Projektdetails

Die Substitutionsbehandlung aus Nutzer:innenperspektive. Die Substitutionsbehandlung aus Nutzer:innenperspektive

Laufzeit: Seit 01.01.2023
Forschungsteam:

Sebastian Bayer (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Hintergrund und Ausgangslage

Vor dem Hintergrund stetig steigender Zahlen von Heroin-Konsument:innen in Deutschland wurde in in Hannover den Jahren 1973-1975 erstmals „experimentelles Methadonprogramm“ erprobt, das allerdings negativ evaluiert und daher damals nicht weiterverfolgt wurde (vgl. Follmann und Gerlach 2002). Erst die rasante Ausbreitung von HIV/Aids unter i. v. Drogengebraucher:innen in den 80ern führte zu einem Umdenken in der Behandlung Heroinabhängiger (z.B. Michels 2011, Schmidt-Semisch 2020) und einem schrittweisen Abrücken vom handlungsleitenden Abstinenzparadigmas in der Suchthilfe bzw. Suchtmedizin.

Nach Methadon-Modellprojekten u. a. in Hamburg, Berlin und NRW Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre wurden im Jahr 1992 mit der Novellierung der des Betäubungsmittelgesetzes die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Methadon-Substitutionsbehandlung geschaffen (vgl. Gerlach 1997). Fortan war die legale Vergabe von Methadon an Heroin-Konsument:innen möglich, allerdings unter äußerst rigiden Behandlungsmodalitäten: die Einnahme des Substituts hatte unter Aufsicht von Praxismitarbeiter:innen zu erfolgen und Urinkontrollen als Beikonsumkontrolle wurden ohne Vorankündigungen durchgeführt. Zudem war die Substitutionstherapie ausgesprochen hochschwellig, so galten u. a. mehrfache Therapieabbrüche und/oder eine AIDS-Erkrankung als Voraussetzung für eine Krankenkassenfinanzierung. Trotz weiterer Novellierungen der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) bleibt der Zugang zur Substitutionsbehandlung allerdings bis heute voraussetzungsvoll und das Abstinenzparadigma grundsätzlich leitend, wenn auch nicht mehr in der Rigorosität der 1990er Jahre.

Fragestellung

Mit Bezug zur sozialen, personenbezogenen Dienstleistungstheorie (Schaarschuch) und der sozialpädagogischen Nutzungsforschung (Oelerich, Schaarschuch) werden nutzungsfördernde und nutzungslimitierende Faktoren der Inanspruchnahme der Substitutionsbehandlung identifiziert sowie der subjektive Gebrauchswert der Behandlung ausgearbeitet.

Methode

Vor dem Hintergrund der Forschungsfrage werden Nutzer:innen unterschiedlicher Suchthilfe-Einrichtungen befragt, die sich a) aktuell in einer Substitutionsbehandlung befinden oder b) in der Vergangenheit in einer befunden haben. Die Befragten sind unterschiedlichen Alters, da die Rekonstruktion von Deutungsmustern und Handlungsstrategien substituierter Menschen vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung der Substitutionsbehandlung von Bedeutung ist. Das Geschlecht ist ein weiteres Samplingkriterium. In der Nutzung von Unterstützungsangeboten der Suchthilfe lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen, welche mit gesellschaftlichen  Frauenbildern korrelieren und in der Konsequenz dazu führen, dass Frauen Angebote später wahrnehmen als Männer (vgl. Vogt 2019). Die Daten werden mittels Problemzentrierten Interviews (Witzel 2000) erhoben und mit der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckertz ausgewertet.




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