Projektdetails

Jugendkriminalität im Interdiskurs: Delinquenzdeutungen im Kontext einer „punitiven Wende“ (DFG)

Laufzeit: 01.05.2011 - 30.04.2013
Forschungsteam:

Prof. Dr. Bernd Dollinger (Projektleitung);

 

Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch (Projektleitung);

 

Matthias Rudolph;

 

Monika Urban;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Deutschen Forschungs-Gemeinschaft (DFG)

Beschreibung

Zusammenfassung

In der sozialpädagogischen und kriminologischen Literatur ist die These einer zunehmenden Punitivität verbreitet: Im Vergleich zu den 1970er und 1980er Jahren würden bezüglich Kriminalität sukzessive rigidere Umgangsformen befürwortet und realisiert, und dabei habe sich ein hohes Maß punitiven Denkens etabliert, das auf soziale Disziplinierung und den Schutz der Gesellschaft vor Kriminalität abstelle. Der sozialpädagogische Fokus auf Erziehung und Resozialisierung sei dadurch revidiert bzw. überlagert worden.

Obwohl einzelne wissenschaftliche Beobachter Zweifel an dieser These artikulieren, wird sie häufig ohne nähere empirische Prüfung als gültig unterstellt. In dem geplanten Projekt wird deshalb am Beispiel von Jugendkriminalität analysiert, in welcher Beziehung sozialpädagogische zu polizeilichen Delinquenzdeutungen im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte standen und ob bzw. auf welche Weise eine Entwicklung zu mehr Punitivität stattgefunden hat. Dies erfolgt durch die qualitative Befassung mit zwei Forschungsfragen: Zum einen soll mittels einer diskursanalytischen Auswertung praxisbezogener Zeitschriften erhoben werden, durch welche Deutungen Jugendkriminalität in sozialpädagogischen und polizeilichen Zeitschriften repräsentiert wird. Zum anderen soll auf dieser Grundlage erschlossen werden, mit welcher Berechtigung von einem „punitiven Wandel“ gesprochen werden kann. Punitivität wird dabei als Komplex besonderer, auf Bestrafungen bezogener Deutungen von Kriminalität interpretiert.

Zwischenbericht zum DFG-Projekt "Jugendkriminalität im Interdiskurs", Oktober 2012 (PDF, 1,577KB)


Weitere Informationen

Sammelband

Dollinger, B.; Schmidt-Semisch, H. (Hg.), 2018: Handbuch Jugendkriminalität. Interdisziplinäre Perspektiven, 3., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, doi:10.1007/978-3-531-19953-5Link (Stand: 09.03.2021)

Zeitschriftenbeitrag referiert

Dollinger, B.; Rudolph, M.; Schmidt-Semisch, H.Urban, M., 2012: Ein goldenes Zeitalter der Integration? Die Repräsentation von Jugendkriminalität in polizeilichen und sozialpädagogischen Zeitschriften der 1970er Jahre., in: Kriminologisches Journal, 44, S. 279 - 297

Dollinger, B.; Urban, M., 2012: Die Analyse von Interdiskursen als Form qualitativer Sozialforschung. Ein Grundlagen- und Projektbericht am Beispiel Jugendkriminalität, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 13 (2), S. Art.25, Link (Stand: 16.12.2014)

Zeitschriftenbeitrag

Schmidt-Semisch, H.Urban, M., 2012: Die Interdiskurstheorie – ein Ansatz für die Gesundheitswissenschaften?, in: IPP-Info vom Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Universität Bremen, 10/2012, S. 11 - 12

Buchbeitrag

Dollinger, B.; Schmidt-Semisch, H., 2018: Sozialpädagogik und Kriminologie im Dialog. Einführende Perspektiven zum Ereignis "Jugendkriminalität", in: Dollinger, Bernd; Schmidt-Semisch, Henning (Hg.), Handbuch Jugendkriminalität. Interdisziplinäre Perspektiven, Wiesbaden: Springer VS, S. 3 - 16

Dollinger, B.; Rudolph, M.; Schmidt-Semisch, H.Urban, M., 2015: Von Spitzeln, Zeitbomben und der sozialen Feuerwehr. Die Analyse von Interdiskursen und Kollektivsymbolen am Beispiel von Jugendkriminalität in den 1970er und 1980er Jahren, in: Fegter, S.; Kessl, F.; Lamger, A.; Ott, M.; Rothe, D.; Wrana, D. (Hg.), Erziehungswissenschaftliche Diskursforschung. Empirische Analysen zu Bildungs- und Erziehungsverhältnissen, Wiesbaden: Springer VS, S. 283 - 301

Dollinger, B.; Rudolph, M.; Schmidt-Semisch, H.Urban, M., 2015: Von Marionettentheatern und Teufelskreisen. Punitive Entwicklungen der Sozialen Arbeit und Polizei in den vergangenen vier Jahrzehnten , in: Kommission Sozialpädagogik (Hg.), Praktiken der Ein- und Ausschließung in der Sozialen Arbeit, Weinheim: Beltz Juventa, S. 92 - 106

Dollinger, B.; Rudolph, M.; Schmidt-Semisch, H.Urban, M., 2014: Making Punishment Appear Reasonable: Police and Social Work Professionals' Representations of Delimquency in the Context of a 'Punitive Turn'., in: Hess,H. & Schmidt-Semisch, H. (Hg.), Die Sinnprovinz der Kriminialität. Zur Dynamik eines sozialen Feldes., Wiesbaden: Springer VS, S. 165 - 186

Vortrag / Poster

Dollinger, B.; Schmidt-Semisch, H., 2013: "Soziale Arbeit als Strafe? Die These einer 'punitiven Wende' im Kontext Sozialer Arbeit", Workshop auf der Jahrestagung der Kommission Sozialpädagogik in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), Universität Tübingen, Deutschland, 30.05.2013

Urban, M.; Rudolph, M., 2013: Vom Marionettentheater und Teufelskreisen. Interdiskurs und ‚punitive Wende‘ der Polizei und Sozialen Arbeit, Praktiken der Ein- und Ausschließung der Sozialen Arbeit. Sektionstagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, Deutschland, 30.05.2013

Urban, M.; Rudolph, M., 2012: Interdiskursanalyse , Vielfalt empirischer Forschung in Bildung, Erziehung und Sozialisation. 77. Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF) der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) , Universität Bielefeld, Deutschland, 10.09.2012

Urban, M., 2012: The Theory of Interdiscourse. A New Approach for Health Communication, Patient Education and Counseling. International Conference on Communication in Healthcare (ICCH), University of St. Andrews, St. Andrews, Großbritannien, 07.09.2012



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