(AKAD46) Die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts

Dieser aus der Geschichtsschreibung entlehnte Begriff bildet die Klammer für eine Reihe von Vorträgen über Entwicklungen in der Kunst, die sich diesem Zeitraum zuordnen lassen. Genau betrachtet ist der Zeitraum auszuweiten. Sein Beginn ist – im deutschsprachigen Raum – mit der Niederlage im 1. Weltkrieg und damit verbunden dem Zusammenbruch der Monarchien anzusetzen. Das Ende ist mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und - damit verbunden - dem Ende innovativer Kunstbestrebungen sowie dem Exodus vieler fortschrittlicher Künstler*innen erreicht.
Es ist eine Zeit, die dem Individuum ein bisher ungekanntes Maß an Freiheiten zugestanden hat. Allerdings wird auch der mit der industriellen Revolution beginnende Verlust althergebrachter Sicherheiten noch weiter forciert.

Für die Kunst ist es eine Zeit großer Freiräume, in denen fast alles möglich scheint. Kriegstraumata werden thematisiert und die Vertreter*innen der alten Ordnung scharf kritisiert. Ein Zweig der Malerei begibt sich auf den Weg in die Abstraktion, ein anderer versucht sich am Gegenständlichen in der „Neuen Sachlichkeit“. Dada erklärt sich zur "Nicht-Kunst". Der Surrealismus etabliert sich als eine viele Bereiche des kulturellen Schaffens umfassende Bewegung. Im Futurismus findet sich ein Optimismus über die Machbarkeit von Allem durch technischen Fortschritt. Bauhaus und De Stijl setzen neue Maßstäbe in Design und Architektur. Der (Stumm-)Film wird von Regisseuren wie Murnau, Pabst, Lang, Eisenstein zu einer neuen Kunstform entwickelt.

Für dieses Semester sind drei Vorträge zu den Themen Dadaismus, deutscher Stummfilm und zur Neuen Sachlichkeit geplant. Die Inhalte sollen kurz skizziert werden.
 

Dadaismus

Kann man etwas erklären, das sich jeder Deutung verweigert. Vor diesem Problem steht jeder, der versucht anderen etwas über Dada zu erzählen. Dada ist verrückt und das mit Absicht.
In den Jahren des ersten Weltkriegs hat eine Gruppe avantgardistischer Künstler*innen in der friedlichen Schweiz mit künstlerischen Mitteln versucht, der verrückt gewordenen Welt einen Spiegel vorzuhalten. Einer Welt, die für fragwürdige Ideale Millionen junger Menschen in den Tod schickt und auch der Zivilbevölkerung Terror und Hunger bringt. Eine solche Welt muss verrückt sein. Und dieser Irrationalität kann nur mit Irrationalität begegnet werden.
Das ist Dada.

Dada hat die Grenzen zwischen bildender Kunst, Theater, Lyrik, Musik und Tanz verschwimmen lassen und ihre Formen und Inhalte für sich genutzt. Der Vortrag ist der Versuch einer Berichterstattung, weniger eines analytischen Kommentars der Geschehnisse zwischen 1916 und 1924.
Die Werke von Hugo Ball, George Grosz, Max Ernst, Hanna Höch und vielen anderen dienen der Illustration dieses „Wahnsinns“.
 

 (Stumm-)Film in Deutschland

In den 20ern bilden sich die Strukturen heraus, die ein erzählbares Geschehen in Bildfolgen umsetzt. Dass dem Einsatz von Sprache durch die Zwischentitel enge Grenzen auferlegt waren, war vielleicht sogar von Vorteil. Handlungsstränge, Parallelgeschehen, Spannung, Komik – alles musste in fortlaufende Bilder umgesetzt werden.

In Deutschland begann diese Entwicklung mit dem Rückgriff auf die Bildwelt des Expressionismus. Am Ende standen Filme, die in ihrer Form das amerikanische Erzählkino vorwegnahmen – Auch in ihrer personellen Ausstattung, wie die Namen Zinnemann, Wylder, Lubitsch, Stroheim und andere belegen.

Im Vortrag werden Ausschnitte aus den Filmen

  • Das Kabinett des Dr. Caligari (1920)
  • Nosferatu – Sinfonie des Grauens (1922)
  • Der letzte Mann (1924)
  • Metropolis (1927)
  • Berlin – Sinfonie einer Großstadt (1927)
  • Menschen am Sonntag (1930)

gezeigt.

 

Neue Sachlichkeit

Der Bezeichnung „Neue Sachlichkeit“ ist als Titel einer Ausstellung von 1925 von Gustav Friedrich Hartlaub geprägt worden. Der Begriff ist weniger eine Stilbezeichnung als eher Kennzeichnung einer Haltung, die einer Gruppe von Künstlern und Künstlerinnen gemein war. Sie grenzte sich ab vom Expressionismus sowie von den Anfängen der Abstraktion. Als Gemeinsamkeiten sind die scharfe Detailtreue, Nüchternheit und Distanziertheit der Darstellung zu nennen. Zeitlich fällt die Neue Sachlichkeit mit der Existenz der Weimarer Republik (1918 – 1933) zusammen. Der Nationalsozialismus hat die Bilder als entartet gebrandmarkt.

Die Bildthemen waren stark beeinflusst von den Nachwirkungen des 1. Weltkrieges, sozialen Ungerechtigkeiten sowie der Urbanität des Lebens. Es lassen sich zwei Richtungen unterscheiden

  • Veristisch (Otto Dix, Georges Grosz u.a.), Betonung sozialer Ungerechtigkeiten und agitativ in der Darstellung
  • Klassizistisch (Christian Schad, Anton Räderscheidt u.a.) kühle Distanziertheit und Strenge in der Darstellung

Ein später Vertreter dieser Richtung ist der Maler Konrad Klapheck (1935 – 2023), der mit seinen detailgenauen Darstellungen von Alltagsgegenständen eine Klammer zu den Formen realistischer Darstellungsweisen im späten 20. Jahrhunderts bildet.
 

Die Vorträge bilden in sich abgeschlossene Einheiten. Das gesprochene Wort wird durch Bildbeispiele (unbewegt und bewegt) unterstützt.
 


Dozent:            Manfred Janssen

Termine:             3 x montags,                12.01. + 19.01. + 26.01.2026

Zeit:                  14:00 s.t. - 15:30 Uhr

Veranstaltungsart:      hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 50 Personen in Präsenz

Entgelt als einzelne Buchung: 45,-Euro (wenn Sie diese Veranstaltung als einzige im gesamten Wintersemester 2025/26 belegen)

Kontakt

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Maike Truschinski
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