NaturenKulturen und Maritime Anthropologie
Unter diesen Schwerpunkten beschäftigen wir uns in Forschung und Lehre mit einer Bandbreite von Problemstellungen aus den Bereichen Umwelt, Energie und Ressourcen, der Medizin-, Technik- und Wissen(schaft)santhropologie sowie der sozial- und kulturwissenschaftlichen Meeresforschung. Wichtige Inspirationen liefern Perspektiven, die mehr-als-menschliche Akteure (seien es Dinge, Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen) in die Untersuchung miteinbeziehen, insbesondere Arbeiten aus dem heterogenen Feld der Wissenschafts- und Technikforschung. Die Science and Technology Studies (STS) analysieren wie Kultur, soziale Prozesse und Politik ebenso in der Anwendung von Wissen und Technologien im Alltag eine Rolle spielen wie auch in der Wissens- und Technologieproduktion selbst.
Die dichotome Trennung der Welt in eine Sphäre der Natur und eine Sphäre der Kultur wurde als Erbe der strukturalistischen Anthropologie und westlichen Moderne in den letzten Jahrzehnten grundlegend infrage gestellt. Aktuelle gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen wie die globale Erwärmung sind an der Schnittstelle von Natur und Kultur angesiedelt und brauchen eine veränderte Perspektive auf die Welt. Plastikpartikel im Meer, zum Beispiel, sorgen für die Problematisierung der Umwelteffekte von Konsumkultur, aber auch für neue Erkenntnisse über Strömungsverhalten der Ozeane. Solche Verbindungen und Verwicklungen von Natur(en) und Kultur(en) werden in der NaturenKulturen-Forschung sichtbar gemacht und dabei besonders die Dynamiken, Effekte und Politiken ihrer Vermischung und Abgrenzung diskutiert.
Seit 2014 bietet das Bremen Nature Culture Labfür Wissenschaftler:innen und Studierende der Universität Bremen sowie (internationalen) Gästen ein Experimentierfeld des Denkens, Diskutierens und Forschens.
Darüber hinaus bündelt die maritime Anthropologie am Institut Forschungsinteressen, die sich vielfältig mit Mensch-Meer-Beziehungen auseinandersetzen. Bisherige Forschungen reichen von Fragen nach der maritimen Kultur Bremens im 19. Jahrhundert und der Theoretisierung von Küstengesellschaften, über die transnationalen und lokalen Zusammenhänge von Offshore-Windkraft bis zur Beschäftigung mit Hafeninfrastrukturen, Plastikmüll im Meer oder den interdisziplinären Wissenspraxen in der Meeresforschung.