Studium

Lateinamerikanische Geschichte als Studienschwerpunkt bzw. als eigenständiges Studienfach kann in Deutschland erst seit den 1960er Jahren studiert werden. 1961 wurde in Köln der landesweit erste Lehrstuhl für iberische und lateinamerikanische Geschichte eingerichtet. Prof. Dr. Richard Konetzke, Meineke-Schüler und  international ausgewiesener Historiker, der zur Geschichte Spaniens und Lateinamerikas geforscht und gelehrt hat, wurde zum Nestor der historischen Teildisziplin in Deutschland. Bis heute stellt die Abteilung für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte der Universität zu Köln ein wichtiges Zentrum der historischen Lateinamerika-Forschung in Deutschland dar.

Inzwischen gibt es aber auch an zahlreichen anderen Universitäten die Möglichkeit, lateinamerikanische Geschichte zu studieren [1]– teils als eigenständiges Studienfach, teils als Teil eines breiter angelegten Geschichtsstudiums. Das ist auch an der Universität Bremen der Fall, wo die Geschichte des amerikanischen Doppelkontinents mit einer Professur am Institut für Geschichtswissenschaft vertreten wird.

Veranstaltungen zur lateinamerikanische Geschichte werden an der Universität Bremen sowohl im Bachelor-Studiengang Geschichte, als auch in den beiden Master-Studiengängen „Geschichte“ und „Modern Global History“ angeboten. Im Bachelor-Studiengang geschieht dies zumeist – in Anlehnung an die jeweilige Semesterplanung des Instituts – im Rahmen der Pflichtmodule „Einführung in die Neure und Neueste Geschichte“ und „Einführung in die Europäische und Außereuropäische Geschichte“. Aber auch andere Module des Studiengangs können Themen aus dem Bereich der lateinamerikanischen Geschichte aufgreifen. Weiterführende Informationen zum Bachelor-Studiengang Geschichte sowie zum Master-Studiengang Geschichte finden Sie auf den Seiten des Instituts für Geschichtswissenschaft. Informationen zum Master-Studiengang „Modern Global History“ finden Sie unter www.modern-global-history.de. Die Lehrveranstaltungen zur lateinamerikanischen Geschichte an der Universität Bremen werden von den MitarbeiterInnen der Arbeitsgruppe „Geschichte Lateinamerikas“ sowie vereinzelt auch von Lehrbeauftragten durchgeführt.


[1] Zu nennen sind hier die Universitäten Freie Universität Berlin, Universität Bielefeld, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Universität Erfurt, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Hamburg und Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

 

Wer sich mit der Geschichte und der Kultur der lateinamerikanischen Länder beschäftigt, verlässt die vertrauten Pfade. Er lässt sich auf eine Region ein, deren Entwicklung deutlich anders verlief als die Europas und die bis heute prägend ist.

Dabei ist die Geschichte des amerikanischen Doppelkontinents während der Kolonialzeit auch europäische Geschichte; im Falle des spanischen Amerika sind es 300 Jahre, in denen die Neue Welt mit der Alten Welt auf engste Weise verbunden ist. Die politischen, religiösen, gesellschaftlichen und kulturellen Grundlagen werden in dieser Zeit gelegt.

Mit der politischen Emanzipation im 19. Jahrhundert verändert sich diese Beziehung. Die nationalstaatliche Entwicklung verläuft dennoch immer noch in Auseinandersetzung und im Austausch mit Europa, dessen Kultur und Wirtschaft.  Ein Studium der Geschichte Lateinamerikas führt an der Universität Bremen sowohl in die Kolonialzeit als auch in die Geschichte der Nationalstaaten ein. Es erlaubt einen Blick auf eine andere Moderne, auf andere politische, soziale und wirtschaftliche Bedingungen und öffnet den Fokus für dreiundzwanzig Staaten, die ethnisch heterogen, klimatisch und geographisch sehr unterschiedlich sind und vielfach sehr eigene historische Wege gegangen sind.

