(AKAD11) Das Undarstellbare in der Philosophie und den Künsten

Wie kann man eine Sprache – einen künstlerischen Ausdruck – finden für das, was sich der Darstellbarkeit zu entziehen scheint?

Ausgehend von dieser Frage soll es im Kurs darum gehen, auf welche Weise Undarstellbares in der Philosophie gedacht und in den Künsten zum Ausdruck gebracht wurde. Wichtig dabei ist, dass es sich beim Undarstellbaren um eine rhetorische Figur (Topos) handelt, die eine Problemstellung verdeutlicht, welche diskursiv nicht hinreichend artikulierbar ist, weil das Auffassungs- und Darstellungsvermögen des Subjekts angesichts eines gewaltigen Naturphänomens oder eines komplexen Kunstwerks an seine Grenzen stößt (vgl. Sander 2008).

Während die historisch vorgängigen Positionen von Kant (1724-1804) und Burke (1729-1797) den Topos des Undarstellbaren in Form des Erhabenen vor allem an die Naturerfahrung des Subjekts banden, verlegen es Adorno (1903-1969) und Lyotard (1924-1998) in die Kunst. In beiden Entwürfen, der Fragment gebliebenen Ästhetischen Theorie Adornos und Lyotards ästhetischen Schriften, soll dabei die Kunst eine „Kommunikation des Unkommunizierbaren“ (ÄT, S. 292) ermöglichen und damit zugleich Formen der Darstellung für ein Nicht-Darstellbares ins Werk setzen, das mit der Erfahrung der Unbegreiflichkeit von inkommensurablem Leid zu tun hat.

Denn beide gehen von der Erfahrung des Holocaust aus und fragen danach, wie das Subjekt mit dieser offenbar der Kultur innewohnenden, enthumanisierenden Tendenz umgehen kann, die in die Entmenschlichung geführt hat. Über einen Vergleich der künstlerischen Strategien zur Darstellung von Undarstellbarem bei Adorno (formphilosophischer Ansatz der Kunst) und Lyotard (Kunst als Ereignis) hinaus, soll es im Kurs auch darum gehen, wie ein vergleichbares Darstellungs- bzw. Verständnisproblem gegenwärtig aus der für das Subjekt undurchschaubaren Zunahme an Komplexität in vielen Bereichen des Wissens (künstliche Intelligenz, Digitalisierung) und der Lebenswelt (Globalisierung, Klimakatastrophe) resultiert.

Darstellungsprobleme, die mit dem Paradox des eigentlich Nicht-Darstellbaren zu tun haben, das im künstlerischen Werk gleichwohl zum Ausdruck findet, sollen an Beispielen aus der erzählenden Literatur (Peter Weiss, Peter Nadas, Hubert Fichte, Katja Petrowskaja), der bildenden Kunst (Marc Rothko), dem Film (Godard, Tarkowskij), der Musik (Cage) und den Performing Arts (Abramović, Viola) diskutiert werden.

Für den generellen Zusammenhang wird die Monografie „Der Topos der Undarstellbarkeit. Ästhetische Positionen nach Adorno und Lyotard“ (2008) von Sabine Sanders zugrunde gelegt, für die Anwendung auf den Film Ralf Beuthans Dissertation „Das Undarstellbare: Film und Philosophie“ (2002).
 


Dozent:          Dr. phil. André Steiner

Zeit:               mittwochs, 12:00 s.t. - 13:30 Uhr   (ab 03.04.2024)

Veranstaltungsart:       hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

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