genauigkeitsreduktion mit sich bringt. Kombinierte Maße versuchen für diesen speed-accuracy tradeoff (SAT) zu kontrollieren, um „wahre“ Leistung widerzuspiegeln. Es wurden in der Vergangenheit einige Leistungsmaße vorgeschlagen, die beide Leistungsaspekte kombinieren und diese wurden und werden häufig in der Forschung genutzt. Das DFG-Projekt untersucht die Validität und den Geltungsbereich dieser Maße. Dies wird erreicht mittels großangelegter Simulationen mit etablierten computationalen Entscheidungsmodellen und speziell zu dem Zweck gesammelter empirischer Daten mit experimentellen Manipulationen von Leistungs- und SAT-Niveaus. Das Ziel ist, diejenigen Maße zu identifizieren (und ggf. weiterzuentwickeln), die effektiv für SATs kontrollieren und am besten die Gesamtleistung widerspiegeln und damit Orientierungshilfen zur Wahl geeigneter abhängiger Maße in zukünftigen experimentalpsychologischen Studien zu bieten, wobei ein möglicher Ausgang sein kann, dass sich keines der untersuchten Maße als geeignet erweist.

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DFG Projekt: “TwinLife” (Prof. Dr. Christian Kandler)

TwinLife ist eine längsschnittliche, interdisziplinäre Zwillingsfamilienstudie zur Entwicklung sozialer Ungleichheit. Dabei nimmt das Projekt eine genetisch informative Lebensspannenperspektive ein und berücksichtigt neben sozialen Einflüssen, sozialen Strukturen und individuellen Verhaltensmustern genetische Faktoren zur Erklärung sozialer Ungleichheit. Die Kombination aus genetisch sensitiven Daten, dem kreuzsequentiellen Survey-Design, multiple Indikatoren sozialen Erfolgs und Misserfolgs und einer Reihe von Umweltvariablen erlaubt eine hochaufgelöste Untersuchung des komplexen Wechselspiels zwischen Anlage und Umweltfaktoren in Bezug auf soziale Ungleichheit.

TwinLife Epigenetic Change Satellite

DFG Projekt: „TwinLife Epigenetic Change Satellite“ (Prof. Dr. Christian Kandler)

Die Corona-Pandemie hat seit Anfang 2020 große Veränderungen im alltäglichen Leben der Menschen mit sich gebracht. In verschiedenen Lebensbereichen sind neue Belastungen, aber auch Verschärfungen bereits bestehender Belastungen entstanden – sei es auf der Arbeit, in der Ausbildung, der Schule oder bei der Kinderbetreuung. Wie sich diese Erfahrungen auf das Leben der Menschen auswirken wird im Rahmen des Satellitenprojekts TECS (‘TwinLife Epigenetic Change Satellite’) untersucht. Darin gehen wir zusammen mit Wissenschaftler*innen des Instituts für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München der Frage nach, ob sich die Erfahrungen von Belastungen auch auf die Gen-Aktivität auswirken.

Die Belastungen durch die Corona-Pandemie und deren Folgen können nicht von allen Menschen in gleicher Weise bewältigt werden. Wie besonders betroffene Gruppen (z. B. Personen in ärztlicher Behandlung, Berufseinsteiger*innen, Selbstständige, Familien mit schulpflichtigen Kindern) die Herausforderungen der Krise bewältigen, hängt neben ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation auch von ihren persönlichen Lebensumständen ab. Es ist zu erwarten, dass darüber hinaus auch erblich bedingte Faktoren eine wichtige Rolle spielen, wie z. B. die Widerstandskraft gegenüber Stress, das Temperament oder die Persönlichkeit.

Mit unserer Forschung untersuchen wir, welche Gruppen psychisch besonders stark durch die Pandemie belastet waren – oder welche gut geschützt waren, und was dazu beigetragen hat. Daraus lässt sich ableiten, wie bestimmte Pandemie-Belastungen auf die verschiedenen betroffenen Gruppen gewirkt haben, wie die Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen die Psyche beeinflusst haben, welche Gruppen in Zukunft besonders geschützt werden müssen und an welchen Lebensbereichen solche Schutzmaßnahmen ansetzen könnten.

