Aktuelles
Namibia-Projekt und Bremer Afrika Archiv erforschen
Erschlossene Bestände im Universitätsarchiv Bremen
1975 besuchte der diplomatische Vertreter der SWAPO Party of Namibia, Ben Amathila, auf seiner Europareise auch Deutschland. In Bremen entstand die Idee, ein Gemeinschaftsprojekt "Politische Landeskunde Namibia" des Namibia-Instituts der Vereinten Nationen in Lusaka und der Universität Bremen zu entwickeln. Professor Manfred Hinz brachte einen diesbezüglichen Antrag in den Akademischen Senat (AS) der Universität Bremen ein. Der AS stimmte zu, die Basis für eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Namibia-Institut in Lusaka/Sambia war gelegt (11. Sitzung des AS am 14. Januar 1976).
Ziele des Projekts "Politische Landeskunde Namibias" waren:
- die Geschichtsschreibung zu entkolonialisieren
- zur Unabhängigkeit Namibias beizutragen.
Doppelte Entkolonialisierung
Das Forschungsprojekt entwickelte didaktische Materialien für die schulische und außerschulische Bildung in Namibia sowie in der Bundesrepublik Deutschland.
So entstanden Lernbücher für den Unterricht in deutschen Schulen. Die Schwerpunkte waren:
- die Verantwortung Deutschlands für die Kolonialisierung Namibias
- die vorherrschenden rassistischen Bilder in Deutschland.
Lernbücher für die Schularbeit in namibischen Flüchtlingslagern hatten den Schwerpunkt, die unterdrückte Schwarze namibische Geschichte zu erzählen.
Des Weiteren wurden Ausstellungen und Symposien zur Geschichte des Kolonialismus und der Beteiligung Deutschlands entwickelt.
Das Projekt beteiligte sich an der Konzeption von Unterrichtsfächern im später unabhängigen Namibia.
Der Bestand liegt im Universitätsarchiv Bremen und ist erschlossen. Er leistet einen Beitrag zur Auseinandersetzung Deutschlands und im Speziellen Bremens mit seiner kolonialen Geschichte, die bis heute weder genügend aufgearbeitet noch als abgeschlossen betrachtet werden kann. Auch gibt der Bestand einen Einblick in die Forschungs- und Denkansätze der 1970er bis 1990er Jahre hinsichtlich der Kolonialismusforschung. Hervorzuheben am Bremer Projekt ist, dass bereits früh rassistische Bilder und Denkstrukturen thematisiert wurden.