Projektdetails

Modellprojekt "Integrierte Pflegeausbildung in Bremen"

Laufzeit: 01.01.2000 - 31.12.2003
Forschungsteam:

Prof. Dr. Stefan Görres (Projektleitung);

 

Soziologin M.A. Stefanie Bohns;

 

Jochen Geiß;

 

Antje Krippner;

 

Dr. Martina Stöver;

 
Projektpartner:innen: dem Zentralkrankenhaus Bremen-Nord, dem Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße, der Bremer Heimstiftung, dem Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Freien Hansestadt Bremen
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: ZKH Bremen-Nord, ZKH St.-Jürgen-Straße, Bremer Heimstiftung, Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Freien Hansestadt Bremen, Europäischer Sozialfond, Arbeitsamt Bremen, Robert Bosch Stiftung GmbH Stuttgart, Universität Bremen

Beschreibung

Problem und Fragestellung

Mit dem Modellprojekt integrierte Pflegeausbildung begegnet Bremen strukturellen Entwicklungen im Gesundheitsbereich und den neuen Anforderungen an Pflege:

  • demographischer Wandel der Gesellschaft
  • gesteigerte Nachfrage nach Pflege, Beratung und Betreuung
  • Bedeutungszunahme von Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung durch den Wandel des Krankheitsspektrums
  • Wachsende Zahl verwirrter oder gerontopsychiatrisch beeinträchtigter Menschen
  • Verpflichtung zur Qualitätssicherung
  • Expandierende Informations- und Kommunikations-Technologien

Um Pflegeberufe auf diese künftigen Aufgabenfelder vorzubereiten,wird im Modellprojekt die Ausbildung der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege im Sinne einer integrierten Ausbildung neu strukturiert. In enger Kooperation mit den Schulen und dem Institut für angewandte Pflegeforschung (iap), Universität Bremen, wird ein gemeinsames Curriculum entwickelt und die Ausbildung wissenschaftlich begleitet. Die Richtlinien der Berufsanerkennung bleiben unberührt, gleichwohl ist das Bremer Projekt durch die Integration beider Bundesgesetze (Altenpflegegesetz und Krankenpflegegesetz) wegweisend angelegt.

Zielsetzung

Mit der integrierten Pflegeausbildung in Bremen soll eine den neuen Anforderungen an Pflege entsprechende Qualifizierung der Pflegenden erzielt, zu einer höheren Berufszufriedenheit und zu steigender Pflegequalität beigetragen werden. Das Modellprojekt soll ebenso dazu beitragen, die Flexibilität und Mobilität innerhalb und außerhalb pflegerelevanter Einrichtungen sowie die Berufschancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Methoden

Der gesamte Verlauf des Projektes wird evaluiert u. a. in Form von Befragungen und Gesprächen mit Auszubildenden und Lehrenden/Ausbilder:innen in der Praxis, die am Projekt beteiligt sind sowie Vergleichsgruppen von Auszubildenden aus den drei beteiligten Schulen. Die Evaluation gliedert sich in drei Phasen, die sich teilweise überschneiden:

  1. Strukturevaluation
    Ist-Analyse der strukturellen Rahmen- und Ausbildungsbedingungen (wie Rahmenlehrpläne, Leistungsbewertung, Beurteilungsbögen für die Praxis, Praxisbegleiter usw.). Aus den Ergebnissen werden Ziele und Maßnahmen formuliert sowie curriculare und strukturelle Veränderungen im Hinblick auf Ausbildungsanforderungen, -inhalte und -strukturen bzgl. des Bremer Modellprojektes entwickelt.
  2. Prozessevaluation
    Analyse und Bewertung von Implementations- und Prozessverlauf. Die ablaufenden Prozesse und deren Rahmenbedingungen werden dokumentiert und bereits im Verlauf des Projektes auf ihre Wirkungsweisen und ihre Effektivität im Hinblick auf die gesetzten Ziele analysiert und evaluiert. Dadurch können Umsetzungshindernisseund -probleme frühzeitig erkannt und rechtzeitig mit dem Praxisfeld ausgetauscht und verändert werden.
  3. Ergebnisevaluation
    Bewertung des integrierten Curriculums und seiner Instrumente. Überprüfung der intendierten Ziele und Maßnahmen. Des Weiteren ist der Frage nach den Umsetzungswiderständen nachzugehen und Lösungsstrategien zu entwickeln. Erarbeitung von Vorschlägen für die nachhaltige Übertragbarkeit des Konzepts und Maßnahmen zum Transfer in andere Pflegeschulen.

Im Rahmen der Evaluationsphasen kommen verschiedene qualitative und quantitative Verfahren, wie Akten- und Dokumentenanalyse, Gruppendiskussionen, Experteninterviews, Fragebogenverfahren zum Einsatz. Die Auswertung erfolgt sowohl standardisiert (Fragebogen) als auch mit Hilfe qualitativer Auswertungsmethoden.

Erwartete Ergebnisse und deren Relevanz

Seit dem 1. Oktober 2000 nehmen 24 Auszubildende an dem Bremer Modellprojekt "Integrierte Pflegeausbildung in Bremen" teil. Jeweils 8 Auszubildende aus den Bereichen Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege durchlaufen gemeinsam eine zweijährige berufsfeldweite Grundausbildung. Daran schließt sich eine einjährige fachliche Spezialisierung an, welche die Auszubildenden mit geschützten Berufsbezeichnungen: "Krankenpfleger:innen und Altenpfleger:innen abschließen können.

