Projektdetails

Selbstständigwerden in der Pflegepraxis. Eine empirische Studie zum informellen Lernen in der praktischen Pflegeausbildung

Laufzeit: 01.07.2007 - 16.07.2012
Forschungsteam:

Annerose Bohrer (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Hintergrund, Ziele und Forschungsfragen

In dieser qualitativen Forschungsarbeit geht es um informelle Lernprozesse in der praktischen Pflegeausbildung. Ein Großteil des Lernens in der Pflegepraxis verläuft informell, das heißt, Lernen findet eher beiläufig und unbewusst im tagtäglichen Arbeitsprozess statt und weniger in didaktisch geplanten Lernarrangements. Bislang war das Lernen in der Pflegepraxis erst in geringem Umfang Gegenstand der pflegewissenschaftlichen bzw. pflegepädagogischen Forschung. Durch die bewusste Fokussierung informellen Lernens wird der Tatsache Rechnung getragen, dass das informelle Lernen bereits heute einen Großteil des Lernens in der Pflegepraxis ausmacht und seine Relevanz u. a. angesichts der Pluralisierung beruflicher Arbeitsfelder weiter steigt. Zielsetzung dieser Arbeit ist es, zu erfassen und zu beschreiben, wie sich informelles Lernen in der Pflegepraxis vollzieht und wie dies von den Lernenden erlebt wird.

Im Detail sind folgende Forschungsfragen leitend:

    • 1. Wie lernen Pflegeauszubildende/Pflegestudierende in der praktischen Pflegeausbildung?
    • Die Frage nach dem "Wie" des Lernens beinhaltet, welche Strategien des Lernens sichtbar werden und wie die Lernenden ihren Lernprozess erleben.

 

2. Was lernen die Pflegeauszubildenden/Pflegestudierenden?
Die Frage nach dem "Was" des Lernens beinhaltet die pflegeberuflichen Situationen, die für die Lernenden zu Lernanlässen (Lerngegenständen) in der Pflegepraxis werden.

Bei der Bearbeitung der Forschungsfragen steht die subjektive Perspektive der Lernenden im Vordergrund und bildet den zentralen Zugang zum Thema. Ergänzend kommen Außenperspektiven hinzu, die mit der Perspektive der Lernenden verschränkt werden. Dies ist in erster Linie meine Perspektive als Forscherin sowie punktuell die Perspektive von Praxisanleitenden und Pflegenden im Forschungsfeld.

Methodisches Vorgehen und Stand der Arbeit

Als übergeordnete Forschungsstrategie wurde die Grounded Theory Methodologie (GTM) gewählt, die den gesamten qualitativen Forschungsprozess strukturiert (Mey & Mruck 2007, 17).
Theoretische Zugänge zum Forschungsgegenstand bilden Arbeiten zum impliziten Wissen (Neuweg 2001) und zum Erfahrungslernen sowie zwei empirische Arbeiten zum (informellen) Lernen von Pflege (Fichtmüller & Walter 2007, Kirchhof 2007). Der empirische Teil der Arbeit verbindet verschiedene Erhebungsmethoden miteinander: Teilnehmende Beobachtungen und Leitfaden gestützte Interviews, in denen auch Bezug auf beobachtete Situationen genommen wird. Zum Sample gehören bisher Lernende aus der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Altenpflege. Die jeweiligen Lernorte in der Praxis variieren, ebenso wie der Ausbildungsstand und auch das Geschlecht der Lernenden. Es werden jeweils mehrere Beobachtungen und ein Interview mit den Lernenden geführt. Im Sinne der Feldforschung werden zudem weitere Eindrücke und Gespräche im Feld, beispielsweise mit Pflegenden, Praxisanleitenden oder Ärzten als Daten einbezogen.
Der Prozess von Datenerhebung und -auswertung verläuft im Vorgehen der Grounded Theory Methodologie ineinander verschränkt, ebenso erfolgen Hin- und Herbewegungen zwischen den Auswertungsschritten des offenes, axialen und selektiven Kodierens.

Literatur

Fichtmüller, F. & Walter, A. (2007). Das komplexe Wirkgefüge von Lernen und Lehren beruflichen Pflegehandelns – empirische pflegedidaktische Begriffs- und Theoriebildung. Dissertation, Humboldt-Universität, Berlin.
Kirchhof, S. (2007). Informelles Lernen und Kompetenzentwicklung für und in beruflichen Werdegängen. Dargestellt am Beispiel einer qualitativ-explorativen Studie zu informellen Lernprozessen Pflegender und ihrer pädagogisch-didaktischen Implikationen für die Aus- und Weiterbildung. Münster: Waxmann.
Mey, G. & Mruck, K. (2007). Grounded Theory Methodologie – Bemerkungen zu einem prominenten Forschungsstil. In G. Mey & K. Muck (Hrsg.), Grounded Theory Reader. Köln: Zentrum für Historische Sozialforschung, 11-42.
Neuweg, H. G. (2001). Könnerschaft und implizites Wissen. Zur lehr-lerntheoretischen Bedeutung der Erkenntnis- und Wissenstheorie Michael Polanyis. 2. Auflage. Münster: Waxmann.


Weitere Informationen

Anne Bohrer, Dipl.-Pflegewissenschaftlerin (FH), wissenschaftliche Angestellte im Studiengang Bachelor of Nursing an der Evangelischen Hochschule Berlin.
Mail: bohrerprotect me ?!eh-berlinprotect me ?!.de



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