Denkwerk
Denkwerk-Projekt: „Das Gewebe der Sklaverei: auf den Spuren transatlantischer Versklavung in Bremen“ (2012/13)
Erste Ergebnisse online: Bremer Denkwerk Projekt präsentiert Projektarbeiten im Netz
Pressemitteilung Denkwerk Projekt Bremen, 07.01.13
Das Bremer Denkwerk-Projekt „Das Gewebe der Sklaverei“ hat die erste Projektrunde beendet. Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge acht und zwölf auf Spurensuche in Bremens Vergangenheit im Überseehandel und transatlantischer Versklavung begeben haben, legt das Projekt nun die ersten Ergebnisse auf einer Website vor.
So sind die Jugendlichen während ihrer Arbeit in den Bremer Archiven beispielsweise auf den Fall des entflohenen Sklaven William Stepny gestoßen. Dieser wird als blinder Passagier in Bremerhaven auf einem amerikanischen Handelsschiff von Bremer Kaufleuten entdeckt und kurzerhand aufgrund gemeinsamer, transatlantischer Wirtschaftsinteressen zurückgesendet an seinen so genannten „rechtmäßigen Besitzer“.
Diese und andere Projektarbeiten sind nun auf der eigens für das Projekt entworfenen Website (http://denkwerk.szwalle.de) zu lesen. Sie geben einen guten Einblick in die komplexe Forschungsarbeit, die die Schülerinnen und Schüler für das Projekt geleistet haben. Im Herbst dieses Jahres geht das Projekt in die zweite Runde
Überraschende Funde in den Archiven: SchülerInnen des Bremer Denkwerk-Projekts graben in Bremens Vergangenheit im Überseehandel
Mit Anlauf des Bremer Denkwerk-Projekts „Das Gewebe der Sklaverei“ im Januar dieses Jahres haben sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge acht und zwölf auf Spurensuche in Bremens Vergangenheit im Überseehandel und transatlantischer Versklavung begeben.
Die Jugendlichen waren in den letzten Monaten aktiv in Museen im Bremer Umland und im Staatsarchiv Bremen unterwegs, um Antworten auf Ihre Fragen zu finden. Im Tuchmacher Museum Bramsche haben die SchülerInnen die frühe maschinelle Produktion von Stoffen beobachten können. Im Kulturgeschichtlichen Museum in Osnabrück sind sie dann auf die so genannten „osnaburghs“ gestoßen, die Leinenkleidung der Sklaven auf den Baumwollplantagen der Neuen Welt. Der Leinen für diese Kleidung wurde in Osnabrücker Webereien verlegt und dann in die Karibik bzw. in die amerikanischen Kolonien verschifft. Wieso wissen wir heute so wenig über diesen Zusammenhang? Wenn einige Bremer Kaufmannsfamilien durch den Handel mit Tabak viel Geld verdient haben, und Bremer Reichtum letztlich auf dem Leid der Versklavten auf den Tabakplantagen gründet, warum steht das dann nicht in den heutigen Schulbüchern? Wieso ist die Bremer Stadtgeschichte stolz auf die internationale Rolle seiner damals modernen Zuckermanufakturen, aber kaum jemand möchte sich daran erinnern, dass ohne Sklavenarbeit kein Zucker hätte produziert werden können?
In den Tiefen des Bremer Staatsarchivs sind die Schülerinnen und Schüler dann auf die ungewöhnliche Geschichte eines im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts geflohenen Sklaven aufmerksam geworden, der in Bremen von Bord eines Handelsschiffes ging. In den Akten haben die SchülerInnen Hinweise darauf gefunden, dass dieser auf Anfrage seines „Besitzers“ in der Neuen Welt von der damaligen Bremer Stadtregierung als ein Stück Ladung zurück geschifft wurde. Warum war es so wichtig, dass der Sklave wieder zurück verschifft wurde? Wieso konnte die freie Stadt Bremen nicht den menschlichen Willen des Versklavten respektieren und ihn ziehen lassen? An solchen Beispielen haben die Schüler begonnen, sich über Bremens Verwicklung in die transatlantische Versklavung Gedanken zu machen, und vor allem darüber, dass so wenig davon im öffentlichen Gedächtnis erhalten ist.
