(ZQ) Israel und Jordanien - vom Roten Meer zu den schneebedeckten Bergen des Golan

Blick aufs Tote Meer
Blick aufs Tote Meer

Die aktuelle Lage in der Region lässt einen eher verzweifeln, als hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Und obwohl keiner weiß, was wohl bis zum Februar 2024 passieren wird, möchte ich Israel und Jordanien im Blickwinkel ihrer wunderschönen, extrem vielfältigen Landschaften und älteren Geschichte vorstellen. Ich habe auf zahlreichen Reisen und bei unzähligen Begegnungen in mehr als 30 Jahren hier viel Gastfreundschaft, Interesse, Toleranz, und offene Gespräche erfahren, die meine Perspektive auf die Menschen und die Region entscheidend beeinflusst haben.

Obwohl der Jordangraben als große geologische Bruchstruktur Israel und Jordanien trennt, weisen beide Länder viele geologische Gemeinsamkeiten auf. Der weltweit tiefste Graben durchschneidet die kontinentale Kruste und bietet dadurch phantastische Einblicke in die geologische Geschichte der letzten 500 Millionen Jahre, die beiderseits des langgestreckten Grabens an den hohen Felswänden in bunten Gesteinsabfolgen angeschnitten wird. Im Zentrum liegen der See Genezareth und das Tote Meer. Weiter nach Süden erstreckt sich der Graben bis zum Roten Meer, wo er von den beiden Hafenstädten Aqaba und Eilat flankiert wird. Hier beginnt unsere Reise nach Norden, mit Blick auf die Gesteine und auf alte oft biblische Orte, Bauwerke und Städte.

Über uralten Graniten prägen mächtige paläozoische Sandsteine die Wüsten im Süden, mit dem Wadi Rum und der Felsenstadt Petra auf der jordanischen- und Timna auf der israelischen Seite. Der jordanische Grabenrand wird von steilen Rändern und harten Abbrüchen gesäumt. Auf der westlichen Seite wurde das darüber liegende Kalksteinplateau verfaltet und bis zum Toten Meer heruntergeschleppt. Dadurch entstanden hier Einbuchtungen, in denen der Wüste landwirtschaftliche Flächen abgerungen werden konnten, während auf jordanischer Seite der Ackerbau hauptsächlich auf den Hochflächen des Kalksteinplateaus stattfindet. Von Amman aus fährt man über die steile Abbruchkante am Grabenrand auf kurvenreichen Straßen den Abstieg zum Toten Meer und überwindet dabei fast 1500m Höhenunterschied. Verlässt man die gut ausgebauten Pisten, kann dies schnell zu einer spannenden Expedition werden. Dann kommt man an steilen Abbrüchen in Kontakt mit eindrucksvollen, bunten Gesteinsabfolgen, die dem Wadi Mujib zu dem überschwenglichen Namen „Grand Canyon Jordaniens“ verholfen haben.

In der tiefen Senke trifft man auf das stark übersalzene und rasch schwindende Tote Meer, an dessen Ufer auffallend weiche weiße Gesteine wie Zuckerguß die Ebene bedecken. Es handelt sich um mächtige Seenmergel, in denen die jüngere Geschichte des Toten Meeres gespeichert ist. Der weiter nördlich gelegene Süßwassersee (Tiberias See, bzw. See Genezareth oder Galiläisches Meer) wird als wichtiges Wasserreservoir von Zuflüssen gespeist, die vom basaltischen Hochland des Golan bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Mount Hebron stammen. Die Wasserversorgung stellt für beide Länder ein Dauerproblem dar, wobei in Jordanien und den Millionen geflüchteten Syrern, die seit Jahren hier ausharren, ausreichendes und gutes Wasser zu einer immer größeren Herausforderung wird. Israel kann mit seiner Küste zum Mittelmeer auch auf Meerwasserentsalzungsanlagen zurückgreifen, jedoch kämpft die gesamte Region zunehmend mit den katastrophalen Auswirkungen der klimatischen Veränderungen.

Das Landschaftsbild im Norden wird beiderseits des Grabens durch mächtige Basaltdecken geprägt, die weite Bereiche des Kalksteinplateaus bedecken. Hier kommt der Gegensatz zwischen Wüste im Osten und feuchterem Mittelmeerklima weiter westlich besonders deutlich zum Ausdruck.

Die gesamte Region bietet, neben ihrer landschaftlichen und geologischen Vielfalt, zahlreiche bedeutende Denkmäler aus vor- und nachchristlicher Zeit - oft auch mit interessanten Geobezügen. In Jordanien sind es die erst 1812 wiederentdeckten Felsmonumente in Petra, wo augenblicklich archäologische Forschungen immer mehr Licht in das Rätsel um das Nabbatäerreich bringen. Weitere, auch geologisch bedeutsame Denkmäler sind die „Basalt-Stadt“ Zarqa und die Reste der römischen Stadt Jerash. In der Negev (Israel) werden mit Timna - dem ältesten Kupferbergwerk und dem Maktesh Ramon – einer riesigen Kraterstruktur, weitere geokulturelle Höhepunkte vorgestellt. Am Toten Meer sind Massada und am Mittelmeer das von Herodes aufgebaute Caesarea im archäologische und geologischen Kontext zu nennen. 

In vier doppelstündigen Bildvorträgen werden Beiträge zur geokulturellen Geschichte Jordaniens und Israels vermittelt und der Blick auf die Naturschönheiten der augenblicklich zerrissenen Region gelenkt.
 


Dozent:      Prof. Dr. Jochen Kuss

Termine:

  • Montag,         18.03.2024,
  • Mittwoch,       20.03.2024,
  • Donnerstag,  21.03.2024,
  •  Freitag,         22.03.2024

Zeit:           10:00 (s.t.) bis 11:30 Uhr

Entgelt:         50,- Euro

Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Gebäude SFG, Raum 2040) oder wahlweise Online-Teilnahme

Hinweis:    Teilnehmerbegrenzung: 60 Personen in Präsenz

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