Projektdetails

Evaluation des Einsatzes von Krankenpflegehelfer/innen in der Geriatrie

Laufzeit: 01.01.1999 - 31.12.2000
Forschungsteam:

Prof. Dr. Stefan Görres (Projektleitung);

 

Susana Lorenz;

 

Dipl.-Gerontol. Sabine Martin;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt

Beschreibung

Problem und Fragestellung

Veränderungen im Kontext gesundheitsökonomischer und bildungstheoretischer Aspekte im Rahmen klinisch-geriatrischer Einrichtungen haben dazu geführt, dass Möglichkeiten der Implementierung einjährig qualifizierter Pflegekräfte neu zu diskutieren sind. Die Medizinisch-Geriatrische Klinik Albertinen Haus hat daher einen Projektantrag zur Evaluation des Einsatzes von einjährig ausgebildeten Krankenpflegehelfer/innen in der Geriatrie an die Robert-Bosch-Stiftung gestellt und nach der Bewilligung das Institut für angewandte Pflegeforschung (iap) mit der wissenschaftlichen Begleitung betraut.

Zielsetzung und eigene Vorarbeiten

Die Zielsetzung des Projektes ging zum einen dahin, die Situation der Krankenpflegehelfer:innen und der Einsatzstationen vor Eintritt der Krankenpflegehelfer/innen differenziert zu beschreiben (Status-Quo-Erhebung, Strukturevaluation, T1), zum anderen den Prozess der Implementierung auf den Einsatzstationen über den Zeitraum eines halben Jahres zu evaluieren (Prozessevaluation, t pro 1-4) und die Situation ein halbes Jahr nach Eintritt der Krankenpflegehelfer/innen (d.h. mögliche Veränderungen, Probleme im Stationsablauf etc.) zu dokumentieren (Follow-Up, Ergebnisevaluation, T2).

Methoden

Im Rahmen der Evaluation kamen verschiedene qualitative und quantitative Verfahren wie Gruppendiskussionen, (Experten-) Interviews, Fragebogenverfahren, Kartenabfrage etc. zum Einsatz. Die Auswertung erfolgte sowohl standardisiert (Fragebogen) als auch mit Hilfe geeigneter qualitativer Auswertungsmethoden.

Ergebnisse und deren Relevanz

Ergebnisse der Strukturevaluation
(Beurteilung der Ausbildung und Erwartungen an den Berufseinstieg):

  • Als Motiv für die Ausbildungswahl gaben nahezu alle Krankenpflegehelfer:innen den Wunsch nach "Umgang mit Menschen" und "helfen wollen" an.
  • Der Rückblick auf Praxiseinsätze während der Ausbildungszeit wird eher kritisch bewertet, die Praxisanleitung mittel gut erlebt, 7 Krankenpflegehelfer:innen haben den Eindruck, dass die Stationen nicht ausreichend auf ihren Einsatz vorbereitet waren.
  • Gut gefallen haben den Krankenpflegehelfer:innen im Verlauf der Ausbildung insbesondere spezielle Ausbildungsthemen (z.B. Bobath), das Erlernen des Umgangs mit Menschen sowie der praxisbezogene Unterricht. Weniger gut gefielen ihnen hingegen die Arbeits- und Urlaubszeiten, die Praxisanleitung auf Station und der häufige Lehrkraftwechsel. Zu kurz gekommen sind ihrer Ansicht nach die AEDL-Bereiche "Kommunizieren, soziale Bereiche des Lebens sichern" und "mit existentiellen Erfahrungen umgehen".
  • Die Krankenpflegehelfer:innen fühlen sich trotzdem insgesamt als gut auf den Berufseinstieg vorbereitet und schätzen ihre pflegerischen Kompetenzen ebenfalls als gut ein.
  • Potentielle Probleme und Belastungen des bevorstehenden Einstieges werden im Vorfeld aus Sicht aller Befragten vor allem in Vorbehalten gegenüber Krankenpflegehelfer:innen, der Abgrenzung zwischen drei- und einjährig qualifizierten Pflegekräften, einer unzureichenden Organisations- und Kommunikationsstruktur und einer unzureichenden Betreuung der Krankenpflegehelfer:innen gesehen.
  • Haupttätigkeitsfelder der Krankenpflegehelfer:innen liegen nach übereinstimmender Meinung der Beteiligten im Bereich der AEDLïs "sich pflegen und kleiden" und "essen und trinken". Bzgl."sich bewegen" besteht ein auffallender Unterschied, Krankenpflegehelfer:innen sehen in der aktivierenden Pflege ein Aufgabenfeld, Stationsmitarbeiter:innen hingegen nicht.
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Ergebnisse der Prozessevaluation
(Beurteilung der halbjährigen Berufseinstiegsphase):

