Netzwerk Agnès Varda
Essayismen, Feminismen, Modernismen
29. Internationales Bremer Symposium zum Film, 7.-10.5.2025
Agnès Varda (1928–2019) war eine ausgesprochen kreative und produktive Persönlichkeit – ihr
umfangreiches Werk umfasst sowohl Film, Fotografie als auch Installationskunst und umspannt
mehr als sechs Jahrzehnte, in denen sie sich immer wieder neu erfand. Jahrzehntelang erweiterte
sie als Wegbereiterin des modernen Films die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten des Kinos
um eine experimentierfreudige Handschrift zwischen dokumentarischem Realismus und
poetischer Fiktion, wendete sich ab dem Jahr 2000 begeistert kleinen Digitalkameras zu und
begann mit über 70 Jahren eine dritte Karriere als Installationskünstlerin.
Netzwerk:
Die Figur des Netzwerks ergibt sich gewissermaßen organisch aus Vardas Schaffen, das von Kooperation und Relationalität zu anderen geprägt ist. „Netzwerk Agnès Varda“ möchte über Autorin und Werk hinausblicken auf die sozialen Gefüge Vardas, auf die mit ihr verbundenen (historischen) Diskurse und Praktiken. „Netzwerk Agnès Varda“ fragt damit gezielt nach den Wechselwirkungen zwischen ihren Arbeiten und denen von Dritten.
Essayismen:
Vardas eigens entwickelte Methode der Cinécriture versteht sich auf das Aufsammeln und Reflektieren von Stoffen, Bildern und Geschichten. Daher prägen Assoziationen, Zufälle und Abwege ihre Filme weitaus stärker als in sich geschlossene Drehbücher.
Modernismen:
Als eine der ersten Regisseur:innen in Europa überträgt Varda modernistische Stilmittel aus der Kunst und Literatur auf die Leinwand. Ihren Filmen geht es nicht um Identifikation, vielmehr wahren sie eine gewisse Distanz, stören die Illusion, zeigen das Gemachte. Viele stellen ihre Künstlichkeit aus, betonen den "Bastelaspekt eder Fiktion" (Frieda Grafe).
Feminismen:
Spätestens seit ihrem internationalen Durchbruch mit CLÉO DE 5 À 7 (1961), in der sich die Protagonistin vom passiven Objekt männlicher Schaulust zu einer aktiv sehenden Flâneuseemanzipiert (Mouton, 2000), zeigt sich, dass Varda ihre modernistischen Affinitäten mit einer feministischen Perspektive verknüpft. Sie erzählen von weiblicher Solidarität sind in aktivistische Diskurse wie etwa um körperliche Selbstbestimmung eingebunden und reflektieren Gender-Performativität.




PROGRAMMÜBERSICHT
Die gesamte Veranstaltung (Vorträge, Filme und der Dialog „Von Varda lernen“) findet vor Ort in Präsenz statt. Akkreditierungen für Fachpublikum auf Anfrage. Der Zugang zu den Vorträgen ist grundsätzlich kostenlos. Abstracts und Informationen zu den Referent:innen finden Sie hier.