Es werden Ergebnisse zu folgenden Innovationen, die mit dem Projekt verbunden sind, erwartet:

  • Enge Kooperation der beteiligten Schulen und dem Verbund der Praxisfelder
  • Enge Zusammenarbeit von erfahrenen Lehrpersonen, Praktiker:innen und Absolvent:innen des Studienganges Lehramt Pflegewissenschaft der Universität Bremen
  • Verzahnung der Lernorte in Theorie und Praxis (Lernortkooperation)
  • Inhaltliche Anpassung des Curriculums an den Anforderungswandel in der Pflege mit besonderer Betonung der "Schlüsselqualifikationen"
  • Modularisierung des gemeinsamen Lehrplans und Einsatz neuer methodisch-didaktischer Elemente
  • Auswahl der Auszubildenden durch ein Assessmentcenter
  • Vielfältige betriebliche Praxiseinsätze in Bereichen der Gesundheitsförderung, Rehabilitation und Prävention

Transfer der Ergebnisse

Ein Flyer wurde entwickelt, der einmal im Jahr neu aufgelegt wird, um die aktuellen Entwicklungen im Projekt darzustellen. Geplant sind weiterhin Veröffentlichungen der Ergebnisse des Projekts in einschlägigen Fachzeitschriften, die halbjährlich den Verlauf des Projektes dokumentieren sowie Vorträge vor interessiertem Fachpublikum.

Bislang erschienen:
Görres, S.; Bohns, S.; Krippner, A.; Stöver, M. (2001): Organisationskulturen gestalten. Modellprojekt "Integrierte Pflegeausbildung in Bremen". In: PflegeMagazin 1, 1:48-55
Görres, S.; Bohns, S.; Krippner, A.; Stöver, M. (2002): Modellprojekt "Integrierte Pflegeausbildung in Bremen". Entwicklung und erste Ergebnisse der Evaluation. In: PflegeMagazin 6, 6: 35-45
Görres, S.; Bohns, S.; Krippner, A.; Stöver, M. (2003): Modellprojekt "Integrierte Pflegeausbildung in Bremen". In: Pflege&Gesellschaft, Heft 3, S. 91-96.

Das Projekt wird von einem Beirat mit Personen aus einschlägigen Institutionen der Bereiche Pflege und Gesundheit begleitet.

Schlagworte

  • Integrierte Pflegeausbildung
  • Curriculumentwicklung
  • Modularisierung
  • Assessmentcenter
  • Schlüsselqualifikationen
  • Lernortkooperation
  • Praxisverbund
  • Europäisierung
  • Evaluation
  •  

Literatur

Adolph, H., Görres, Stefan (1997): Umsetzungsbarrieren im Wissenstransfer innovativer Pflegekonzepte. Ergebnisse einer Untersuchung. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 2: 100-108
Arets, Jos, Obex, Franz, Ortmans, Lei, Wagner, Franz (1999): Professionelle Pflege. Fähigkeiten und Fertigkeiten, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle
Arets, Jos, Obex, Franz, Vaessen, John, Wagner, Franz (1999): Professionelle Pflege. Theoretische und praktische Grundlagen. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle (3. Auflage)
Betram, Mathias (1999): Entwicklungsorientierte Berufsbildung. Wiesbaden
Caritas im Bistum Essen e.V. (Hrsg.) ohne Datum: Gemeinsame (Grund-)Ausbildung in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege. Ein Testcurriculum für die theoretische Ausbildung in der gemeinsamen Grundstufe, Caritas Schriftenreihe
Darman, Ingrid (2000): Kommunikative Kompetenz in der Pflege. Ein pflegedidaktisches Konzept auf der Basis einer qualitativen Analyse der pflegerischen Kommunikation. Stuttgart
DBFK (Hrsg.) (1997): Ausbildung in den Pflegeberufen. Dokumentation eines Expertengesprächs am 14.3. 1977 in Eschborn
Ertl-Schmuck, Roswitha (2000): Pflegedidaktik unter subjekttheoretischer Perspektive. Frankfurt am Main
Görres, Stefan (1999):Qualitätssicherung in Pflege und Medizin. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle
Groothius, Ron (2000): Soziale und Kommunikative Fertigkeiten. Praxishandbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe, Bern
Gudjons, Herbert, Rita Teske, Winkel, Rainer (Hrsg.) (1994): Erziehungswissenschaftliche Theorien, (4. Auflage) Hamburg
Gudjons, Herbert, Winkel, Rainer (Hrsg.) (1997): Didaktische Theorien, (9. Auflage) Hamburg
Landesfachbeirat Pflege (LFP) (2000): Grundsatzpapier "Professionelle Pflege", Bremen
Muijsers, Patrick (1998): Modularisierung des Pflegeunterrichts. Wiesbaden.
Robert Bosch Stiftung GmbH (2000): Pflege neu denken, Stuttgart
Schusser, Gerhard, Pötzsch-Dröse, Dittrich, Jürgen, Schreiber, Roland (Hrsg.) (1999): Pflegecurricula entwickeln: das APOC (Arbeitskreis Pflege Osnabrücker Curriculum)-Curriculum. Wiesbaden
Wagner, Franz, Osterbrink, Jürgen (2001):Integrierte Unterrichtseinheiten. Ein Modell für die Ausbildung in der Pflege, Bern




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