Auf einen Espresso mit ... Dr. Sonja Bastin

Portrait von Dr. Sonja Bastin

Dr. Sonja Bastin, Jahrgang 1984, hat von 2004 bis 2010 an der Universität Bremen Soziologie und Sozialforschung studiert und am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock promoviert. Seit 2016 arbeitet unsere Alumna als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bremer SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik.

 

Glückwunsch, Sonja! Du bist mit zehn anderen in Bremen als „Frau des Jahres 2021“ ausgezeichnet worden. Wofür gab es diese Ehrung?

Es ging dabei um Care-Arbeit. Mit dieser Auszeichnung sollten Frauen geehrt werden, die sich in der Pandemie durch ihre systemrelevanten Tätigkeiten verdient gemacht haben. Der Landesfrauenrat Bremen macht so auf ein breites Spektrum von Care-Arbeit aufmerksam. Ich selbst habe vor allem in gesellschaftspolitischen Analysen aufgezeigt, dass wir auch schon vor der Pandemie eine Care-Krise hatten und darauf hingewiesen, wie man diese Krise bewältigen kann.

Wie lässt sich das ändern?

Es sind tiefgreifende Veränderungen nötig. Wir brauchen ein Gremium, das alle Care-Bereiche repräsentiert, also Privathaushalte, aber auch Kitas oder Krankenhäuser. Diese Expert:innen können dann konkrete Maßnahmen entwickeln. Zum Beispiel gilt es anzuerkennen, dass Menschen, die privat Sorgearbeit leisten, nicht auch 40 Stunden  erwerbstätig sein können.  Eine Idee ist hier, eine Normalarbeitszeit von 30 Stunden für alle plus zusätzliche Leistungen für gemeinnützige Tätigkeiten, wie sich um die eigenen Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmern oder andere soziale Aufgaben zu übernehmen. Und das Regierungsversprechen der Unterstützung haushaltsnaher Dienstleistungen sollte eingelöst werden.

Du hast an der Universität Bremen studiert und bist jetzt hier an einer Forschungseinrichtung tätig. Warum hast Du Dich für die Uni Bremen entschieden?

Ich komme aus Stade und bin auch wegen der regionalen Nähe an die Uni Bremen gegangen. Ich hatte schon damals ein Stück Care-Verantwortung, weil ich mich auch etwas um meine drei jüngeren Geschwister gekümmert habe. Ich wollte Soziologie studieren, auch wenn mir damals viele gesagt haben,  dass das prekäre Jobaussichten mit sich bringt. Gleichzeitig zeigt sich gerade in der Krise, wie wichtig die Sozialwissenschaften sind, dass Strukturen analysiert werden, dass Vorschläge gemacht werden, auch präventiv, damit die Gesellschaft gut funktionieren kann. Insofern bin ich froh, dass ich da meinen Weg gegangen bin.

Wie hast Du dann Dein Studium erlebt?

Eine damals erst mal unerwartete, aber tolle Erkenntnis war, wie wichtig Daten und Statistiken sind, die ganze empirische Sozialforschung, und wie viele Aussagen man damit über die Gesellschaft machen kann. Ich war da in superguten Händen. Vor allem bei Dr. Manuela Pötschke, die uns richtig gut und ermutigend in diese Datenwelt mit eingeführt hat. Thematisch bin ich ganz klar eine Schülerin von Professor Johannes Huinink, der später auch meine Doktorarbeit betreute.

Aber Du hast nicht das ganze Studium in Bremen absolviert?

Ich habe in Melbourne ein Auslandssemester gemacht und in Rostock promoviert, aber ich bin dann zurückgekommen, weil ich tatsächlich auch Sehnsucht nach Bremen und dieser Uni hatte.  Nach den guten Erfahrungen hier als Studierende und Hilfskraft konnte ich mir immer gut vorstellen hier weiterzuarbeiten. Ich fand hier alles sehr stimmig, das Fachliche und die gesamte Stimmung an der Uni.

Was verbindest Du mit 50 Jahre Uni Bremen?

Das Thema Gleichstellung. Wir haben im Rahmen der 50-Jahre-Feiern die „Equal Care Day Bremen“-Veranstaltung gemacht. Dies fügt sich unmittelbar in die Geschichte und Programmatik der Uni ein, die schon mit der Gründung Gleichstellung zu einem Thema gemacht hat. Das spiegelte sich wider bei der Uni-Leitung, in Forschungsgruppen oder auch in studentischem Engagement. Mit einer neuen Veranstaltungsreihe „carat – caring all together“ ab diesem Sommer wollen wir hieran anschließen.

 

PS: Letztes Jahr hat Dr. Sonja Bastin übrigens mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil über Unterstützung von Eltern in der Krise und darüber hinaus gesprochen. 

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