Mittwoch, 07.05.2025
18:00 Uhr // Begrüßung
18:30 // Unterschwelliges Sehen im Zwischenraum der Künste
Eröffnungsvortrag von Christa Blümlinger (Paris)
20:00 // DIE STRÄNDE VON AGNÈS
Les plages d’Agnès; R: Agnès Varda, F 2008, 110 Min., OmU
| mit Einführung von Birgit Kohler (Berlin)
Donnerstag, 08.05.2025
9:30 // Resteverwertung im Kino Agnès Vardas
Vortrag von Linda Waack (Zürich)
10:30 // Gesten des Spiels: Agnès Varda und Autor*innenschaft
Vortrag von Bettina Henzler (Köln)
11:30 // Vardas Wertabspaltungskritik im westdeutschen Fernsehen
Vortrag von Dennis Göttel (Berlin)
– Pause –
14:00 // Varda’s Mode of Production: Contextualizing Feminist Filmmaking in 1980s France
Vortrag von Kelley Conway (Madison), in engl. Sprache
15:00 // VOGELFREI
Sans toit ni loi; R: Agnès Varda, F 1985, 105 Min., OmengU
| mit Einführung von Birgit Kohler
17:30 // Im Dialog: Von Varda lernen: Filmproduktion als Manufaktur
| mit Eva Knopf (Bremen), Dennis Göttel, moderiert von Birgit Kohler
18:30 // Grußworte und Empfang
20:30 // In the Hood – Of People and Places
| Kurzfilmprogramm kuratiert und vorgestellt von Christine Rüffert (Bremen)
Freitag, 09.05.2025
9:30 // Das Ewig-Weibliche: Eine bildliche Umkehrung in Agnès Vardas CLÉO DE 5 À 7 (1961)
Vortrag von Sahar Daryab (Bamberg)
10:30 // Agnès’ Autoportraits
Vortrag von Friederike Horstmann (Berlin)
11:30 // Imagining Ageing with Agnès Varda: Feminist Perspectives on Late Life and Care
Vortrag von Shirley Jordan (Newcastle), in engl. Sprache
– Pause –
14:00 // Negotiating Motherhood
Vortrag von Colleen Kennedy-Karpat (Ankara), in engl. Sprache
15:00 // MITTWOCH ZWISCHEN 5 UND 7
Cléo de 5 à 7; R: Agnès Varda, F/I 1961, 90 Min., OmU
| mit Einführung von Birgit Kohler
17:00 // Zwischen strukturierender Funktion und Erinnerungsarbeit: Zum Einsatz der Musik in den Filmen Agnès Vardas
Vortrag von Stefan Drees (Berlin)
– Pause –
19:30 // MENSCHEN AM SONNTAG
R: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, D 1930, 74 Min., dt. Zwischentitel mit engl. UT
| Stummfilm mit Live-Musik von Eunice Martins (Berlin)
| mit Einführung von Winfried Pauleit (Bremen)
21:15 // Doppelprogramm
SALUT LES CUBAINS
R: Agnès Varda; F 1963, 30 Min., OmengU
CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria.
R: Anna Spanlang, A 2022, 35 Min., verschiedene Sprachen mit engl. UT
| mit Einführung von Birgit Kohler
Samstag, 10.05.2024
9:30 // Belebende Rhythmisierung. Agnès Vardas Photofilm SALUT LES CUBAINS im Verhältnis zu Alain Resnais und Chris Marker
Vortrag von Lars Nowak (Erlangen-Nürnberg)
10:30 // SALUT LES CUBAINS (1963). Agnès Varda in Kuba. Drei Wochen Revolution in der Karibik
Vortrag von Marta Muñoz-Aunión (Frankfurt a.M.)
11:30 // La vie pour l’art oder l’art pour la vie? Die filmische Gestaltung als Lebensprinzip
Vortrag von Mathias Barkhausen (Berlin)
– Pause –
14:00 // Interviews mit Interviewer/innen. Zur Reflexivität einer dokumentarischen Form bei Varda und Pasolini
Vortrag von Bernhard Groß (Jena)
15:00 // MENSCHENGESICHTER
Documenteur, R: Agnès Varda; F/USA 1981, 65 Min., OmengU
| mit Einführung
Über das Filmsymposium
Das Filmsymposium wendet sich mit der engen Verzahnung von öffentlichen Vorträgen, Filmvorführungen und Filmgesprächen an das filminteressierte Kinopublikum und an Fachbesucher*innen. Es ist eine langjährige Kooperation zwischen dem CITY 46 / Kommunalkino Bremen e.V. und der AG Filmwissenschaft / FB 9 Kulturwissenschaften, ZeMKI und wird gefördert durch die nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/ Bremen mbH und die DFG. Für die 29. Ausgabe kooperiert das Bremer Filmsymposium mit dem Berlin Arsenal - Institut für Film und Videokunst e.V. im Rahmen des Wanderprojekts Arsenal on Location.
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Kontakt und Information
Projektkoordination:
Nils Gloistein // Universität Bremen
Christine Rüffert // Universität Bremen
Info/Anmeldung:
Tobias Dietrich // CITY 46