Diesen und anderen Fragen stellen sich die SchülerInnen nun im Klassenraum und darüber hinaus und erarbeiten in Kleingruppen ihre Forschungsergebnisse mit der Unterstützung der Professorin für African-American Studies, Prof. Dr. Sabine Broeck, dem Historiker Christoph Wieselhuber und ihren Tutoren Heather Haase und Matthias Schneider. Die Ergebnisse des mehrwöchigen Projektes der Universität Bremen und den Schulzentren Walle und Waller Ring werden auf einer für dieses Projekt eigens konzipierten und eingerichteten Website vorgestellt. Ein zweiter Durchgang, der an den Ergebnissen dieses Jahrgangs anknüpfen wird, ist für das nächste Schuljahr geplant.
Das Denkwerk-Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung mit € 28.000 gefördert und zielt darauf ab, Universität und Schule enger zu verzahnen, um SchülerInnen an Fragestellungen und Methoden der Wissenschaft heran zu führen und für die Universität zu gewinnen.
Die Spurensuche beginnt: Auftakt des Uni-Forschungsprojektes ‚Das Gewebe der Sklaverei’ am 18.01.2012 im Schulzentrum Waller Ring
SchülerInnen und WissenschaftlerInnen begeben sich gemeinsam auf Spurensuche transatlantischer Versklavung in Bremen.
Als Einstieg für das Forschungsprojekt, das sich mit den Spuren transatlantischer Versklavung in
Bremen beschäftigt, findet am 18. Januar 2011 um 19 Uhr eine Auftaktveranstaltung in der Aula des
Schulzentrums Waller Ring (Bremerhavener Str. 83) statt. SchülerInnen der Schulzentren Walle und
Waller Ring sowie deren Eltern, Lehrende und die breite Öffentlichkeit sind geladen, mehr über die
Verbindungen Bremens zum transatlantischen Sklavenhandel zu erfahren. Anhand von Kurzvorträgen
führen Kwame Nimako vom Institut zur Erforschung der Sklavereigeschichte der Niederlande (NiNsee)
aus Amsterdam, die Kunsthistorikerin Birgit Hähnel von der Universität Trier und Jochen Meissner,
Buchautor von Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei in das Vermächtnis des
Sklavereihandels für Europa ein.
Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung und unter federführender Leitung von Professorin Dr. Sabine Broeck vom Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften erkunden Bremer Schulklassen in Archiven und Museen die Frage, ob und wie die Verwicklung Bremens in Menschenhandel und Versklavung in der Neuen Welt im Bremer Gedächtnis verankert ist oder verschwindet. Das Projekt, das gemeinsam mit Lehrenden für den Abiturschwerpunkt Tiefer Süden entworfen wurde, wird von Jugendlichen der Jahrgänge acht und zwölf durchgeführt. Die Suche nach den Erinnerungsspuren des frühen Kolonialhandels führt dabei an verschiedene Orte in der Stadt und Umgebung: Im
Staatsarchiv ergründen die Schüler zum Beispiel, ob und wie die Abhängigkeit des Zucker- oder
Baumwollhandels von Sklaverei im offiziellen Gedächtnisort der Stadt auftaucht. Im
Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück wird der Verbindung des Osnabrücker Leinenhandels und
der Einkleidung der Versklavten in Übersee nachgegangen.
Die Ergebnisse des mehrwöchigen Projektes werden in einer schulischen Veranstaltung und auf einer
von den SchülerInnen eigens konzipierten und eingerichteten Website vorgestellt. Ein zweiter
Durchgang ist im Folgejahr geplant.
Das DENKWERK Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung mit € 28.000 gefördert und zielt darauf ab, Universität und Schule enger zu verzahnen, um SchülerInnen an Fragestellungen und Methoden der Wissenschaft heran zu führen und für die Universität zu gewinnen.
JournalistInnen sind auf der Auftaktveranstaltung ausdrücklich willkommen. TeilnehmerInnen stehen für mögliche Interviews gerne zur Verfügung.
Für weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich 10: Sprach- und Literaturwissenschaften
Prof. Dr. Sabine Broeck
Additional Information
Die Ergebniswebsite des Projekts ist nun online! Auf der Website werden die Ergebnisse der ersten Projektrunde zusammengetragen und präsentiert. Sie erreichen die Website unter:denkwerk.szwalle.de Im Herbst dieses Jahres geht das Projekt dann in die zweite Runde. (webpage discontinued)
Das Denkwerk-Projekt wird gefördert durch die Robert Bosch Stiftung .
Pressemeldung der Uni Bremen zur Auftaktveranstaltung (englisch).