Spezifische Fragen für eine trans*/ inter* Population

Die Situation von trans* und inter* Personen beinhaltet spezifische gesundheitsrelevante Aspekte (Ho and Mussap, 2019; Jones et al., 2019; Kozee et al., 2012). Aus diesem Grund sollen im Folgenden Items vorgestellt werden, die sich spezifisch an diese Populationen richten.

Weitere Informationen zur gesundheitlichen Situation von trans* und inter* Personen finden Sie auf den Websiten des Bundesverbands trans* und des intergeschlechtliche Menschen e.V.

Medizinische Eingriffe oder Behandlungen bei Varianten der Geschlechtsentwicklung

Wurde im Basis-Item Set die Frage nach der ärztlichen Feststellung von „Varianten der Geschlechtsentwicklung“ mit „ja“ beantwortet, so kann es für die Fragestellung von Relevanz sein, ob auf dieser Basis medizinische Eingriffe oder Behandlungen vorgenommen wurden. Wie bereits erläutert (siehe Basis-Items), sollte diese Frage nicht direkt im Anschluss an die Abfrage der ärztlichen Feststellung gestellt werden, um eine Intergeschlechtlichkeit nicht direkt mit medizinischen Maßnahmen zu verknüpfen.

Wurden auf der Basis einer ärztlichen Feststellung von „Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD)“ jemals bei Ihnen medizinische Eingriffe oder Behandlungen vorgenommen?

     ○ nein

     ○ ja, es wurden operative Eingriffe vorgenommen, und zwar:

     ○ ja, es wurde/wird eine hormonelle Behandlung vorgenommen, und zwar:

 

     ○ bei ja: Waren Sie zur Zeit des Eingriffs vollumfänglich informiert und einwilligungsfähig?

             ○ ja

             ○ teilweise

             ○ nein

Um medizinische Behandlungen, für die sich die Betroffenen selbst entschieden haben, von solchen zu unterscheiden, die ohne ihre Einwilligung durchgeführt wurden, wird in dieser Toolbox die Bezeichnung „vollumfänglich informiert und einwilligungsfähig“ verwendet.


Seit den 1960ern war es gängige medizinische Praxis Kinder, deren körperliche Geschlechtsmerkmale nicht der männlichen oder weiblichen Norm entsprachen, bereits in sehr frühen Jahren medizinischen Behandlungen zu unterziehen, um ihre Körper anzupassen (Klöppel, 2010). Am 22. Mai 2021 trat das Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung in Kraft. Dieses fordert das Aufschieben von Behandlungen zur Anpassung des körperlichen Erscheinungsbildes des Kindes bis zu dessen Einwilligungsfähigkeit, solange diese Maßnahmen nicht überlebensnotwendig sind (Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bundesministeriums der Justiz).

Frage nach gezielten Maßnahmen zum Geschlechtsausdruck

Neben medizinischen Eingriffen und Behandlungen gibt es weitere Maßnahmen, die trans* und inter* Personen ergreifen, um ihr Geschlecht auszudrücken. Im Folgenden sollen zwei verschiedene Varianten von Items vorgestellt werden, um diese Maßnahmen zu erfassen.

Variante 1

Die erste hier vorgestellte Variante ist eine Adaption von Kozee et al. (2012), die für die Toolbox aus dem Englischen übersetzt und überarbeitet wurde.

Welche der folgenden Aussagen treffen auf Sie zu?
  1. Ich habe mich vor (Teilen) meiner Familie als trans* geoutet.
  2. Ich habe mich vor (manchen von) meinen Freund*innen als trans* geoutet.
  3. Ich habe mich vor (manchen von) meinen Kolleg*innen/ Mitschüler*innen/ Kommiliton*innen als trans* geoutet.
  4. Ich habe mich vor (manchen) meiner Vorgesetzten/ Lehrer*innen/ Dozent*innen als trans* geoutet.
  5. Ich oute mich vor Mitarbeitenden des Gesundheitssystems.
  6. Ich verwende ein zutreffendes oder kein Pronomen (z.B. sie/ ihre, er/seine, they/them).
  7. Ich habe einen neuen Namen angenommen, der besser meine Geschlechtsidentität repräsentiert.
  8. Ich habe meinen Namen entsprechend meiner Geschlechtsidentität amtlich ändern lassen.
  9. Ich habe meinen Geschlechtseintrag ändern lassen.
  10. Ich trage eine Frisur, die meiner eigenen Geschlechtsidentität entspricht.
  11. Ich trage in meiner Freizeit Kleidung, die zu meiner Geschlechtsidentität passt.
  12. Ich trage bei der Arbeit/ in der Schule/ in der Universität Kleidung, die zu meiner Geschlechtsidentität passt.
  13. Ich habe nicht-operative Maßnahmen vorgenommen, um meine Geschlechtsidentität anzupassen. Hierzu zählen beispielsweise das Verwenden von Kompressionshemden, Kompressionswesten, Binder, Penis-, Hoden- oder Brustepithesen und Perücken.
  14. Ich unterziehe mich einer Hormontherapie.
  15. Ich habe operative Maßnahmen vornehmen lassen, um meinen Körper meiner Geschlechtsidentität anzupassen.

