(AKAD07) Die Autorinnen der Gruppe 47

Wer denkt bei der 1947 von Hans Werner Richter ins Leben gerufenen Gruppe nicht sofort an Autoren wie Alfred Andersch, Günter Eich, Heinrich Böll, Günter Grass, Martin Walser? Oder die zahlreichen weiteren Autoren, die literaturgeschichtlich nach wie vor präsent sind: Paul Celan, Wolfdietrich Schnurre, Helmut Heißenbüttel, Peter Bichsel, Jürgen Becker, Hans Magnus Enzensberger, Erich Fried, Walter Höllerer, Horst Bienek, Johannes Bobrowski, Siegfried Lenz, Peter Rühmkorf, Dieter Wellershoff, Wolfgang Weyrauch, Walter Höllerer, Uwe Johnson, Alexander Kluge, Peter Weiss, Friedrich Christian Delius, Peter Härtling, Peter Handke? Bei den Autorinnen stechen sicher Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger hervor, um die es in diesem Seminar daher eben nicht gehen soll. Weitere Namen von Autorinnen scheinen auch für literaturgeschichtlich Interessierte schwerlich aufzutreiben. Wer kommt schon auf Ingeborg Drewitz, Gisela Elsner, Gabriele Wohmann, Helga M. Novak oder Barbara Frischmuth? Und folgende Autorinnen sind vielleicht heute gänzlich unbekannt und verdienen es daher, wiederentdeckt zu werden: Ruth Rehmann, Barbara König, Elisabeth Borchers, Elisabeth Plessen, Renate Rasp, Ingrid Bácher, Christa Reinig.

Die Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert widmet sich in ihrer am 08. Februar 2024 erscheinenden Studie „Einige Herren sagten etwas dazu. Die Autorinnen der Gruppe 47“ der literaturgeschichtlich vernachlässigten „weiblichen“ Perspektive auf die Gruppe 47. Ausgangspunkt des Seminars soll daher Seiferts Forschung sein, die vielfältige Anknüpfungspunkte bietet. Welchen Anteil an der Gruppe tragen die Autorinnen über Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger hinaus – angefangen vom Gründungstreffen 1947, den wechselhaften 50er und 60er Jahren, bis hin zur Auflösung 1967? Welche Haltung hatten die Männer der Gruppe – sowohl Autoren wie auch Literaturkritiker – zu den Frauen? Wie war das Selbstbild der Autorinnen? Wie gingen sie mit Lob und Kritik an ihren Texten, aber auch mit Stilisierungen ihrer Person oder mit Benachteiligungen in der öffentlichen Wahrnehmung um? Interessant ist in manchen Fällen sicher auch, wie die literarischen Lebenswege dieser Autorinnen nach 1967weitergingen. Im Seminar soll außerdem gefragt werden, was die Texte der Autorinnen uns heute sagen können. Eröffnen sie eine neue Perspektive auf die Literatur und das Leben der Menschen der 50er und 60er Jahre?

Die Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert fiel bereits 2021 mit ihrem Sachbuch „Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ auf. Darin legt sie überzeugend dar, dass die Mechanismen des Literaturbetriebs die Wahrnehmung und Tradierung der Literatur von Autorinnen eher entgegenwirken. Umso erfreulicher ist es, angeregt durch Seiferts aktuelle Studie Autorinnen (wieder) zu entdecken, die die Literaturgeschichte seit 1945 beeinflusst und mitgestaltet haben. Seifert, die auch als Übersetzerin aus dem Englischen und Amerikanischen tätig ist, wirkt als Mitherausgeberin der Reihe „rororo Entdeckungen“, in der Romane unbekannter Autorinnen des 20. Jahrhunderts (wieder)veröffentlicht werden.
 

Im Verlauf des Seminars werden Ausschnitte aus Seiferts Studie, Materialien zu den Autorinnen und ausgewählte Texte bereitgestellt.
 


Dozentin:          Dr. Ina Düking

Zeit:                  12 x montags,    14:15 s.t. - 15:45 Uhr

Termine:           08.04., 15.04., 22.04., 29.04., 06.05., 13.05., 27.05., 03.06., 10.06., 17.06., 24.06., 01.07.2024

Veranstaltungsart:      Online-Seminarreihe

Kontakt

Wir sind für Sie da:

Nicole Lehmkuhl
Maike Truschinski
Jaroslaw Wasik

Büro:
Zentralbereich / Raum B0670
Bibliothekstraße 2A

Sprechzeiten:
Mo - Fr 10:00 - 12:00 Uhr

Telefon: 0421- 218 61 616
Telefax: 0421 - 218 61 606
eMail: seniorenprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Sie möchten sich anmelden?

[Zur Online-Anmeldung]