DFG Projekt: „Overte und koverte Aufmerksamkeit auf emotionale Gesichter in realistischen sozialen Situationen“ (Prof. Dr. Louisa Kulke)

Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu interpretieren, erleichtert soziale Interaktionen. Bisher wurden Studien zur Erforschung der Gesichtswahrnehmung überwiegend durchgeführt, indem auf einem Bildschirm im Labor Gesichtsbilder gezeigt wurden. Dabei zeigte sich, dass Menschen bevorzugt Gesichter anderer Menschen ansehen. In realistischen sozialen Situation verhalten sich Menschen allerdings oft anders als im Labor: Sie vermeiden es hier, Fremde anzustarren. Dieses Projekt vergleicht Reaktionen auf Gesichter auf einem Bildschirm mit Reaktionen auf Gesichter in live sozialen Situationen und in Videochats. Es untersucht, welche Rolle der Ausdruck von Emotionen in verschiedenen sozialen Situationen spielt. Dazu misst das Projekt Augenbewegungen mittels Eye-tracking. Teilweise richten Menschen aber ihre Aufmerksamkeit auf Dinge, die sie nicht direkt ansehen, sozusagen „aus dem Augenwinkel“. Mithilfe von Elektroenzephalographie kann auch solche verdeckte Aufmerksamkeit untersucht werden. Dies erlaubt einen Vergleich der sozialen Aufmerksamkeit in live Interaktionen, Videochats und Videos.

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Arbeitsgruppe des Instituts für Psychologie (IfP) am FB 11 Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen an internationalem DFG-Graduiertenkolleg beteiligt

The IfP group “Neuropsychology and Behavioral Neurobiology” (Prof. Dr. Dr. Manfred Herrmann) is member of an international DFG research training group (GRK 2739 „KD²School - Designing Adaptive Systems For Economic Decision-Making) that “focuses on enabling the next generation of scholars to develop adaptive systems that support economic decision-making. Economic decisions in business and in everyday life are increasingly supported by IT-based systems. As a result, these systems effectively operate as ‘cast in code’ institutions and processes, and their design influences decision makers’ interactions and behaviors. The interplay between economic decision making and system design is at the core of the KD²School as it lays the foundations for the transformation of static systems into dynamic, adaptive systems. Generally speaking, all decision-making is inherently embedded in a dynamically changing context comprising of personal (e.g., stress), task-related (e.g., complexity), and environmental factors (e.g., incentives). The key challenge then is to utilize this data and design economic institutions and their IT realizations to dynamically adapt to the context of a decision situation with the goal of improving decisions and/or reducing effort without loss of decision quality” (https://kd2school.info). Members of the IfP group “Neuropsychology and Behavioral Neurobiology” (PI: Prof. Dr. Dr. Herrmann; PhD: Negin Javaheri; affiliated members: Dr. Doehring, Revati Mulay, Prof. Fehr) are in charge of several projects making use of functional Magnetic Resonance Imaging at the interplay of decision making, behavioral and neuroeconomics (e.g. “Nudging dietary decisions with the nutri-score” (Negin Javaheri) or “Neuroscience and economics unite to study market bubbles” (Lorenzo del Puppo))

Logo für "Everyday Activity Science and Engineering"

Projekt im Sonderforschungsbereich EASE „Everyday Activity Science and Engineering” (Prof. Dr. Dr. Manfred Herrmann und Prof. Dr. Bettina von Helversen”)

EASE is an interdisciplinary research center at the University of Bremen that investigates everyday activity science & engineering. Everyday Activity Science and Engineering (EASE) is the study of the design, realization, and analysis of information processing models that enable robotic agents (and humans) to master complex human-scale manipulation tasks that are mundane and routine. EASE not only investigates action selection and control but also the methods needed to acquire the knowledge, skills, and competence required for flexible, reliable, and efficient mastery of these activities.

Logo für "Study of Personality Architecture and Dynamics"

Study of Personality Architecture and Dynamics (Prof. Dr. Christian Kandler)

Das SPeADy Forschungsprojekt möchte herausfinden, was uns als Individuen in unserem Denken, Fühlen, Streben und Handeln einzigartig macht, wie und warum unsere Persönlichkeit im Laufe unseres gesamten Lebens einerseits sehr stabil ist und sich andererseits stark verändern kann.

Vergangene und abgeschlossene Forschungsprojekte, die am IfP durchgeführt wurden

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RISE Project

Prevention of Child Mental Health Problems in Eastern Europe – Adapt, Optimize, Test, and Extend Parenting for Lifelong Health

Children in low- and middle-income countries face elevated risks of adverse experiences, which are a common cause for emotional and behavioral health problems across the lifespan. Implementing cost-effective parenting interventions suitable for vulnerable regions is the aim of the RISE project.

