(AKAD08) Nora Bossongs Roman „Schutzzone“ (2019)

Die 1982 in Bremen geborene Autorin Nora Bossong sticht als kritische Stimme der Gegenwartsliteratur hervor. In ihrem preisgekrönten Roman „Schutzzone“ (2019) spürt Bossong den großen politischen wie persönlichen moralischen Fragen nach: gibt es ein Erhaben-Sein über das Leid der Welt? Wie greifen Verantwortung und Macht ineinander? Der Roman folgt einer jungen Frau namens Mira, die nach Stationen bei der UN in New York und in Burundi nun für die Vereinten Nationen in Genf arbeitet. Bei einem Empfang trifft sie Milan wieder, in dessen Familie sie als Kind zeitweise gelebt hatte. Die Begegnung entfaltet die frühere Nähe auf komplizierte Art und Weise wieder, so dass Mira schließlich an die Grenzen der Beziehung zu Milan stößt.

Hinzu kommt, dass Mira sich ihrer Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi stellen muss, was ihr bisheriges Selbstverständnis ins Wanken bringt. Neben den genannten Aspekten stellt Bossong auch die Frage nach dem Verhältnis von Augenzeugenberichten zur Wahrheit. So lässt sie eine der Figuren darauf hinweisen, dass sich die politischen Akteure nicht auf die Vielzahl an Geschichten berufen, sondern auf das Völkerrecht. Trotzdem müsse erzählt werden, gerade um die Widersprüche des Erlebens auszuhalten zu lernen. Das Seminar erforscht das Werk einer Literatin, die bevorzugt unbequeme gesellschaftspolitische Fragen stellt. Durch die Thematisierung verschiedener politischer Konflikte des 20. und bisherigen 21. Jahrhunderts entblößt die Autorin vergebliche Friedensbemühungen, diplomatische Ohnmachtserfahrungen und wirtschaftliche Problematiken der globalisierten Welt. Das Beschreiben von Brüchen in den privaten Beziehungen aufgrund der politischen Lage verhilft zu einer kritischen Reflexion der zugrunde liegenden Werte und Normen sowie ihrer literarischen Gestaltung.

Nora Bossong studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Komparatistik an der Universität Potsdam, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität La Sapienza in Rom. Ihr Studium schloss sie mit einer Magisterarbeit zur Inszenierung des Bösen bei David Lynch ab. Außerdem studierte sie 2001 bis 2005 am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Nach ihrem Romandebüt wurde Bossong für lyrische und prosaische Arbeiten mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet. Frühere Romane sind „Gegend“ (2006), „Webers Protokoll“ (2009) und „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ (2012). Zuletzt beachtet wurde Bossongs Essayband „Die Geschmeidigen. Meine Generation und der neue Ernst des Lebens“ (2022).

 

Der Roman „Schutzzone“ (2019) liegt als Suhrkamp-Taschenbuch vor.
 


Dozentin:         Dr. Ina Düking

Zeit:                 13 x donnerstags, 14:15 s.t. - 15:45 Uhr

Termine:         04.04., 11.04., 18.04., 25.04., 02.05., 16.05., 23.05., 30.05., 06.06., 13.06., 20.06., 27.06., 04.07.2024

Veranstaltungsart:      nur in Präsenz (Akademie, Raum B 0770)

Hinweis:   Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen

Kontakt

Wir sind für Sie da:

Nicole Lehmkuhl
Maike Truschinski
Jaroslaw Wasik

Büro:
Zentralbereich / Raum B0670
Bibliothekstraße 2A

Sprechzeiten:
Mo - Fr 10:00 - 12:00 Uhr

Telefon: 0421- 218 61 616
Telefax: 0421 - 218 61 606
eMail: seniorenprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Sie möchten sich anmelden?

[Zur Online-Anmeldung]