Projektdetails

Entwicklung und Evaluation einer Patientenschulung bei tumorbedingter Fatigue - FIBS-Studie

Laufzeit: 01.01.2007 - 31.12.2010
Forschungsteam:

Prof. Dr. Stefan Görres (Projektleitung);

 

Dr. Ulrike de Vries;

 

Dr. S Fleckinger;

 

Prof. Dr. Karl Reif;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Beschreibung

Problemhintergrund

Tumorbedingte Fatigue wird als eine stark belastende und anhaltende Erschöpfung von Krebspatienten beschrieben, die sich von der Erschöpfung gesunder Personen deutlich unterscheidet. Fatigue hat von allen Krebssymptomen die stärksten Auswirkungen auf Lebensqualität und Alltagsbewältigung. Die Behandlung der Fatigue konzentrierte sich bisher auf die Therapie der Anämie. Ein umfassendes Fatiguemanagement mit Beratungs- und Schulungsangeboten existiert bisher noch nicht.

Zielsetzungen

Ziele des Vorhabens sind die Entwicklung und die Wirksamkeitsprüfung einer strukturierten, evidenzbasierten Patientenschulung "Tumorbedingte Fatigue".

Methodische Vorgehensweise

Zur Entwicklung des Schulungskonzepts FIBS (Fatigue individuell bewältigen - ein Selbstmanagementprogramm) soll eine interdisziplinäre Expertengruppe gegründet werden, in der die Schulungsinhalte und das didaktische Konzept diskutiert werden. Darauf aufbauend werden das Schulungscurriculum erstellt und die Trainer geschult.
Das Schulungsprogramm soll aus sechs Modulen à 90 Minuten bestehen, die folgende Themenbereiche abdecken:

  • Psychoedukation: Vermittlung eines Krankheitsentstehungsmodells, Information über Ursachen, Formen, Verlaufsformen der Fatigue
  • Aktivitätsaufbau, Tagesstrukturierung, Stellenwert und Möglichkeiten körperlicher Betätigung
  • Ernährung, Genusstraining
  • Entspannungstechniken
  • Soziales und berufliches Umfeld
  • Umgang mit Emotionen
  • Arzt/Pflegekraft-Patient-Kommunikation


Die sechs Schulungsmodule werden im wöchentlichen Abstand durchgeführt werden. Das Schulungsteam wird interdisziplinär zusammengesetzt sein.
Im Rahmen der formativen Evaluation sollen Testläufe einzelner Module mit wenigen Patienten durchgeführt und die Zielsetzung und Machbarkeit des Programms im Diskurs mit den Trainern und den beteiligten Patienten bewertet werden.
Anschließend erfolgt eine Abstimmung über zu ändernde Komponenten des Programms mit den beteiligten Personen und der zu Beginn gegründeten interdisziplinären Expertengruppe. Die Änderungen werden in das Schulungscurriculum und die Trainerausbildung integriert.

In der anschließenden summativen Evaluation wird folgende Haupthypothese geprüft: Die zu entwickelnde Patientenschulung "Tumorbedingte Fatigue" ist eine wirksame Intervention zur Reduktion des Schweregrads der Fatigue bei Tumorpatienten.

Zu diesem Zweck wird eine randomisierte kontrollierte Interventionsstudie ("randomized controlled trial", RCT) durchgeführt. Zur Prüfung der Haupthypothese wird die tumorbedingte Fatigue mit dem Fatigue Assessment Questionaire FAQ von Glaus und Müller (2001) gemessen.

In weiteren Analysen werden zudem Nebenfragestellungen zu schulungsbezogenen und krankheitsbezogenen Variablen untersucht.

Eingeschlossen werden Tumorpatienten nach intensiver Chemo- oder kombinierter Radio-Chemo-Therapie in einem als stabil zu bezeichnenden Zustand mit kompletter oder partieller Remission. Die Behandlungsabfolge wird durch eine computergenerierte Zufallsliste erzeugt (Blockrandomisierung).

Die Intervention besteht aus der Durchführung der entwickelten Patientenschulung "Tumorbedingte Fatigue". Nach Einschluss der Patienten erfolgt die Randomisierung in die Interventionsgruppe, die an der Schulung sofort teilnimmt, und in die Kontrollgruppe, die die Intervention frühestens nach 6 Monaten erhält (= Wartekontrollgruppe).

Stichprobenkalkulation: Hinsichtlich der erhofften Einflussnahme auf den FAQ-Score ist die geplante Studie bei einer Patientenzahl von 150 Teilnehmern pro Gruppe in der Lage, einen Unterschied von 4 Scoring-Punkten mit einer Power von 80% und einem Fehler 1. Art von 5% bei zweiseitigem Test und einer Drop-out-Rate von 25% aufzudecken.

Es sind drei Erhebungszeitpunkte vorgesehen: Eine erste Erhebung t0 vor Beginn der Intervention (Prä-Test), eine Erhebung t1 direkt nach Ende der Intervention (Post-Test), bzw. 6 Wochen nach t0 bei der Wartekontrollgruppe, und eine Erhebung t2 6 Monate nach Ende der Schulung (Follow-up).

Im Mittelpunkt der statistischen Auswertung steht der Vergleich beider Gruppen hinsichtlich der Veränderung der Zielvariable "Tumorbedingte Fatigue" von t0 nach t2. Neben Standardauswertungsverfahren kommen multivariate Regressionsverfahren (z.B. Kovarianzanalysen mit Messwiederholungen, logistische Regressionsmodelle) zum Einsatz.

Kontakt:

Dr. Karl Reif
karlreif@uni-bremen.de
(0421) 218-68906

Dr. Ulrike de Vries
udvries@uni-bremen.de

Zusatzinformationen

Künstlerische Fotografie zum Thema tumorbedingte Fatigue
Die Arbeit "unsichtbar" von Esther Beutz befasst sich künstlerisch mit dem Thema der tumorbedingten Fatigue. Neben Portraits von Betroffenen gibt es Texte, die die Fatigue aus ärztlicher aber auch aus Patientensicht erläutern. Fotografien von Räumen, die Esther Beutz mit ihrer eigenen Fatigue verbindet, ergänzen die Serie.
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