(AKAD45) Zypern - die geteilte Insel

„Insel am Kreuzweg der Geschichte“, hat man Zypern genannt. Denn unabhängig ist die Insel selten gewesen. Selbst die Zeiten der Blüte, die späte Bronzezeit und die Jahrhunderte der Stadtkönigtümer, waren für Zypern Epochen im Schatten umliegender Großmächte. Der letzte Besatzer, die großen Briten, räumten 1960 Zypern bis auf einen Flugplatz und ermöglichten dem Land die Unabhängigkeit. Doch mit der war die Enosis nicht zufrieden. Sie wollte den Anschluss an Griechenland. Als das nicht funktionierte, organisierte die Nationalgarde am 15. Juli 1974 im Auftrag der griechischen Militär-Junta einen Putsch und der von ihr eingesetzte Präsident Nikos Sampson proklamierte die Enosis mit Griechenland. Daraufhin kam es zum Einmarsch von türkischen Truppen, die den Nordteil der Insel besetzten. Dadurch wurde die von der Türkei favorisierte Teilung faktisch durchgesetzt. Nach diesen Ereignissen konnte sich auch die Junta in Griechenland nicht mehr halten und brach zusammen. Seitdem ist die Insel in eine türkisch-zyprische Republik im Norden und eine griechisch-zyprische Republik im Süden geteilt. Diverse Einigungsversuche scheiterten danach immer wieder.

Warum also ist Zypern für Touristen interessant? Erstens sind die Grenzen zwischen den beiden Republiken für Touristen nicht unüberwindbar. Zweitens gibt es neben archäologischen Sehenswürdigkeiten wie den Ruinen griechischer Tempel, in kunsthistorischer Hinsicht noch mancherlei zu bieten: So z. B. beeindruckende gotische Kirchen und Klöster aus der Zeit der Kreuzfahrer und vollständig ausgemalten Kirchen und Kapellen, Kleinodien der byzantinischen Kunst, die in den Tälern und Dörfern des Troodosgebirges ihrer Entdeckung harren und last not least zwei ehemals katholische Kathedralen, in denen heute in Richtung Mekka zu Allah gebet wird.

Und für uns Deutsche ist der heutige politische Zustand auch von Interesse. Denn während wir die Einheit unseres geteilten Landes vom russischen Führer Michael Sergejewitsch Gorbatschow plötzlich und unverhofft in den Schoß gelegt bekamen, ist ein solches Geschenk vom türkischen „Sultan“ Erdogan wohl in naher Zukunft nicht zu erwarten.

Als Zypern 1960 selbstständig wurde, baute man weitgehende Minderheitenrechte für die Türken in der Verfassung ein. Es kam zu einem missglückten Attentat auf den Präsidenten, Erzbischof Makarios und die Insel ist seit 1974 de facto politisch geteilt. Der Süden wird von der Republik Zypern beherrscht, die völkerrechtlich weiterhin die ganze Insel umfasst (außer den britischen Mi-litärbasen Akrotiri und Dekelia). Der Nordteil steht jedoch unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern, welche nur von der Türkei anerkannt wird, die dieses Gebiet seit 1974 völkerrechtswidrig militärisch besetzt und zusätzlich zu den etwa 40.000 stationierten festlandtürkischen Soldaten auch ein Vielfaches an festlandtürkischen Siedlern auf die Insel umgesiedelt hat.

Der größte Teil der Bewohner, etwa 77 %, sind orthodoxe Christen. Die Kirche von Zypern ist seit 431 autokephal und befindet sich in vollständiger Glaubensgemeinschaft mit den anderen orthodoxen Kirchen. Muslime stellen insgesamt 21 % der Bevölkerung und setzen sich zum überwiegenden Teil aus der türkischsprachigen Bevölkerung zusammen. Diese sind zu 99 % sunnitisch-muslimischen Glaubens.

Etwa 1 % der Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche des lateinischen Ritus an, sie gehören zum Lateinischen Patriarchat von Jerusalem. Ungefähr ein weiteres Prozent der Einwohner ist ebenso in voller Einheit mit dem Papst, es sind die (katholischen) Maroniten, die den einzigen katholischen Erzbischof mit Sitz in Zypern aufweisen. Für beide Riten der Katholischen Kirche und zur diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhles gibt es eine eigene Apostolische Nuntiatur, die vom Nuntius für das Heilige Land mitbetreut wird.
 


Dozent:            Wilhelm Tacke

Termin:             Mittwoch, 24. April 2024

Zeit:                 12:15 s.t. - 13:45 Uhr

Veranstaltungsart:      hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0770) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen in Präsenz

Entgelt als einzelne Buchung: 25,-Euro (wenn Sie diese Veranstaltung als einzige im gesamten Sommersemester 2024 belegen)

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