Lehrphilosophie
Unsere Lehrphilosophie im Fachgebiet Nachhaltiges Management
Akademische Fähigkeiten beruhen auf einem soliden Fachwissen. Dieses vermitteln wir in unseren Lehrveranstaltungen. Zusätzlich möchten wir mit den Studierenden generelle Fähigkeiten erarbeiten, die zur Bewältigung der Komplexität moderner Wirtschaft und Gesellschaft benötigt werden. Für beide Fähigkeiten verfolgen wir diese Lehrphilosophie. Dazu gehört heute auch der kompetente und verantwortungsvolle Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI): Wir verstehen KI als Ressource, die Lernprozesse unterstützen, Reflexion vertiefen und Forschung anregen kann – stets eingebettet in menschliches Urteilsvermögen, Transparenz und Werteorientierung.

Lehrziel:
Wir ermöglichen den Studierenden neue Zugänge zu Inhalten und Kompetenzen, mit denen sie eine komplexe und nachhaltige Welt human und effizient mitgestalten können. Unsicherheiten aushalten und Ambiguitäten bewältigen zu können, sind wichtige Voraussetzungen für Change Agents der heutigen Zeit. KI kann hier als Denkpartner dienen, um Perspektiven zu erweitern (z. B. beim Strukturieren von Literatur, beim Visualisieren von Zusammenhängen oder beim Generieren von Fragen). Zugleich üben wir, Grenzen von KI zu erkennen (Bias, Halluzinationen, Datenqualität) und Ergebnisse kritisch zu prüfen. Wir helfen den Studierenden zudem, ihren eigenen Lern- und Entwicklungsfortschritt beobachten und beschreiben zu können – unter anderem durch reflektierte KI-gestützte Lernjournale, in denen Nutzung, Nutzen und Grenzen dokumentiert werden.
Menschenbild
Die Studierenden bringen vielfältige Erfahrungen aus ihrer bisherigen Bildungslaufbahn mit. Sie sind zum größten Teil daran gewöhnt, fremde Vorgaben zu erfüllen und definierte Zielbilder zu erreichen. Wir möchten hingegen Lernräume und Lernfelder öffnen, die eine aktive Mitgestaltung, gemeinsames Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden ermöglichen. Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Studierenden nach anfänglicher Unsicherheit durchaus bereit sind, Eigenverantwortung für ihre Lerninhalte und ihre Lernziele zu übernehmen und dies als große persönliche Bereicherung empfinden.
In diesem Sinne gehen wir davon aus, dass die Studierenden als Erwachsene und selbstbestimmte Individuen die volle Verantwortung für ihren Lernprozess und ihren reflektierten KI-Einsatz übernehmen. Als Lehrende begleiten wir sie durch das unüberschaubare Theorie- und Praxisfeld im Kontext von Nachhaltigkeit und Leadership und ermöglichen ihnen, diese Kontexte mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen und Resonanzen zu verknüpfen. Transparenz über den Einsatz von KI (Prompting, Quellen, eigene Beiträge) ist Teil dieser Selbstverantwortung.
Werte
Im Lehr-Lern-Prozess begegnen wir uns als Menschen, denen verschiedene Dinge wichtig und wertvoll sind. Wir wünschen uns eine ehrliche und vertrauensvolle Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Studierenden, in großem Respekt für die unterschiedlichen Rollen, die wir innehaben. Die Studierenden sollen ihren eigenen Zugang zu unseren Themen finden dürfen und die Aspekte verfolgen können, mit denen sie besonders in Resonanz gehen. Wir wollen ko-kreative Lernprozesse gestalten, in denen nicht nur Bewährtes reproduziert, sondern auch Neues hervorgebracht werden kann. Dazu zählen wir die kooperative Arbeit mit KI ebenso wie KI-freie Phasen bewusster Vertiefung.