Wenn Aussage 5 „Ich habe einen neuen Namen angenommen, der besser meine Geschlechtsidentität repräsentiert“ oder Aussage 6 „Ich habe meinen Namen amtlich ändern lassen“ zugestimmt wurde, können die folgenden Fragen zur Spezifizierung eingesetzt werden. Sie beschäftigen sich damit, wem Teilnehmende ihren neuen Namen mitgeteilt haben und ob dieser verwendet und respektiert wird.

Ich habe Teilen meiner Familie meinen neuen Namen mitgeteilt.

     ○ Wenn ja: Ich werde von meiner Familie oder Teilen meiner Familie unter meinem neuen Namen (offiziell oder inoffiziell) gerufen.

Ich habe Teilen meiner Freund*innen meinen neuen Namen mitgeteilt.

     ○ Ich werden von allen oder den meisten meiner Freund*innen unter meinem neuen Namen (offiziell oder inoffiziell) gerufen.

Ich habe Teilen meiner Kolleg*innen/ Mitschüler*innen/ Kommiliton*innen meinen neuen Namen mitgeteilt.

     ○ Ich werde von allen oder den meisten meiner Kolleg*innen/ Mitschüler*innen/ Kommiliton*innen unter meinem neuen Namen

        (offiziell oder inoffiziell) gerufen.

Wurde Aussage 7 „Ich habe meinen Geschlechtseintrag ändern lassen“ mit „ja“ zugestimmt, kann mit der folgenden Frage angeschlossen werden, um den aktuellen Geschlechtseintrag zu erfassen.

Was ist ihr aktueller Geschlechtseintrag?

     ○ männlich

     ○ weiblich

     ○ divers

     ○ es wurde kein Eintrag gemacht

Variante 2

Variante 2 ist eine komprimierte Version zur Abfrage der ergriffenen Maßnahmen zur Abbildung des Geschlechtsausdrucks.

Haben Sie Maßnahmen vorgenommen, um in Ihrer Geschlechtsidentität anerkannt zu werden?

     ○ Ich verwende einen neuen bzw. angepassten Vornamen .

     ○ Ich verwende ein angepasstes oder kein Pronomen (z.B. sie/ ihre, er/seine, they/them).

     ○ Ich habe meinen Geschlechtseintrag amtlich ändern lassen.

     ○ Ich habe meinen Geschlechtsausdruck (z.B. Gestik, Mimik, Stimmlage, Kleidungswahl, Frisur) angepasst.

     ○ Ich habe nicht-operative körperliche Anpassungen vorgenommen. Hierzu zählen beispielsweise das Verwenden von Kompressionshemden,

        Kompressionswesten, Binder, Penis-Hoden- oder Brust­epithesen und Perücken.

     ○ Ich unterziehe mich einer Hormontherapie.

Gründe gegen die Durchführung gezielter Maßnahmen zum Geschlechtsausdruck

Das folgende Item fragt ab, ob es Maßnahmen gibt, die Teilnehmende gerne durchgeführt hätten, aber aus verschiedenen Gründen verworfen haben.

Gibt es Maßnahmen, die Sie gern durchführen würden, gegen die Sie sich aber aus medizinischen, finanziellen, sozialen (z.B. Angst vor Beziehungsabbruch oder Diskriminierung) oder psychischen/emotionalen Gründen entschieden haben?

     ○ Nein

     ○ Ja, und zwar Maßnahme:___________

Aus       

     ○ medizinischen

     ○ finanziellen

     ○ psychischen/emotionalen

     ○ sozialen Gründen


Zitierte Literatur

Ho, F. and A. J. Mussap (2020). "Development of the Trans and Gender Diverse Social Anxiety Scale." Anxiety Stress Coping 33(6): 675-697. https://doi.org/10.1080/10615806.2020.1768533

Klöppel, U., 2010. XX0XY ungelöst: Hermaphroditismus, Sex und Gender in der deutschen Medizin: eine historische Studie zur Intersexualität, GenderCodes. Transcript, Bielefeld.

Kozee, H. B., et al. (2012). "Measuring Transgender Individuals' Comfort with Gender Identity and Appearance: Development and Validation of the Transgender Congruence Scale." Psychology of Women Quarterly 36(2): 179-196. https://doi.org/10.1177/0361684312442161

Jones, B. A., et al. (2019). "The Gender Congruence and Life Satisfaction Scale (GCLS): Development and validation of a scale to measure outcomes from transgender health services." International Journal of Transgender Health 20(1): 63-80.
https://doi.org/10.1080/15532739.2018.1453425