(AKAD40) Erasmus von Rotterdam – „Lob der Torheit“

Die Satire „Lob der Torheit“ des Erasmus von Rotterdam war sofort nach ihrem Erstdruck im Jahr 1511 so erfolgreich, dass innerhalb weniger Jahre zahlreiche Ausgaben, darunter auch Raubdrucke, erschienen – bis zum Tod des Autors waren es 36. Obwohl die Darlegungen des Erasmus stark auf seine Zeit bezogen sind, riss bis heute die Zahl der Neuausgaben, Übersetzungen und Kommentare nicht ab. Erasmus’ Lob (und Spott) törichten menschlichen Tuns und Meinens und seine unangestrengte, humorvolle Darstellung werden als zeitlos geschätzt. Darüber hinaus ist das Buch eine reichhaltige Quelle von sprachlichen Bildern, historischen und mythologischen Figuren, kulturgeschichtlichen Vignetten und philosophischen Einsichten und Eigentümlichkeiten.

Vor der Veröffentlichung seiner provokanten Satire „Lob der Torheit“ war Erasmus öffentlich als anerkannter Theologe und Philologe in Erscheinung getreten. Nun jedoch rief die vor humorvollen Darstellungen, salbungsvollem Unfug und sprachlichen Einfällen sprühende Rede der Göttin Torheit ebenso eine begeisterte Leserschaft wie verärgerte Theologen hervor. „Keines meiner Werke wurde mit größerem Applaus aufgenommen“ schrieb Erasmus 1523. Selbst der spätere Papst Leo X. jubelte zusammen mit anderen namhaften Humanisten in Europa. Konservative Theologen sahen jedoch ihren guten Ruf beschädigt: Erasmus habe Kirchenvertreter auf eine „gottlose“ Weise dargestellt. Das „Lob der Torheit“ gehört zu den meist zensierten Schriften des Erasmus. Die Sorbonne setzte den Text 1542 auf den Index, es folgten zahlreiche kirchliche und staatliche Institutionen und schließlich 1559 der Index des Vatikan.

Die im Plauderton der souveränen Menschenkennerin verfasste Lobrede der Torheit handelt von menschlichen Narrheiten, Eitelkeit, Täuschung und Unvernunft. Allerdings betont Erasmus hierbei auch die menschliche Seite. Die Torheit sei auch eine Wohltäterin der Menschheit, ermögliche sie doch die Liebe, soziale Vereinigungen und das Theaterstück der Intellektuellen, Künstler und weltlichen und kirchlichen Eliten. Letztlich sei alles ihr zu verdanken. Die Weisheit sei bitterernst, nur die Torheit ermögliche Vergnügen. Nicht scholastisch argumentiert die Torheit, sondern mit einer eklektischen Fülle an antiken Weisheitssprüchen. Sie endet schließlich mit dem Eingeständnis, dass sie keine abschließende Begründung für die von ihr vorgetragenen Ansprüche liefern könne. Es sein ein Zeichen von Torheit, zu erwarten, dass sie wüsste, wovon sie redet.

 

Seminarlektüre:
Erasmus von Rotterdam: „Das Lob der Torheit“, übersetzt von Anton Gail. Reclam-Verlag.       ISBN: 978-3-15-014284-4 (die gelbe Ausgabe!)

Bitte beachten Sie die ISBN, denn es gibt verschiedene Ausgaben, auch bei Reclam.

Auch als eBook für eBook-Reader und eBook-Apps erhältich (ermöglicht größere Schriftarten).

Achtung: viele Buchhändler sind unzuverlässig mit den angebotenen Versionen der eBooks. Achten Sie auf die ISBN der Reclam-Ausgabe des eBooks:       978-3-15-961979-8
 


Dozent:            Björn Haferkamp

Termine:                    4 x donnerstags: 16.10.2025, 20.11.2025, 11.12.2025, 15.01.2026

Zeit:                            16:15 (s.t.) bis 17:45 Uhr

Veranstaltungsart:   hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:                    Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen in Präsenz

Entgelt als einzelne Buchung: 50,- Euro (wenn Sie diese Veranstaltung als einzige im gesamten Wintersemester 2025/26 belegen)

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