Projektdetails

Die narrative Anamnese im Rahmen einer biographischen „Diagnostik“ im pflegerischen Setting der kardiologischen Rehabilitation. Eine konzeptuelle Entwicklung

Laufzeit: 01.01.2007 - 31.12.2012
Forschungsteam:

Dr. Miriam Tariba Richter (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

In der Pflegepraxis soll der Pflegeprozess als ein systematisches und diagnostisches Instrument dienen, um Pflege individualisiert, geplant und effektiv umzusetzen. Aus diesem Grund wird im ersten Prozessschritt eine Anamnese durchgeführt, welche die allgemeinen und individuellen Probleme als auch Ressourcen der Patienten erfassen soll. In der praktischen Anwendung der Pflegeanamnese wird allerdings kritisiert, dass gerade die individuellen Anforderungen durch die Art der Erhebung oftmals nicht in Erfahrung gebracht und somit die subjektive Bedeutung von Krankheit und Gesundheit verkannt und dementsprechend nicht in die Planung pflegerischer Interventionen einbezogen wird. In dem Bereich der stationären kardiologischen Rehabilitation befinden sich überwiegend Patienten mit koronaren Herzkrankheiten, z. B. nach einem Herzinfarkt. Für diese Infarktüberlebenden besteht ein hohes Risiko eines erneuten Infarkts und einer dauerhaften Invalidität, welche häufig mit Pflegebedürftigkeit, Erwerbslosigkeit und Einschränkung der Lebensqualität verbunden ist. Da die Risikofaktoren einer koronaren Herzkrankheit überwiegend auf die Lebensumstände der Betroffenen zurückgehen, spielt neben der medikamentösen und operativen Therapie die Änderung dieser verhaltens- als auch verhältnisbedingten Umstände der Lebenssituation in der langfristigen Behandlung eine bedeutende Rolle.
Ein entscheidendes Problem der kardiologischen Rehabilitation ist, dass bei der Planung der multidisziplinären Rehabilitationsmaßnahmen kein Erhebungsinstrument zur Verfügung steht, welches ermöglicht die individuellen Probleme und Ressourcen einzuschätzen. Dadurch werden bestehende individuelle, geschlechts- und alterspezifische Anforderungen an die Betroffenen und ihre Ressourcen nachweislich zu wenig berücksichtigt. Die Ziele der Rehabilitation können deswegen nur eingeschränkt erreicht werden und die Wirkungen sind nur bedingt nachhaltig.
Eine pflegerische Anamnese, welche auf narrativ-biographischen Gesprächen beruht, kann helfen, diese Anforderungen zu erfassen. Im Gegensatz zu Frage-Antwort-Gesprächen, wie oft in der pflegerischen Anamnese gegeben, gelangt man durch freies Erzählen von biographischen Lebensgeschichten zu subjektiven Bedeutungsstrukturen, die sich systematischem Abfragen versperren würden.
Die Hauptausgangsfragestellung der Promotionsarbeit ist:

  • Wie lassen sich die multiperspektivischen individuellen Probleme und Ressourcen im pflegerischen Setting der stationären kardiologischen Rehabilitation im Rahmen einer pflegerischen Anamnese und Diagnostik methodisch erfassen?

Eine Anamnese, welche stärker an der Relevanz des Patienten orientiert wäre, fördert nicht nur das Fremdverstehen der Pflegenden, sondern auch das Selbstverstehen der Betroffenen. Das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Vergangenheit und gegenwärtiger Lebenssituation, welches elementar für die Veränderung der eigenen Lebensführung ist, könnte somit angeregt werden.
Ziel der Promotionsarbeit ist die konzeptionelle Entwicklung eines Modells der narrativen Anamnese, welches für das Feld der stationären kardiologischen Rehabilitation zugeschnitten ist.




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