Projektdetails

Public Health und Pflege: Innovative Potentiale und neue Märkte für (personenbezogene) Dienstleistungen

Laufzeit: 01.01.1999 - 31.12.2000
Forschungsteam:

Prof. Dr. Stefan Görres (Projektleitung);

 

Dipl. -Psych. Ingo Markus Hinz;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Robert Bosch Stiftung

Beschreibung

Problem und Fragestellung

Die Frage der Entwicklung (personenbezogener) Dienstleistungen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Thema entwickelt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach (personenbezogenen) Dienstleistungen in der Bundesrepublik Deutschland steigen wird Die Pflege steht im Kontext dieser Entwicklung hin zu einer modernen Dienstleistungsgesellschaft. Ungeachtet blieb bisher die Frage nach einer Positionierung der Pflege im öffentlichen Raum, also jenseits der traditionellen Strukturen, in denen Pflege stattfindet, d.h. Pflege auch als nicht personengebundene Dienstleistung anzubieten.

Zielsetzung und eigene Vorarbeiten

Das Forschungsinteresse liegt in der Frage, wie die zukünftigen Märkte für Pflegeberufe und damit einhergehende Neuzuschnitte in Ausbildung und Beruf aussehen könnten. Diese Frage ist Gegenstand der Untersuchung, verbunden mit einer weiteren Fragestellung, nämlich inwieweit die derzeit auf nationaler und internationaler Ebene aktuell diskutierte Verknüpfung von Pflege und Public Health zur Entwicklung von innovativen Potentialen zukunftsweisender Pflegedienstleistungen und damit zum Wachstum neuer Märkte des Produkts "Pflege" beiträgt.

Methoden

Im Land Bremen und darüber hinaus wurde eine Expertenbefragung mit Hilfe der Delphi-Methode durchgeführt. Adressaten der Befragung waren Anbieter und Abnehmer potentieller (Pflege-) Dienstleistungen sowie Akteure im verbandlich-, privat-gewerblich und politisch-administrativen Bereich. Das Expertensample wurde zur Einschätzung der Marktentwicklungen, zukünftigen Bedarfen und notwendigen Neuzuschnitten in Ausbildung und Beruf befragt.

Ergebnisse und deren Relevanz

Der Beratung von den zu Pflegenden und ihren Angehörigen, aber auch von Institutionen auf der Makroebene wird ein breiter Raum gewährt. Es wurde eingeschätzt, dass Pflegende zukünftig intensiv beratende Funktionen nicht nur in den schon jetzt beobachtbaren Bereichen einnehmen werden, sondern auch mit eigenen Beratungsstellen -selbständig oder in größeren Institutionen verortet- diese Dienstleistung anbieten werden.
Prävention und Gesundheitsförderung als neues Tätigkeitsfeld für die Pflegeberufe wird an Bedeutung zunehmen. Präventive Aufklärungsarbeit an Schulen und Gesundheitszentren werden in gleicher Weise relevanter werden, wie die Entwicklung präventiver Konzepte für Familien und gesellschaftlichen Randgruppen. Die Umsetzung von Konzepten wie "Health promoting Hospitals" soll künftig auch die eigene Berufsgruppe einbeziehen und ansprechen. Vielfältigen Bereichen des Managements, qualitätsevaluierenden und qualitätssichernden Maßnahmen wird zukünftig gleichfalls eine hohe Priorität eingräumt. Die manageriellen Aufgabenbereiche sind in allen Bereichen und Ebenen des Gesundheitswesens, einschließlich politischer Ebenen anzusiedeln.
Als Hemmnis für die Entwicklung neuer Aufgabenbereiche wird der gering ausgeprägte Professionalisierungsgrad der Pflegeberufe angesehen, dies insbesondere im internationalen Vergleich. Das Fehlen einer "qualifizierten Ausbildung mit Vorbehaltsaufgaben" wird dabei von den Teilnehmer:innen der Befragung als Hauptursache ausgemacht.
Trotz aller Hemmnisse werden die beschriebenen Bereiche und Tätigkeitsfelder zukünftig als hochrelevant eingeschätzt. Der Realisierung der genannten Tätigkeitsfelder und Bereiche innerhalb des ersten Drittels des neuen Jahrtausends, schwerpunktmäßig in den nächsten 10 Jahre, wird eine hohe Chance eingeräumt. Barrieren für eine kurzfristige Umsetzung liegen in der Hauptsache im Bereich der zu Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen. Mangelnde Kompetenz der Pflegenden in Bereichen der Sozioökonomie, sozialen und kommunikativen Kompetenz, der fachlichen und Methoden-, sowie der Kooperationskompetenz werden als ebenfalls häufiges Barriere für eine Weiterentwicklung beschrieben. Wirtschaftliche Selbständigkeit Pflegender wird zunächst nur in wenigen Bereichen, z.B. der Beratung, möglich sein. Die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung wird deshalb kurzfristig betrachtet als nicht allzu hoch eingeschätzt. Vor allem ist der Konkurrenzdruck zu anderen Berufen - z.B. Sozialarbeit- eine nicht zu unterschätzende Größe, die an Bedeutung zunehmen wird.

Transfer der Ergebnisse

Die Untersuchung war gekoppelt an eine Veranstaltung, die im April 2000 an der Universität Bremen zum Thema "Public Health Nursing" ganztägig stattgefunden hat. Diese Veranstaltung war die Fortsetzung zweier bereits durchgeführter Treffen in Turin 1998 und in London 1999. Teilnehmer waren Interessierte aus sechs Ländern – Italien, Großbritannien, Niederlande, Irland, Deutschland und Dänemark sowie Frau Fawset-Hennessy von der WHO EURO. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt, darüber hinaus ist die Veröffentlichung der Ergebnisse im Jahr 2001 vorgesehen.

Schlagworte

  • Public Health
  • Delphi-Methode
  • Neue Märkte für Pflegeberufe



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