Rückmeldungen wollen wir primär als konstruktives und wertschätzendes Feedback im Prozess geben und nicht erst als formale Bewertungen am Schluss – um damit produktive Lernschleifen anzuregen und Selbstreflexionsprozesse zu begleiten. Feedback kann durch geeignete KI-Werkzeuge vorbereitend unterstützt werden (z. B. Strukturhinweise), die finale Bewertung und Verantwortung bleiben jedoch menschlich. Noch müssen wir als Lehrende Prüfungsleistungen bewerten. Hierbei ist es uns wichtig, sehr gute Leistungen, die sich im Sinne von Engagement und persönlicher Entwicklung widerspiegeln können, auch hervorheben und entsprechend bewerten zu können. Wir nutzen daher die Notenskala in ihrer Bandbreite. KI-Unterstützung ist in klar definierten Aufgaben zulässig, wenn sie offengelegt, kritisch reflektiert und korrekt zitiert wird (inkl. Prompts/Versionen). Bewertet werden Qualität, Eigenleistung und der verantwortungsvolle Umgang mit KI.
Lehrinhalte, Wissen und Persönlichkeitsentwicklung
Lehrinhalte finden sich in Büchern, in Zeitschriften, in Online-Formaten und in Filmen. Sie sind reichlich vorhanden. Wissen hingegen wird in jedem Kopf einzeln konstruiert, es kann nicht von einem Kopf in den anderen übertragen werden. Wir konstruieren das Wissen in unseren Veranstaltungen gemeinsam und reflektieren immer wieder seine Kontextabhängigkeit. KI verstehen wir hier als Werkzeug der gemeinsamen Wissenskonstruktion – etwa zum Erzeugen von Hypothesen, zum Vergleichen von Argumenten oder zum Sichtbarmachen von Annahmen. Triangulation bleibt dabei zentral: KI-Outputs werden mit Quellen, Erfahrungen und Diskursen abgeglichen.
Persönlichkeitsentwicklung wird immer wichtiger, um in komplexen Situationen konstruktive Entscheidungen treffen zu können. Persönlichkeitsentwicklung ist für eine Universität noch eine ganz neue Aufgabe. Gemeinsam tasten wir uns an die Aufgabe heran, uns als Persönlichkeiten selbstreflexiv und eigenverantwortlich einzubringen, auch wir Lehrenden. KI kann als Spiegel dienen, blinde Flecken sichtbar zu machen (z. B. durch alternative Formulierungen oder Perspektiven), ohne menschliche Urteilskraft zu ersetzen. Hierzu nehmen wir eine coachende Haltung im Lehr-Lern-Prozess ein, denn Coaching als eine Begleitung von individueller und institutioneller Komplexitätsbewältigung scheint in diesem Kontext eine steigende Bedeutung zu bekommen. Unsere coachende Haltung umfasst auch „KI-Coaching“: gutes Prompting, saubere Dokumentation, ethische Reflexion (Datenschutz, Urheberrecht, Fairness).
Lehrmethoden und -formen
Das Thema Nachhaltigkeit und Leadership braucht neben den herkömmlichen Lehrformaten, wie wir sie auch digital in der Virtuellen Akademie Nachhaltigkeit anbieten, zudem im Sinne eines Deep Learning musterbrechende Formate und innovative Visualisierungsformen. Diese sind für die Studierenden oftmals unbekannt und stellen zuweilen eine Herausforderung dar. Wir haben aus der Erfahrung jedoch festgestellt, dass Studierende und Lehrende durch das Sprechen über gemeinsame Bilder und Erfahrungen einen tieferen Reflexionsprozess durchlaufen.
Daher arbeiten wir viel mit Systemaufstellungen als Visualisierungs- und Erkundungsformat für Komplexität und fordern in Check-In- und Check-Out-Runden zur offenen Selbstreflexion auf. KI kann hier vorbereitend unterstützen (z. B. beim Sammeln von Stakeholder-Perspektiven, beim Generieren von Szenarien oder beim Strukturieren von Beobachtungen) – die Erkundung selbst bleibt leiblich-dialogisch. Die Studierenden sind eingeladen, nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem ganzen Körper zu lernen. Zusätzlich sind Studierende über Student-Peer-Review-Verfahren aufgefordert, sich gegenseitig bei der persönlichen Weiterentwicklung Feedback zu geben. KI-gestützte Feedback-Hilfen können den Blick schärfen; entscheidend sind jedoch die eigenen Beobachtungen und die wertschätzende Haltung.
Wir gestalten bewusst auch KI-freie Lernfenster, in denen Konzentration, Kreativität und Urteilskraft ohne technische Unterstützung geübt werden. So bleiben Mündigkeit, Integrität und Verantwortung Richtschnur unseres gemeinsamen Lernens.

