Projektdetails

Lebensgeschichten psychiatrisch Pflegender

Laufzeit: 15.03.2012 - 30.11.2022
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Die Anforderungen, die das psychiatrische Versorgungssystem an die Pflegenden stellt, sind hoch und sie steigen mit der Implementierung verschiedener Konzepte wie Empowerment, Recovery und Inklusion immer weiter. Orientierung versprechen Kompetenzprofile, die das Outcome der psychiatrischen Pflegebildung beschreiben und als Merkmale guter psychiatrischer Pflege angeführt werden. Jedoch bestehen im Hinblick auf die Kernkompetenzen und die Grenzen des Berufs weiterhin Zweifel. Viele Aufgaben und Ansprüche sind Elemente der Veränderungsprozesse des Pflegeberufs und erscheinen im Bereich der psychiatrischen Pflege in modifizierter Form. Aufgabe der Pflegeforschung ist es, die spezifischen Akzente des psychiatrischen Felds aus Perspektive der Pflege herauszuarbeiten.

Zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Berufsprofils fokussiert die aktuelle Diskussion über die Ausbildung psychiatrisch Pflegender im Wesentlichen konzeptionelle und curriculare Fragen. In der Forschungspraxis werden Kompetenzen hinsichtlich des angestrebten Anwendungs- und Verwendungszwecks definiert und zu lehrende Inhalte psychiatrischer Pflege in Bezug auf die veränderten Versorgungssetting und -konzepte geprüft. Außer Acht gelassen werden bislang Fragen, die sich auf die Zielgruppe beziehen, d. h. auf die Auszubildenden bzw. Fort- und Weiterbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer im Feld der psychiatrischen Pflege. Pflegende erwerben ihr Wissen vorwiegend in beruflichen Alltagssituationen, insbesondere ethisches und persönliches Wissen wird primär aus Praxis und Lebenserfahrung hergeleitet. Die gegenwärtige Praxis wird durch die einzigartigen Erfahrungs- und Sinnwelten der Pflegenden bestimmt, maßgeblich setzen psychiatrisch Pflegende in der Interaktion mit Patientinnen und Patienten ihre Persönlichkeit, d. h. die Mischung ihres persönlichen und professionellen Selbst, gezielt therapeutisch ein.

Den Erkenntnissen der erwachsenenpädagogischen Forschung folgend sind individuelle Lernprozesse eine entscheidende Ressource aller weiteren Lernvorgänge. Hier knüpft das Forschungsvorhaben an, das die psychiatrisch Pflegenden und deren Gewordensein in der Auseinandersetzung mit dem spezifischen pflegerischen Feld in den Blick nimmt.Es zielt auf die Identifizierung der Bildungsprozesse in der psychiatrischen Pflege und ist sozialpsychologisch akzentuiert. Mit Fokus auf die Wechselbeziehung zwischen beruflicher Bildung und Persönlichkeitsentwicklung werden Grundlagen für die Curriculumentwicklung und -evaluation für das Berufsfeld psychiatrische Pflege geschaffen.

Die Untersuchungsziele richten sich konkret auf die Rekonstruktion der Biographie psychiatrisch Pflegender und deren Relevanz für die berufliche Bildung sowie die Abbildung der Wechselwirkungen zwischen individueller Persönlichkeitsentwicklung und den Erfahrungen im Berufsfeld psychiatrische Pflege. Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens stehen demgemäß folgende Fragestellungen:

  • Wie wirken die Persönlichkeiten psychiatrisch Pflegender und das Berufsfeld Psychiatrie wechselseitig aufeinander?
  • Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit, im Besonderen die lebensgeschichtlichen Voraussetzungen, psychiatrisch Pflegender auf das berufliche Handeln?

Die Analyse der vorliegenden Forschungsfragen intendiert einen qualitativ empirischen Zugang, wobei mit der biographischen Forschung der Anspruch eingelöst werden kann, die Wechselbeziehung zwischen dem gesellschaftlichen Teilbereich psychiatrisches Versorgungssystem und der Wirklichkeit des Subjekts, d. h. der/ des psychiatrisch Pflegenden, sowie den Auswirkungen auf die individuelle Persönlichkeit zu erfassen.




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