In den Studienprogrammen des Instituts für Geschichtswissenschaft steht neben der Fachwissenschaft auch der Erwerb von Kenntnissen in der Aufarbeitung, Präsentation und Vermittlung von Wissen im Mittelpunkt. Hier werden wichtige Schlüsselqualifikationen erworben.

Studieninteressierte sollten Englischkenntnisse und die Bereitschaft mitbringen, Spanisch zu lernen. Für alle, die den Studienschwerpunkt auf Brasilien legen möchten, ist Brasilianisch Voraussetzung. Grundkenntnisse der französischen und der italienischen Sprache sind von Vorteil.

Darüber hinaus gilt für die Geschichte Lateinamerikas wie für die Geschichte insgesamt, dass es sich um ein Studium handelt, das leseintensiv ist. Spaß an der Lektüre von und an der Arbeit mit Texten und Quellen ist daher Grundvoraussetzung.

Studieninteressierte sollte sich auch frühzeitig über die Möglichkeiten eines Aufenthaltes im Ausland informieren.

Ein Studienaufenthalt im Ausland wird im Zusammenhang mit dem Studium der Geschichte Lateinamerikas empfohlen. Ein Auslandssemester in Spanien oder Lateinamerika eröffnet neue Perspektiven, verhilft zu besseren Spanischkenntnissen und erlaubt Einblicke in einen anderen Studien- und Lebensalltag. Aber auch in den USA, Frankreich oder England ist das Fach der Geschichte Lateinamerikas an vielen verschiedenen Universitäten vertreten. Ein Studienaufenthalt in diesen Ländern macht mit anderen Forschungsschwerpunkten innerhalb dieser historischen Teildisziplin ebenso vertraut, wie mit einer weiteren Fremdsprache.

Über die Möglichkeiten eines Studien- oder Praktikumsaufenthaltes im Ausland berät Sie das International Office der Universität Bremen. Unter folgendem Link finden Sie die Kontaktdaten und zahlreiche weitere Informationen:

https://www.uni-bremen.de/studium/starten-studieren/studium-international/studieren-im-ausland

Ferner ist für Studierende, die sich für lateinamerikanische Geschichte interessieren, die Kooperationen mit der Universidad de Guadalajara, Mexiko, mit dem Centro de Estudios Históricos del Colegio de Michoacán in Zamora, Mexiko, sowie mit der Pontificia Universidad Javeriana, Bogotá, Kolumbien, und der Universidad del Valle in Calí, Kolumbien, zu erwähnen. Sollten Sie Fragen speziell zu diesen Kooperationen haben, so können Sie sich auch gerne direkt an Prof. Dr. González de Reufels wenden, die selbst in Mexiko als profesora invitada gelehrt hat.

Für Absolventen der Geschichtswissenschaft gibt es kein vorab definiertes Berufsbild, das alle Studierenden gleichermaßen anstreben könnten. Vielmehr vermittelt ein Studium der Geschichtswissenschaft neben den fachwissenschaftlichen Kenntnissen und Arbeitsmethoden Schlüsselqualifikationen, die in nahezu allen Berufsfeldern gefragt sind. Hierzu gehören beispielsweise die schriftliche und mündliche Präsentation von Arbeitsergebnissen, Moderationstechniken, eine fundierte Analysefähigkeit und Methoden der Arbeitsorganisation.

Wie vielfältig die Wege sind, die Historiker nach ihrem Studienabschluss einschlagen können, macht auch ein Projekt deutlich, das Studierende des Instituts für Geschichtswissenschaft in den Wintersemestern 2006/2007 und 2007/2008 durchgeführt haben. Dieses Projekt verfolgt unter dem Titel „Geschichte als Beruf?“ den Weg von 25 Historikern in die verschiedensten Berufsfelder. Das Spektrum der beruflichen Möglichkeiten reicht dabei vom universitären Wissenschaftsbetrieb über die Arbeit in Archiven, Museen oder der Denkmalpflege bis hin zu beruflichen Tätigkeiten im Verlagswesen, den Medien, der politischen Bildung oder der Entwicklungshilfe. (Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter http://www.projektdidaktik.de/netzwerk/personen/burkhard_sachse.html)

