Projektdetails

Evaluation pflegewissenschaftlicher Studiengänge Deutschlands

Laufzeit: 01.01.1997 - 31.12.1998
Projektpartner:innen: Dipl.-Psych. Ingo Markus Hinz, Antje Krippner, Michael Zerwas
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Universität Bremen, Dekanekonferenz pflegewissenschaftlicher Studiengänge Deutschlands

Beschreibung

Problem und Fragestellung

Die Etablierung der Pflegewissenschaft an deutschen Hochschulen ist inzwischen in eine Phase der Konsolidierung eingetreten, nachdem in den ersten Jahren ein deutlicher Nachholbedarf gegenüber anglo – amerikanischen und skandinavischen Ländern zu verzeichnen war. Über 40 Studiengänge an Fachhochschulen und Universitäten sind in der Bundesrepublik Deutschland inzwischen eingerichtet und fühlen sich mehr oder weniger alle einem pflegewissenschaftlichen Kernangebot verpflichtet, wie es kürzlich in einer von der Robert Bosch Stiftung vorgelegten Denkschrift zur Grundlegung für Lehre, Forschung und Praxis in der Pflegewissenschaft dargestellt wurde (vgl. Robert Bosch Stiftung 1996).

Die vorliegende, als Pilotstudie angelegte, Evaluation pflegewissenschaftlicher Studiengänge in Deutschland soll einerseits in Anlehnung, andererseits in Ergänzung bisheriger Arbeiten (vgl. Lohr und Landenberger 1994, Dorschner 1998) der Frage nachgehen, inwieweit die Verortung und wissenschaftliche Integration der Pflegewissenschaft an den Hochschulen bisher gelungen ist; vor allem aber untersuchen, welche Problembereiche sich identifizieren lassen und an welcher Stelle Änderungen im Hinblick auf zukünftige Konzepte, Curricula und Berufsperspektiven der Absolvent:innen notwendig sind.

Zielsetzung und eigene Vorarbeiten

Gegenstand der Evaluation ist die Untersuchung verschiedene Aspekte bezogen auf eine eigenständige Profilierung pflegewissenschaftlicher Studiengänge, um jene inhaltlichen, methodischen, strukturellen und praxisrelevanten Anteile zu identifizieren, welche die Pflegewissenschaft von anderen Wissenschaftsdisziplinen und Handlungssystemen insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen spezifisch unterscheidet.
Dazu gehören u.a.:

  • die Inhalte der Curricula bzw. Lehre der Studiengänge
  • die unterschiedlichen curricularen Schwerpunktsetzungen der einzelnen Hochschulen
  • die unterschiedlichen Ausrichtungen und Schwerpunkte der Studiengänge
  • die unterschiedlich geregelten Zugangsvoraussetzungen zu den verschiedenen Studiengängen
  • die pflegewissenschaftliche Forschungspraxis und unterschiedliche Forschungsschwerpunkte
  • die Integration von Forschungsprozessen und Praxisfeldern im Sinne eines Wissenstransfers
  • die Vernetzung mit anderen Studiengängen und Fachbereichen
  • die hochschulstrukturelle Verortung der internationale Austausch der Studiengänge

Methoden

Es wurde ein Evaluationsfragebogen mit wenigen geschlossenen, im Wesentlichen aber offenen Fragen konstruiert und an alle pflegewissenschaftlichen Studiengänge in Deutschland postalisch, über die Mitglieder der Dekankonferenz, verteilt. Ziel der Durchführung dieser Untersuchung war eine Vollerhebung sämtlicher pflegewissenschaftlicher Studiengänge Deutschlands. Der Rücklauf der Fragebögen lag bei 80 %.
Diese Rücklaufquote ist als befriedigend zu bezeichnen. Bei einzelnen Fragen ergab sich allerdings eine hohe Anzahl von fehlenden Angaben. Die offenen Fragen wurden über ein Rating - Verfahren kategorisiert. In der Regel resultierten Mehrfachantworten, da durch die offene Formulierung häufig mehrere inhaltlich zu unterscheidende Antworten von den einzelnen Befragten abgegeben wurden. Durch die Kategorisierung der offenen Fragen war es möglich, den gesamten Fragebogen standardisiert und quantitativ auszuwerten.