DFG Projekt: „Mechanismen von Backward Crosstalk Effekten beim Multitasking“ (Prof. Dr. Markus Janczyk)

Multitasking, also mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten, bringt in der Regel Leistungseinbußen in wenigstens einer der Aufgaben mit sich. Diese Einbußen werden häufig mit einem Verarbeitungsengpass (Flaschenhals-Metapher) im kognitiven System erklärt. Theoretisch besonders aufschlussreich sind daher Phänomene, bei denen Merkmale einer zweiten Aufgabe bereits die Leistung in einer ersten Aufgabe beeinflussen, sogenannte Backward Crosstalk Effekte (BCE). Basierend auf Vorarbeiten unterscheiden wir zwei Varianten solcher Effekte: Eine Variante basiert auf Kompatibilitätsbeziehungen zwischen zwei Aufgaben und rührt von einer automatischen Reaktionsaktivierung in der zweiten Aufgabe her, die mit der Reaktionsauswahl der ersten Aufgabe interagiert („kompatibilitätsbasierter BCE“). Die zweite Variante resultiert aus inhibitorischen Prozessen im Falle einer no-go Reaktion der zweiten Aufgabe, welche die Reaktionsausführung in der ersten Aufgabe verzögert. Im Vordergrund des Projektes stehen (a) zum einen die experimentelle Prüfung dieser Unterscheidung, sowie (b) zum anderen die mathematische Modellierung solcher Backward Crosstalk Effekte.

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DFG Projekt: „Enkodierung ins visuelle Arbeitsgedächtnis als visuelle Suche nach mehreren Zielreizen“ (PD Dr. Heinrich Liesefeld)

Menschen verarbeiten nur einen klitzekleinen Anteil der enormen Menge an Informationen die in jedem Moment auf ihre Sinne einströmen. Ein wichtiger Flaschenhals der visuellen Informationsverarbeitung ist ein Zwischenspeicher der als visuelles Arbeitsgedächtnis bezeichnet wird. In dem von der DFG finanzierten Projekt LI 2868/3-1 untersuchten Dr. Martin Constant und PD Dr. Heinrich Liesefeld die Hypothese, dass der Zugang zu diesem wertvollen Speicher von den selben Prinzipien abhängt, die auch bestimmen, welche Aspekte der Umwelt selektiv mit Aufmerksamkeit belegt werden. Einige der wichtigsten Publikationen und mehr Informationen zu den Ergebnissen des Projekts, finden sich hier: https://doi.org/gg5vsv, https://doi.org/gjk9jh und https://doi.org/gr6xzr

Projekt B2 „Zeitverlauf der Verarbeitung von Präsuppositionen“ im Sonderforschungsbereich SFB 833 „Bedeutungskonstitution“ (Prof. Dr. Markus Janczyk)

Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle Präsuppositionen in der Sprachverarbeitung spielen. Aufbauend auf früheren Resultaten formulieren wir ein Modell, demzufolge Hörer pragmatisch wohlgeformte Äußerungen eines Sprechers erwarten. Diese Erwartungen werden in der Verarbeitung zu Vorhersagen benutzt und inkrementell abgeglichen. Verarbeitungsschwierigkeiten entstehen bei stärkeren Verletzungen dieser Erwartungen. Wir testen Vorhersagen dieses Modells mit empirischen Daten, unter anderem aus Mouse-Tracking Experimenten, einer etablierten Methode der Kognitionspsychologie, die einen zeitlich hochauflösenden Einblick in den Zeitverlauf diskreter Entscheidungsprozesse gewährt. Mehr Informationen zu den Ergebnissen des Projektes gibt es hier.

DFG Projekt: „Die Unterscheidung menschlichen Verhaltens auf der Basis gegenseitiger Interferenzanfälligkeit“ (Prof. Dr. Markus Janczyk)

Menschen zeigen eine enorme Vielfalt von Verhaltensweisen: Diese reichen von einfachen, unvermeidbaren Reflexen (d.h., nicht-intentionalem Verhalten) bis zu Handlungen, also Verhalten, welches mit einer bestimmten Intention ausgeführt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. In letzterem Falle wird in der Psychologie mitunter eine Unterscheidung zwischen external-stimulierten und endogen-initiierten Handlungen getroffen, welche mit sogenannten forced-choice Aufgaben (ein Stimulus gibt eindeutig die eine richtige Handlung vor) und free-choice Aufgaben (ein Akteur kann zwischen mehreren, gleichermaßen richtigen, Handlungen selber wählen) operationalisiert werden. Die empirische Befundlage zu dieser Unterscheidung ist allerdings nicht eindeutig.In der ersten Projektphase wurde zur (qualitativen) Unterscheidung solcher Verhaltensweisen deren Anfälligkeit für Doppelaufgabeninterferenz herangezogen. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: (1) Nicht-intentionales Verhalten ist nicht anfällig für Doppelaufgabeninterferenz und unterscheidet sich somit qualitativ von (interferenzanfälligen) Handlungen. (2) Beide manchmal unterschiedenen Arten von Handlungen sind in gleichem Maße anfällig für Doppelaufgabeninterferenz und unterscheiden sich somit nicht qualitativ.