Projektdetails

Zwischen Strafe und Hilfe – Ein Spannungsfeld innerhalb des deutschen Männerjustizvollzugs

Laufzeit: Seit 01.04.2019
Forschungsteam:

Franziska Schneider (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Ausgangslage

Die Datenlage hinsichtlich des Konsums illegaler Substanzen in deutschen Gefängnissen ist sowohl aus quantitativer als auch qualitativer Sicht insgesamt als (eher) mangelhaft zu bezeichnen. Epidemiologische Daten sind häufig veraltet, nicht repräsentativ oder in ihrer Entstehung durch häufiges Zitieren und den Rückbezug auf Forschung mit fehlenden methodischen Angaben nur schwer nachvollziehbar. Zwar existieren einige qualitative Studien, die erste Ergebnisse zu subjektiven Erfahrungen, Wahrnehmungen und Wünsche der verschiedenen sozialen Gruppen innerhalb des Gefängnisses erbracht haben; eine umfassendere Analyse, die die Ergebnisse von Interviews mit Inhaftierten einerseits und Mitarbeiter:innen der Justizvollzugsanstalten (JVAen) zu einem Gesamtbild zusammenführt, wurde bisher jedoch noch nicht durchgeführt. Der Forschungsstand zu Drogenkonsum in Haft zeigt, dass dabei vor allem das Spannungsfeld ‚Strafe und Hilfe‘ noch weitgehend unerforscht ist, da sich die vorhandene Forschung hauptsächlich mit dem ‚doppelten Mandat‘ der Sozialen Arbeit beschäftigt.

Fragestellung

Das Spannungsfeld zwischen Strafe und Hilfe resultiert aus der Diskrepanz zwischen der strikten Vorgabe, dass eine JVA ein drogenfreier Raum sein sollte, und der Tatsache, dass dies derzeit nicht als gegeben angesehen werden kann. Diesem Umstand kann auf zweierlei Art Rechnung getragen werden: Einerseits kann man versuchen, den Konsum von illegalen Drogen durch strenge Kontrollen einzuschränken und ihn zu bestrafen, anderseits kann man aber auch Hilfsmaßnahmen für Konsumierende anbieten. Folglich stellt sich die Frage, wie Inhaftierte und Angehörige des AVD mit diesem Widerspruch umgehen. Auch ist bisher nicht geklärt, inwieweit Inhaftierte Hilfsmaßnahmen, beispielsweise aus Angst vor möglichen Konsequenzen durch das Bekanntwerden des Konsums illegaler Substanzen, nicht in Anspruch nehmen. Ebenso soll in diesem Rahmen das Interesse drogenkonsumierender Inhaftierter an Hilfsangeboten sowie ihre Beweggründe für oder gegen eine Teilnahme an Maßnahmen herausgearbeitet werden.

Ziele

Ziel des geplanten Promotionsprojektes ist es, das Spannungsfeld zwischen Strafe und Hilfe in der intramuralen Gesundheitsfürsorge im deutschen Justizvollzug zu erforschen. Hierbei soll vor allem der Konsum illegaler Substanzen in einer deutschen JVA durch die Analyse von Gesprächen mit Inhaftierten und Angehörigen des AVD in den Fokus gerückt werden. Substanzkonsum in Haft geht häufig sowohl mit Repression als auch mit dem Angebot von Hilfsmaßnahmen einher. Die sozialen Gruppen, die von diesem Spannungsfeld besonders betroffen sind, sollen in dieser Arbeit eingehend betrachtet werden.

Methoden

Insgesamt werden etwa 20 qualitative, teilstandardisierte Interviews angestrebt. Die Studienpopulation setzt sich dabei einerseits aus Inhaftierten und andererseits aus Mitarbeiter:innen des AVD der ausgewählten JVA zusammen. Eine Auswertung des daraus resultierenden Interviewmaterials soll mit Hilfe einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse erfolgen. Als Datengrundlage für die noch zu erhebenden qualitativen Daten wurde bereits im November 2018 eine quantitative Erhebung des Substanzmittelkonsums der Inhaftierten in der ausgewählten JVA sowie deren Wissen zu Hilfs- und Strafmaßnahmen durchgeführt.




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