Emotionsregulation

Emotionsregulation ist der Prozess, durch den Personen beeinflussen, welche Emotionen sie haben, wann sie sie haben und wie sie diese erleben und ausdrücken. Veränderungen in der Emotionsregulation werden bei vielen verschiedenen psychischen Störungen beobachtet und berichtet. Allerdings fehlen bislang ausreichend längsschnittliche und experimentelle Belege für Emotionsregulation als Risiko- oder aufrechterhaltenden Faktor für psychische Störungen. In welcher Form Emotionsregulation bei psychischen Störungen verändert ist und ob diese Veränderungen kausal für die Entstehung psychischer Symptome sind, untersuchen wir in verschiedenen Projekten. Zusätzlich betrachten wir, wie Emotionsregulation durch Psychotherapie verändert wird.

Aktuelle Forschungsprojekte

Meta-Analyse: Können Schwierigkeiten in der Emotionsregulation spätere psychische Symptome vorhersagen?

Projektbeteiligte: Barbara Cludius (Universität Bremen), Pauline Tenbrüggen (Universität Bremen), Celina Müller (Universität Würzburg), Verena Semmlinger (LMU, München), Martin M. Smith (University of British Columbia)
Projektleitung: Nathalie Claus (Universität Bremen)

Defizite in der Emotionsregulation (auch genannt: Emotionsdysregulation) gelten als ein Faktor, der grundlegend mit einer Vielzahl psychischer Symptome zusammenhängt. Viele Menschen, die unter einer psychischen Störung leiden, haben gleichzeitig auch Schwierigkeiten, mit ihren Gefühlen umzugehen. Hierbei sind die zeitlichen Zusammenhänge jedoch noch größtenteils unklar: Kann Emotionsdysregulation das Ausmaß an Symptomen zu einem späteren Zeitpunkt vorhersagen? Oder liegen zuerst psychische Symptome vor, die spätere Emotionsdysregulation vorhersagen? Gilt der Zusammenhang vielleicht auch in beide Richtungen?

Zu diesem Zweck führen wir eine Meta-Analyse (hier präregistriert) durch und fassen systematisch alle Studien zusammen, die sich bisher mit diesen zeitlichen Zusammenhängen beschäftigt haben. Der Fokus liegt dabei nicht auf einzelnen Strategien der Emotionsregulation, sondern explizit auf globalen Defiziten in der Emotionsregulation.

Pornografiekonsum zur Emotionsregulation: Welche Rolle könnten Pornos im Umgang mit negativen Gefühlen spielen?

Projektbeteiligte: Linus Bingger (Universität Bremen)
Projektleitung: Nathalie Claus (Universität Bremen)

Ein häufiges Motiv zur Nutzung von Pornografie ist die Regulation negativer Gefühle. Allerdings ist unklar, wie effektiv diese Form von Emotionsregulation tatsächlich ist und wie sehr die Effektivität von anderen Faktoren abhängt (z.B. vom konkreten pornografischen Material oder von den Pornografienutzungsgewohnheiten).

Unsere experimentelle Studie soll untersuchen, wie sich das Ansehen pornografischer Materialien auf das Erleben eines negativen Gefühls auswirkt. Dabei soll geprüft werden: 1) Welche Wirkung zeigt das pornografische Material im Vergleich zu neutralen Filmausschnitten?; 2) Welche Wirkung zeigt Mainstream- im Vergleich zu feministischem Filmmaterial?; 3) Gibt es Unterschiede in der Wirkung abhängig von den bisherigen Nutzungsgewohnheiten der Teilnehmer? Hierbei soll insbesondere sogenannter problematischer Pornografiekonsum berücksichtigt werden, also ein Konsum, der sich als Verhaltenssucht verstehen lässt.

Emotionsregulation im Alltag

Projektbeteiligte: Barbara Cludius (Universität Bremen), Nathalie Claus (Universität Bremen), Aleya Flechsenhar (LMU, München), Franziska Motka (LMU, München), Celina Müller (Universität Würzburg), Verena Semmlinger (LMU, München), Julia Funk (LMU, München), Philipp Sckopke (LMU, München), Felix Schönbrodt (LMU, München), Angelika Stefan (LMU, München), Gabriela Werner (LMU, München), Caroline Zygar-Hoffmann(LMU, München)

Im Rahmen eines größeren Projekts untersuchen wir verschiedene Fragestellungen im Bereich von Emotionsregulation. Dafür werten wir Daten aus einer Ecological Momentary Assessmentstudie aus, bei der Personen aus der Allgemeinbevölkerung drei Mal täglich Fragen auf ihrem Smartphone beantwortet haben.Die Daten wurden für Forschende in einem sicheren Repositorium zugänglich gemacht (ZPID).