Ergebnisse und deren Relevanz

Insgesamt zeigt sich, dass die pflegewissenschaftlichen Studiengänge in der Bundesrepublik Deutschland inzwischen auf einer breiten Grundlage stehen und die Hochschullandschaft in vielfältiger Weise bereichert haben. Bezüglich einer Schwerpunktsetzung lassen sich deutliche Prioritäten im Pflegemanagement und in der Pflegepädagogik erkennen.

Allerdings stellt sich die Frage, ob durch eine Spezialisierung in den Bereichen Pflegemanagement und Pflegepädagogik, den sich in den letzten Jahren ständig verändernden inhaltlichen und gesellschaftlichen Anforderungen an die Pflege, ohne die gleichzeitig fundierte und grundlagenorientierte Herausbildung einer "Pflegewissenschaft", ausreichend begegnet werden kann. Grundsätzlich wäre es begrüßenswert, wenn in absehbarer Zeit mehr generalistisch angelegte pflegewissenschaftliche (Diplom-) Studiengänge gegründet würden, die die Ausbildung von PflegeexpertInnen zum Ziel haben, welche als "Change Agents" Innovationen einerseits in die Pflegepraxis umsetzen und andererseits bestehende Konzepte anhand wissenschaftlicher Kriterien überprüfen. Darüber hinaus müssten

  1. sich stärker klare Forschungsschwerpunkte herauskristallisieren
  2. die Theorie - Praxis - Kooperationen der Studiengänge mit der Pflegepraxis intensiviert werden
  3. nationale Forschungsnetzwerke verstärkt aufgebaut werden in denen vorhandene Ressourcen besser genutzt werden könnten
  4. internationale Forschungsverbünde im Sinne eines "Know - how - Austausches" verstärkt bzw. gegründet werden. Wünschenswert wäre z.B. eine Initiative "Pflege in und für Europa".

Es lässt sich feststellen, dass die Verortung und wissenschaftliche Integration der pflegewissenschaftlichen Studiengänge offensichtlich gelungen ist, dies zeigt sich an dem Stellenwert, den der curriculare Schwerpunkt Pflegewissenschaft mittlerweile einnimmt und der großen Zahl von Studiengängen die einen eigenen Fachbereich bilden. Diese Aspekte sind Anhaltspunkte für eine zunehmende Etablierung und Profilierung der pflegewissenschaftlichen Studiengänge gegenüber den Bezugswissenschaften, die allerdings als deutlicher Impulsgeber anerkannt werden.

Transfer der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie wurden als Artikel in der Zeitschrift Pflege im Jahr 2000 veröffentlicht, so dass sie einer größeren Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten.

Schlagworte

  • Evaluation
  • Studiengänge in der Pflegewissenschaft
  • Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland

Literatur

Dorschner, S.: Pflege auf dem Weg zur Wissenschaft. Eine empirische Untersuchung zur Etablierung von Pflege bzw. Pflegewissenschaft an Deutschen Hochschulen. Dissertationsschrift, Friedrich - Schiller - Universität, Jena, 1998
Lohr, K. und Landenberger, M.: Synopse der Pflegestudiengänge an Fachhochschulen und Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland. In Pflege, 1994, Bd. 7, Nr. 1, S. 55 - 69
Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Pflegewissenschaft. Grundlegung für Lehre, Forschung und Praxis. Gerlingen: Blücher, 1996
Görres, S., Hinz, I.M., Krippner, A. und Zerwas, M.: Evaluation pflegewissenschaftlicher Studiengänge: Ein Pilotprojekt zum gegenwärtigen Stand und zukünftigen Entwicklungsperspektiven. In Pflege, 2000, Bd. 13 (in Druck).




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