Ein nachgewiesener Studienschwerpunkt auf der „Geschichte Lateinamerikas“ qualifiziert Studierende darüber hinaus in besonderem Maße für eine berufliche Tätigkeit im internationalen Kontext. Dies ergibt sich aus den im Studium erworbenen und vertieften Fremdsprachenkenntnissen, den Erfahrungen, die im Rahmen beispielsweise eine Auslandsaufenthaltes gemacht werden,  sowie aus der Aneignung einer Regionalexpertise mit Blick auf den südamerikanischen Kontinent. Zu denken ist hierbei an eine Tätigkeit bei internationalen Organisationen, politischen und kulturellen Stiftungen, im Auswärtigen Amt, aber auch in den international orientierten Abteilungen der Hochschulverwaltung und der Privatwirtschaft.

Ein Studium der Geschichtswissenschaft kann die Grundlage für eine Vielzahl von beruflichen Perspektiven bilden.  Die berufspraktische Orientierung findet im Rahmen von Praktika, Auslandsaufenthalten und Studienschwerpunkten statt und ist Teil der eigenverantwortlichen Lebensplanung der Studierenden.

Hier handelt es sich um eine Starthilfe für Studieninteressierte bzw. für alle, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen.

Handbücher und Überblickswerke zur lateinamerikanischen Geschichte (Auswahl)

  • Encyclopedia of Latin American history and culture, 5 Bände, hrsg. v. Barbara Tenenbaum, New York, u.a.: Scribner’s [Signatur der SuUB h hil 329 a/100].
  • Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, 3 Bände, hrsg. v. Walther L. Bernecker, Raymond Th. Buve, John R. Fischer, Horst Pietschmann, Hans Werner Tobler, Stuttgart: Verlag Klett-Cotta. [Signatur der SuUB: h hil 329 ea/590]
  1. Band: Mittel-, Südamerika und die Karibik bis 1760, erschienen 1994.
  2. Band: Lateinamerika von 1760 bis 1900, erschienen 1992.
  3. Band: Lateinamerika im 20. Jahrhundert, erschienen 1996.
  • The Cambridge History of Latin America,  11 Bände, hrsg. v. Leslie Bethell, Cambridge: Cambridge University Press [Signatur der SuUB h hil 329 ea/966]
  • Zur Nationalgeschichte einzelner Länder Lateinamerikas sei auf folgende Reihen verwiesen, die als erste Lektüre empfehlenswert sind: „Kleine Geschichte …“ aus dem Beck Verlag (Beck’sche Reihe) und „A Concise History …“ aus dem Verlag Cambridge University Press.

Fachzeitschriften

Auswahl der in der SuUB vorhandenen Titel

  • Jahrbuch für Geschichte Lateinamerikas (von 1964 bis 1997 unter dem Titel Jahrbuch für Geschichte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas erschienen) [Signatur der gebundenen Bände in der SuUB: z hil 329 ja/340]
  • The Hispanic American historical review [Signatur der gebundenen Bände in der SuUB: z hil 329 jc/762]
  • Historia Mexicana [Signatur der gebundenen Bände in der SuUB: z hil 330 jh/393]
  • Latin American Research Review [Signatur der gebundenen Bände in der SuUB: z hil 329 jc/148]
  • Latin American perspectives : a journal on capitalism and socialism [Signatur der gebundenen Bände in der SuUB: z pol 300 8aa/156]

 

Recherchemöglichkeit über Jstor

In der Kategorie „Latin American Studies“ finden Sie verschiedene fachwissenschaftliche Zeitschriften: http://www.jstor.org/action/showJournals?selectDiscipline=43693408&browseType=discipline&x=10&y=11

Institutionen und Organisationen der (historischen) Lateinamerika-Forschung

Online-Informationen

Mehr zu den Seminaren, die im Laufe des Semesters belegt werden können, finden Sie hier

Simon Gerards Iglesias
Biblioteca Tornquist im Gebäude des Banco Central, 2019.
Aktualisiert von: M.Fritzsche