Es wurden eine Reihe von Problemen und Belastungen (z.B.bzgl. der Tätigkeiten und Kompetenzen von Krankenpflegehelfer:innen) sowie förderliche und hinderliche Faktoren (z.B.bzgl. Integration und Akzeptanz) identifiziert. Daraus ergaben sich aus Sicht der Beteiligten u.a. folgende Wünsche, Ideen und Anregungen:

  • Bedarf zusätzlicher Kommunikationsstrukturen (Gesprächsforum)
  • Bedarf der Stärkung der Teamarbeit
  • Fortbildungsbedarf in Fragen der (Selbst-) Organisation
  • Differenziertere Aufgabenkataloge für ein- sowie dreijährige Pflegekräfte
  • Stärkere Prozessbegleitung von Seiten der Pflegedienst- und Schulleitung

Ergebnisse des Follow up
(Abschließende Beurteilung, Berufsverbleib und Vergleich von Erwartungen zu Beginn und nach Abschluss der Berufseinstiegsphase):

  • Berufsverbleib: 9 von 11 arbeiten ein halbes Jahr nach ihrem Ausbildungsabschluss als Krankenpflegehelfer/in
  • Retrospektiv wird die Vorbereitung der Stationen auf den Einsatz überwiegend als ausreichend, die eigene Vorbereitung und die Akzeptanz als Einjährige im Team durchweg positiv beurteilt
  • Die Ausbildung wird retrospektiv von 2 Krankenpflegehelfer:innen als "zufriedenstellend", aus Sicht von 7 als "gut" und 2 als "sehr gut" beurteilt. Auch die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima wird im Mittel gut bewertet.
  • Der überwiegende Teil würde die Ausbildung noch einmal wählen, die Hälfte strebt allerdings in naher Zukunft an, die dreijährige Ausbildung zu absolvieren.

Zentrale Probleme und damit Ansatzpunkte zukünftiger Optimierungsstrategien

  • Vorbehalte gegenüber Krankenpflegehelfer:innen (geringere Qualifikation)
  • Ungenügende Vorbereitung hinsichtlich einzelner Themenbereiche
  • Abgrenzungsprobleme bzgl. Aufgaben und Tätigkeiten
  • Unzureichende Organisations- und Kommunikationsstrukturen
  • Unzureichende Praxisbetreuung im Verlauf der halbjährigen Berufseinstiegsphase

Insgesamt wurde der Einsatz von Krankenpflegehelfer:innen in der Pflege geriatrischer Patienten sowohl in quantitativer (Stabilisierung der Personalsituation) als auch in qualitativer Hinsicht (Ausdifferenzierung von Aufgabenbereichen) grundsätzlich als positiv und sinnvoll beurteilt, wenn auch bestimmte Bedingungen zukünftig optimiert werden sollten und könnten.

Transfer der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie wurden dem Auftraggeber in Form eines Abschlussberichtes vorgelegt. Weiter sind Veröffentlichungen in einschlägigen Fachzeitschriften und Vorträge vor interessiertem Fachpublikum geplant.

Schlagworte

  • Geriatrie
  • Krankenpflegehilfe
  • Ausbildung in der Pflege
  • Evaluation
  • Qualitätssicherung

Literatur/Vorarbeiten

Becker, W. & Meifort, B. (1997). Altenpflege - eine Arbeit wie jede andere? Ein Beruf fürs Leben? Dokumentation einer Längsschnittuntersuchung zur Berufseinmündung und Berufsverbleib von Alten pflegekräften, Teil 1, Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Der Generalsekretär. Bielefeld: Bertelsmann.
Adolf, H. & Görres, S. (1997). Umsetzungsbarrieren im Wissenstransfer innovativer Pflegekonzepte. Ergebnisse einer Untersuchung. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 2. S. 100-108.
Bellarbarba, J., Schnappauf, D. (Hrsg.). (1996). Organisationentwicklung im Krankenhaus. Göttingen, Stuttgart: Verlag für Angewandte Psychologie.
Damkowski, W, Görres, S., Israel, B., Luckey, K., Preuß, W. (1993). Stationshilfen in der Altenpflege. Integration von Langzeitarbeitslosen in ein gesellschaftliches Bedarfsfeld. Unveröffentlichter Endbericht: Hamburg.
Görres, S. (1999). Qualitätssicherung in Pflege und Medizin. Bestandsaufnahme, Theorieansätze, Perspektiven am Beispiel des Krankenhauses. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Hans Huber.
Martin, S., Zimprich, D., Oster, P., Wahl, H.-W., Minnemann, E., Baethe, M., Grün, U., Martin, P. (im Druck). Erfolg und Erfolgsvariabilität stationärer Rehabilitation alter Menschen: Eine empirische Studie auf der Basis medizinisch-geriatrischer und psychosozialer Indikatoren. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie.




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