(AKAD26) Deutsche Literatur nach 1945 - Kunst- und Literaturgeschichte der Moderne 12

Anders als die Werke der bildenden Kunst ist die Literatur nach 1945 weniger einheitlich. Neben traditionellen Formen (Werner Bergengruen, Elisabeth Langgässer) wurden die Neuerungen der modernen Literatur nach 1945 weitergeführt: In der Epik die personale Erzählform mit  erlebter Rede und inneren Monolog (Max Frisch, Wolfgang Koeppen), beim Drama die offene, epische Form (Friedrich Dürrenmatt, Peter Weiss) und in der Lyrik das hermetische Gedicht (Paul Celan, Ingeborg Bachmann).

Konnte die bildende Kunst nach 1945 in Fortführung der Gegenstandslosigkeit aus der Zeit nach 1910 eine neue, von der Vergangenheit unbelastete Sprache (die Weltsprache der abstrakten Kunst) entwickeln, musste die Literatur die belastete Sprache der nationalsozialistischen Vergangenheit verwenden. Neue literarische Formen wie die amerikanische Kurzgeschichte (Ernest Hemingway, William Faulkner, John Steinbeck) und das Hörspiel halfen, eine neue Sprache zu finden. In einer Beschreibung der ersten Tagung der Gruppe 47 von Hans Werner Richter werden auch die Probleme der Sprache benannt: „Jedes vorgelesene Wort wird gewogen, ob es noch verwendbar ist, oder vielleicht veraltet, verbraucht in den Jahren der Diktatur, der Zeit der großen Sprachabnutzung. […] Verworfen werden die großen Worte, die nichts besagen“. Viele Kurzgeschichten aus dieser Zeit (Wolfgang Borchert, Heinrich Böll) sind in einer kargen, lakonischen Sprache geschrieben: „Die neue Sprache, die so entstand, war nicht schön. Sie wirkte keuchend und kahl.“ (Wolfdietrich Schnurre)

Die Kahlschlag- oder Trümmerliteratur der ersten Nachkriegsjahre kann als politischer und kultureller Neubeginn einer Stunde Null erachtet werden, der aber bald schon in der Restaurationszeit der fünfziger Jahre verloren geht.

Gedanklich von Bedeutung waren für die Literatur der Nachkriegszeit neben der Psychoanalyse die Kritische Theorie und die französische Existenzphilosophie. In den Romanen von Hans Erich Nossack, Alfred Andersch und Max Frisch wird die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun existenzphilosophisch thematisiert. Der Mensch hat die Freiheit, sein Leben selbst zu entwerfen: „der Mensch ist nichts Anderes als wozu er sich macht.“ (Jean-Paul Sartre)

Die Kritische Theorie geht Mitte der vierziger Jahre von einer sich selbst zerstörenden Aufklärung und einer Remythisierung des Denkens in kulturindustriell beherrschten Gesellschaften aus („Dialektik der Aufklärung“). In diesem historischen Kontext der Dekadenz hatte Theodor W. Adorno 1951 mit dem Satz „nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“ eine in Aporie mündende Diskussion über die historische Bedeutung von Kunst bewirkt.
 

In dem Seminar werden neben der Literatur auch philosophische Texte der Zeit besprochen.
 


Dozent:             Dr. Karl Heinz Wölke

Zeit:                  mittwochs, 16:00 s.t. - 17:30 Uhr   (ab 03.04.2024)

Veranstaltungsart:       hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

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