Projektdetails

Die Verknüpfung ärztlicher Praxen mit dem sozialen Sektor in Anlehnung an das Konzept "Social Prescribing"

Laufzeit: 01.04.2021 - 31.03.2024
Forschungsteam:

Sinah Afra Noemi Evers (Projektleitung)

 

Prof. Dr. Ansgar Gerhardus

 
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Hintergrund: Viele Patient:innen suchen hausärztliche Praxen mit Problemen auf, die nicht primär medizinisch sind. Soziale Probleme machen in deutschen Praxen etwa 14% der Konsultationen aus (Jobst & Joos, 2014). Diese fallen jedoch nicht in den Kompetenzbereich der Ärzt:innen und sind für diese mit Herausforderungen verbunden. Beispielsweise erfordert eine umfangreiche Sozialanamnese viel Zeit, die in hausärztlichen Praxen stark begrenzt sein kann. Auch einen Überblick über alle spezialisierten Anlaufstellen im Quartier zu behalten kann schwierig sein, da die Angebote häufig unübersichtlich sind und fluktuieren (Stumm et al., 2019). Um auf soziale Probleme in der hausärztlichen Praxis reagieren zu können hätten beispielsweise bei den Themen Armut, Wohnung oder Einsamkeit über 50% der Hausärzt:innen Interesse an einer institutionalisierten Ansprechperson, mit der sie Patient:innen verknüpfen können (Zimmermann et al., 2018). Social Prescribing hat zum Ziel, diese Lücke zu schließen. Menschen, die in der gesundheitlichen Versorgung mit sozialen Problemen vorstellig werden, sollen bestmöglich mit dem sozialen Sektor verknüpft und im eigenen Quartier unterstützt werden. Es ist ein Konzept aus Großbritannien, wo es Teil der nationalen Gesundheitsstrategie ist. Dort arbeiten an der Schnittstelle von gesundheitlichen und sozialen Anliegen bereits mehrere tausend so genannte „Link Worker“, die eine beratende, unterstützende und vermittelnde Funktion innehaben (NHS, 2019).

 Ziele: Das Promotionsprojekt verfolgt zwei übergeordnete Ziele. Zum einen soll das Verständnis von Social Prescribing verbessert werden. Der Begriff Social Prescribing beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher konzeptioneller Umsetzungen sowie Zielpunkte. Indem Theorien betrachtet werden, die für Social Prescribing genutzt werden, wird erfasst, mit welchen Mechanismen die (nicht) erfolgreiche Umsetzung von Social Prescribing begründet wird. Zum anderen wird das deutsche Versorgungssystem hinsichtlich der Verknüpfung gesundheitlicher und sozialer Aspekte näher beleuchtet.

Methodisches Vorgehen: In einer kumulativen Arbeit wird zunächst ein Scoping Review durchgeführt mit der Forschungsfrage, welche Theorien in Studien wie verwendet werden, um Social Prescribing zu planen oder zu evaluieren. Anschließend werden in Interviews die Situation und Potentiale im deutschen Kontext erfasst.


Weitere Informationen

Literatur:

Jobst, D., & Joos, S. (2014). Soziale Patientenanliegen—Eine Erhebung in Hausarztpraxen. ZFA Z Allg Med, 90(12).

NHS. (2019). The NHS Long Term Plan.www.longtermplan.nhs.uk/wp-content/uploads/2019/08/nhs-long-term-plan-version-1.2.pdf

Stumm, J., Thierbach, C., Peter, L., Schnitzer, S., Dini, L., Heintze, C., & Döpfmer, S. (2019). Coordination of care for multimorbid patients from the perspective of general practitioners—A qualitative study. BMC Fam Pract, 20(1), 160.

Zimmermann, T., Mews, C., Kloppe, T., Tetzlaff, B., Hadwiger, M., von dem Knesebeck, O., & Scherer, M. (2018). Soziale Probleme in der hausärztlichen Versorgung – Häufigkeit, Reaktionen, Handlungsoptionen und erwünschter Unterstützungsbedarf aus der Sicht von Hausärztinnen und Hausärzten. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes, 131–132, 81–89.



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