(AKAD16) Poesie in Bewegung - Der Cirque du Soleil / Stelzenart und noch mehr …

Mit einem philosophischen Blick auf Walter Benjamins „Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“

Es ist fast eine märchenhafte Geschichte. Der jugendliche Kanadier Gay Laliberte macht erster Erfahrungen als Straßenkünstler und Feuerschlucker. Mit 16 Jahren hat er so viel Geld gespart, dass er nach London reisen kann. Er schläft dort auf einer Parkbank und arbeitet mit Zirkuskunststücken, verdient Geld, kann sich nun ein Zimmer leisten und lernt, dass Zirkuskünste Geld einbringen können.

Geht zurück nach Kanada, schließt sich Stelzenläufern an, gründet 1982 eine erste Truppe aus Schauspielern, Gauklern, Feuerschluckern, Musikern und Stelzenläufern. Die bekommt 1984 den Auftrag eine Show zur 450 Jahrfeier von Kanada zu konzipieren. Das Märchen nimmt seinen Lauf. Die Show ist außerordentlich, der Ruf ist geschaffen. Gay Laliberte hat Visionen jenseits der Zirkustradition, es sind Visionen von Geschichten, Bewegungskünsten, Licht und Traum. Träume für Erwachsene.
Aus dem träumenden Jugendlichen wird ein Unternehmer, der seine Künstler nach ihrer Aura einschätzt, der es auf 1.200 Angestellten aus 50 Nationen bringt, später sollen es 4.000 Menschen in 44 Shows rund um die Welt werden. Der seine Artisten bestens versorgt mit drei Essen pro Tag einem Extra-Proben-Zelt. Der seine Überschüsse in die Förderung von Wasserstellen in armen Regionen steckt: eine komplexe Persönlichkeit mit der Wucht einer Rakete, die er auch noch besteigen wird. Aber von ihm wird im Seminar weniger die Rede sein, als vielmehr von der neuen Art, Zirkus zu denken, der allerdings von sich sagt: „ich träume nicht, ich handele“.

Das Poetische des Cirque du Soleil soll nicht analysiert, zerhackt, bis zur Unkenntlichkeit zerredet werden, sondern wird im Seminar präsentiert wie ein kostbares Mal, das mit aller Andacht verkostet werden will. Um aber den Unterschied einer gewöhnlichen Akrobatik-Nummer und die außergewöhnlich durchkomponierten Nummern des Cirque du Soleil wahrzunehmen, werden Vergleiche vorgestellt, z.B. auch die Kür eines Olympia-Siegers am Reck mit Einlagen der Recknummern des Cirque du Soleil, deren Scouts regelmäßig bei den olympischen Spielen sind, um weitere künftige Artisten zu sichten. Die Artisten des Cirques sind perfekt, aber Perfektion allein ist langweilig, ein Sujet, Kostüme, die geschminkten Gesichter, die Musik, die Inszenierung und vor allem die Lichtregie machen die einzelnen Nummern zum wagnerianischen Gesamtkunstwerk.

Hier nun lohnt es, Walter Benjamins Beitrag zum Thema „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ zur Hand zu nehmen und seine Ausführungen mit der Kunst der heutigen Zeit abzugleichen.

Es ist geplant, auch die Stelzenart von Bremen in den Blick zu nehmen. Janine Jaeggi hatte Visionen, hatte Visionen vom Karneval, vom Stelzenlauf, hatte Visionen von einer Straßenkunst, die verzaubert, staunen lässt. Hier gibt es Überschneidungen mit den Anfängen des Cirque du Soleil. Und aus einer Vision ist der größte Sambakarneval Europas geworden. Im Seminar werden allerdings die stilleren Anteile betrachtet, gewürdigt.

Wir werden die Stelzenart in den Blick nehmen.

Es ist außerdem geplant, eine Tänzerin des Cirque du Soleil ins Seminar einzuladen, um aus ihren Erfahrungen zu berichten. Träume werden geschaffen, dahinter steckt Arbeit, Engagement, Leidenschaft.
 


Dozentin:             Dr. Monika Thiele

Termine:           montags,   13.10.2025 – 26.01.2026

Zeit:                   12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr

Veranstaltungsart:  hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:   Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

Kontakt

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Nicole Lehmkuhl
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