Folgende Fragestellungen werden untersucht: Beeinflusst die Intensität negativer Emotionen, welche Emotionsregulationsstrategien gewählt werden (intrapersonal vs. interpersonal: https://osf.io/dwnya; engagement vs. disengagement: https://osf.io/6ch3b)? Schützt Emotionsregulationsvariabilität vor einem Anstieg psychischer Symptome (https://osf.io/d69rz)?

Publikationen

  1. Zygar-Hoffmann, C., Motka, F., Schönbrodt, F. D., Stefan, A., Sckopke, P., Werner, G., Cludius, B. & Claus, N. (2025). Emotion regulation, motivation and relationship quality at the beginning of the Covid-19 pandemic in 2020: 4-week experience sampling and 7-month longitudinal study in a healthy sample in a partner relationship (Version 1.0.0) [Data and Documentation]. Trier: Research Data Center at ZPID. https://doi.org/10.5160/psychdata.znce21em06
  2. Claus, N., Flechsenhar, A., Motka, F., Sckopke, P., Schönbrodt, F. D., Stefan, A. M., Werner, G.G., Cludius, B., & Zygar-Hoffmann, C. (2025). Interpersonal versus intrapersonal emotion regulation: Intensity of negative emotion predicts usage probability. Emotion. https://doi.org/10.1037/emo0001508
  3. Müller, C.L., Jelinek, L., Schmidt, A.F., Mannsfeld, A.K., Miegel, F., Cludius, B. (2024). Mediation analyses of longitudinal data investigating temporal associations between inflated sense of responsibility, obsessive–compulsive symptoms, and anger suppression. Journal of Clinical Psychology. https://doi.org/10.1002/jclp.23729
  4. Herzog, E., Voß, M., Keller, V., Koch, S., Takano, K., & Cludius, B. (2022). The benefits of physical exercise on state anxiety: Exploring possible mechanisms. Mental Health and Physical Activity, 100478. https://doi.org/10.1016/j.mhpa.2022.100478
  5. Schumm, H., Krüger-Gottschalk, A., Dyer, A., Pittig, A., Cludius, B., Takano, K., Alpers, G. W., & Ehring, T. (2022). Mechanisms of Change in Trauma-Focused Treatment for PTSD: The Role of Rumination. Behaviour Research and Therapy, 148, 104009. https://doi.org/10.1016/j.brat.2021.104009
  6. Cludius, B., Mannsfeld, A. K., Schmidt, A. F., & Jelinek, L. (2021). Anger and aggressiveness in obsessive–compulsive disorder (OCD) and the mediating role of responsibility, non-acceptance of emotions, and social desirability. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 271(6), 1179–1191. https://doi.org/10.1007/s00406-020-01199-8
  7. Cludius, B., Mennin, D., & Ehring, T. (2020). Emotion regulation as a transdiagnostic process. Emotion, 20(1), 37–42. https://doi.org/10.1037/emo0000646
  8. Landmann, S., Cludius, B., Tuschen-Caffier, B., Moritz, S., & Külz, A. K. (2020). Changes in the daily life experience of patients with obsessive-compulsive disorder following mindfulness-based cognitive therapy: Looking beyond symptom reduction using ecological momentary assessment. Psychiatry Research, 286, 112842. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2020.112842
  9. Landmann, S., Cludius, B., Tuschen-Caffier, B., Moritz, S., & Külz, A. K. (2019). Mindfulness predicts insight in obsessive-compulsive disorder over and above OC symptoms: An experience-sampling study. Behaviour Research and Therapy, 121, 103449. https://doi.org/10.1016/j.brat.2019.103449
  10. Külz, A. K., Landmann, S., Cludius, B., Rose, N., Heidenreich, T., Jelinek, L., Alsleben, H., Wahl, K., Philipsen, A., Voderholzer, U., Maier, J. G., & Moritz, S. (2019). Mindfulness-based cognitive therapy (MBCT) in patients with obsessive–compulsive disorder (OCD) and residual symptoms after cognitive behavioral therapy (CBT): A randomized controlled trial. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 269(2), 223–233. https://doi.org/10.1007/s00406-018-0957-4