(AKAD02) „Zurück in die Zukunft?“ Metamorphosen der STADT

Wir leben im Zeitalter der globalen Verstädterung: Die WELT wird STADT und die STADT wird WELT. Und, es gibt keinen Zweifel: Über die Zukunft der Menschheit wird in den großen Städten und Metropolen der Welt entschieden. Gefragt wird nach Visionen, Entwürfen und Konzepten einer „Zukunftsstadt“, nach Vorstellungen eines zukünftigen Zusammenlebens…doch wo bleiben die großen umfassenden Entwürfe idealer Städte vergangener Zeiten?

Die (Groß-) STADT als Bühne, Labor und Werkstatt spannungsreicher moderner Vergesellschaftung ist ein typisches Konstrukt der europäischen Moderne. In der Zeit aufstrebender Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts geboren, verkörperte die Europäische Stadt - im Unterschied zu anderen Stadtformationen - die menschengestaltete Zukunft: Lange Zeit galt sie als Versprechen und Möglichkeitsort eines guten Lebens für alle, als ein Ort der Emanzipation, der Kultur und der Demokratie. Die Europäische Stadt - historisch gesehen - ein Ausnahmemodell, ist nur noch ein Auslaufmodell, das im transnationalen Städtesystem längst an Bedeutung verloren hat.

„Metamorphosen" im Sinne von Häutungen, Wandlungen, Veränderungen bedeuten auf STADT bezogen deren immerwährenden Gestalt- und Strukturwandel. Mit der Betonung auf „Metamorphosen der STADT“ wird hervorgehoben, dass sich die Erscheinung von STADT von Beginn an nicht nur grundsätzlich gewandelt hat, sondern sich ständig weiterverändert. Mehr noch: Unter den heutigen Bedingungen einer beschleunigten Verstädterung, wachsender Migrationsprozesse, globalen Vernetzung und nicht zuletzt eines tiefgreifenden Klimawandels zeigt sich, dass - mehr denn je – das Überleben der Menschheit von der inneren wie äußeren Wandlungsfähigkeit der Städte abhängt.
Allerdings findet Zukunft nur STADT, wenn sich möglichst viele Beteiligte einbringen (können): Im Dazwischen des vergangenen Nicht-mehr und dem zukünftigen Noch-nicht muss STADT sich behaupten, muss sie weitergedacht, aktiv gestaltet werden. Entscheidend sind die Fragen, was sich überhaupt lohnt, erinnert zu werden und was es an Erzählungen, Traditionen, an gewachsenen Strukturen und kollektiven Erfahrungszusammenhängen braucht, um überhaupt urbane Qualitäten zu entfalten.

Dabei stellen sich allerdings grundlegende Fragen: Können wir überhaupt über nur eine Zukunft diskutieren? Angesichts unterschiedlicher Ausprägungen von Herausforderungen und Problemlagen in den Städten der Welt können sicherlich nur viele Lösungsansätze Veränderungen und zukunftsfähige Konzepte voranbringen. Schließlich ist STADT weit mehr als nur Architektur und Infrastruktur: Sie ist gedachte, gebaute, gelebte Kultur der jeweiligen Stadtgesellschaft.

In den seit einigen Jahren diskutierten und entworfenen Konzepten einer „Smart City“ geht es insbesondere um High Tech und effiziente Infrastrukturen, und - dabei unbestritten - um wichtige Aspekte wie Mobilität, Energieversorgung, Vernetzung… für die Gestaltung einer zukunftsfähigen, nachhaltigen und resilienten STADT. Wo aber bleibt das „menschliche Maß“ (Jan Gehl), das erst eine Stadt lebendig und lebenswert macht?

Die Veränderung bzw. Neugestaltung einer Gesellschaft durch künstlerische Gestaltung und intervenierende Stadtplanung war und ist bis heute eine faszinierende wie verheißungsvolle Vorstellung. In den Blick geraten bereits realisierte Entwürfe idealer (Plan-) Städte oder realisierte Projekte der historischen Bauhaus-Bewegung, die nicht nur funktionale Architektur und edles Design, nicht nur Ästhetik, Stil und Form in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellte, sondern wesentliche Beiträge zur Schaffung städtischer Sozialitäten und damit zu einer urbanen Stadtentwicklung leisteten. Auch wenn heute wesentliche Merkmale modernen Lebens nicht mehr Industrialisierungsprozesse, sondern die vorab skizzierten Herausforderungen sind, haben sich einige BAUHAUS-Ideen und Realisierungen weltweit verbreitet, und wurden - mit lokalspezifischen Erfordernissen / Bedürfnissen korrespondierend - in jeweils bestehende gesellschaftspolitische und kulturelle Kontexte übersetzt und weiterentwickelt. Daraus ergibt sich ganz allgemein die Frage, an welchen Erkenntnissen und Orientierungen anzuknüpfen wäre und welche visionären Entwürfe und tragfähigen Modelle sich auf globaler Ebene auch mit Blick auf die menschengerechte Entwicklung zukünftiger GLOBAL CITIES gewinnen ließen.

In diesem Kontext zeigt sich deutlich, dass es heute auch nicht mehr ausschließlich um das ‚Recht auf Wohnen‘ oder das ‚Recht auf Stadt‘ gehe kann. Es bedarf einer Grundidee für den globalen Maßstab: Dabei formuliert das ‚Recht auf Welt‘ nicht nur einen Anspruch, sondern auch eine Verpflichtung, immer verbunden mit existentiellen Fragen: Welche Moderne, welchen Fortschritt wollen wir eigentlich? Es schließen sich weitere Fragen an: Gibt es eigentlich ein allgemeinformuliertes und -gültiges „Recht auf Welt“? Wie könnte es aussehen? Wie ließe es sich aushandeln bzw. gestalten?

Das Seminar vermittelt – medial gestützt und in kritischer Auseinandersetzung - Einblicke in bereits realisierte Entwürfe idealer (Plan-)Städte sowie in aktuelle Diskurse, Positionen, Konzepte, Strategien, (Alltags-) Praxen von STADT und zeigt wichtige internationale Trends / Impulse zukünftiger Stadtentwicklung auf.

 

 

Literatur:
Für das Seminar wird eine Textsammlung in Form eines Readers zur Verfügung gestellt.

 


Dozentin:    Dr. Ursula Dreyer

Zeit:         dienstags,      10:00 s.t. - 12:30 Uhr   (14.10.2025 – 20.01.2026)

Veranstaltungsart:    nur in Präsenz (Akademie, Raum B 0770)

Hinweis:    Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen

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