Projektdetails

Heimeintritt vermeiden: Beginn stationärer Langzeitpflege und seine Prädiktoren in der Versorgungs-, Wohn- und Unterstützungssituation – populationsbasierte Kohortenstudie

Laufzeit: 01.04.2017 - 31.03.2020
Projektpartner:innen: Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS); Wissenschaftliches Institut der AOK (WidO)
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) - Innovationsfonds

Beschreibung

Fragestellung

  1. Welchen Einfluss haben Gesundheitsstatus, erhaltene GKV-Versorgung, Wohn- und Unterstützungssituation auf den Verbleib von pflegebedürftigen Menschen in der eigenen Häuslichkeit?
  2. Welchen Einfluss hat die Behandlungsqualität von Versorgungsgemeinschaften auf den Verbleib von pflegebedürftigen Menschen in der eigenen Häuslichkeit?
  3. Wie stark unterscheiden sich die direkten Gesundheitskosten einer GKV-Versorgung, die den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit unterstützt, von denen einer Durchschnittsversorgung?

Forschungsverlauf

Im Rahmen der Studie werden Daten aus den vergangenen zehn Jahren analysiert. Einbezogen werden Versicherte, die im Jahr 2006 erstmals Pflegeleistungen erhielten und die zu Beginn ihrer Pflegebedürftigkeit in der eigenen Häuslichkeit wohnten.

Das Projekt untersucht dafür sogenannte Routinedaten der AOK aus dem gesamten Bundesgebiet. Diese Abrechnungsdaten fallen routinemäßig bei allen Krankenkassen an. Zur Messung der Versorgungsqualität greift die Studie dabei auf bewährte, krankheitsspezifische Kennzahlen zurück. Weitere Informationen, beispielsweise über den allgemeinen Gesundheitszustand oder die Wohnsituation aus MDK-Gutachten zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit ergänzen das untersuchte Datenmaterial.

Ziele

Pflegebedürftige, deren ambulante Versorgung in den eigenen vier Wänden über die gesetzliche Krankenversicherung abgedeckt ist, laufen oft Gefahr in die stationäre Heimpflege wechseln zu müssen.

Das Projekt „Heimeintritt vermeiden“ will herausfinden, welche Qualitätsmerkmale der Gesundheitsversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung dazu beitragen, dass Menschen mit Pflegebedarf möglichst lange zu Hause wohnen können. Ergänzend sollen Merkmale in der Wohn- und Unterstützungssituation von pflegebedürftigen Menschen identifiziert werden, die ein langes Wohnen in der eigenen Häuslichkeit fördern. Untersucht werden hierfür Kriterien, die der medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) bereits routinemäßig bei der Begutachtung erhebt.

Methoden

Durchgeführt wird eine retrospektive Längsschnittstudie mit einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren und zwei Analyseansätzen (I und II). Die Analyse I hat einen personenbezogenen Ansatz, in der die Untersuchungseinheit der Versicherte bildet. Die Analyse II hat einen populationsbezogenen Ansatz, in der die Untersuchungseinheit die Versorgungsgemeinschaft, die jeweils für die Behandlung von disjunkten Versichertenpopulationen verantwortlich ist, darstellt.

Die Studienpopulation bilden AOK-Versicherte (Alter ≥ 65 Jahre), die im Jahr 2006 pflegebedürftig wurden und ambulante Leistungen nach dem SGB XI erhalten (N=157.677).

Genutzt werden anonymisierte Krankenkassenroutinedaten der AOK aus dem gesamten Bundesgebiet. Leistungsinanspruchnahme und Morbiditätsgeschehen sind in ihnen umfassend, detailliert und zeitbezogen abgebildet. Ergänzt wird dieser Datenkörper durch anonymisierte MDK-Gutachten zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit mit detaillierten Informationen u.a. über die Wohnsituation und den funktionalen Gesundheitszustand.

Die Datenanalyse erfolgt mittels deskriptiven Darstellungen, univariaten und multivariaten Auswertungsverfahren, mit besonderem Fokus auf Zeitreihenanalysen (Cox-Regressionen, u.a.).

Ergebnisse

Zu erwarten sind folgende Ergebnisse:

  • deskriptive Darstellung ausgewählter Merkmale der Versichertenpopulation, der MDK-Pflegegutachten und der rekonstruierten Versorgungsgemeinschaften
  • multivariat und auf Personenebene ermittelte Zusammenhangsmaße zwischen der Zeit vom Beginn der Pflegebedürftigkeit bis zum Beginn von ggf. notwendiger stationärer Langzeitpflege und
    • dem Funktionalen Gesundheitsstatus
    • der Wohnsituation
    • der Ausschöpfung vorhandenen Rehabilitationspotentials
    • den pflegebegründenden Krankheiten und anderen vorliegenden Krankheiten
    • der Versorgungsqualität
    • der Versorgungskontinuität
    • Krankheiten, die nach Beginn der Pflegebedürftigkeit eintreten
  • multivariat und unter Berücksichtigung der Versorgungsgemeinschaft ermittelte, risikoadjustierte Zusammenhangsmaße zwischen der Zeit vom Beginn der Pflegebedürftigkeit bis zum Beginn von ggf notwendiger stationärer Langzeitpflege und
    • Strukturmerkmalen in den Versorgungsgemeinschaften
    • Merkmalen der Versorgungsprozesse und -ergebnisse in den Versorgungsgemeinschaften
    • der Versorgungskontinuität
    • den Behandlungsschemata
    • explorativ ermittelten Behandlungsmerkmalen, die bisher nicht Gegenstand von Leitlinienempfehlungen sind
  • Behandlungskosten und ihr Verhältnis zur Wirksamkeit bezüglich der Vermeidung eines Heimeintrittes

Weitere Informationen

Zeitschriftenbeitrag referiert

Seibert, K.Stiefler, S.Domhoff, D.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2022: The influence of primary care quality on nursing home admissions in a multimorbid population with and without dementia in Germany: a retrospective cohort study using health insurance claims data, in: BMC Geriatrics, 22 (52), doi:10.1186/s12877-021-02731-8, 14.01.2022, Link (Stand: 10.02.2022)

Domhoff, D.Seibert, K.Stiefler, S.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2022: Associations between quality of care in informal provider networks and nursing home admissions in Germany: results of a retrospective cohort study using German health claims data, in: Applied Network Science, 7 (25), doi:10.1007/s41109-022-00462-2, 04.05.2022, Link (Stand: 17.05.2022)

Stiefler, S.Seibert, K.Domhoff, D.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2022: Prädiktoren für den Eintritt in ein Pflegeheim bei bestehender Pflegebedürftigkeit - Eine Sekundärdatenanalyse im Länggschnittdesign., in: Das Gesundheitswesen, 84 (2), S. 139 - 153, doi:10.1055/a-1276-0525, 01.04.2021

Domhoff, D.Seibert, K.Stiefler, S.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2021: Differences in nursing home admission between functionally defined populations in Germany and the association with quality of health care, in: BMC Health Services Research, 21 (190), doi:10.1186/s12913-021-06196-8Link (Stand: 18.03.2021)

Stiefler, S.Seibert, K.Domhoff, D.Peschke, D., 2021: Präventionspotenziale bei älteren pflegebedürftigen Menschen im häuslichen Setting, in: Public Health Forum, 29 (3), S. 194 - 197, doi:10.1515/pubhef-2021-0053, 04.09.2021, Link (Stand: 15.06.2022)

Seibert, K.Stiefler, S.Domhoff, D.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2020: Ambulante Versorgungsqualität im Kontext von Alter und Pflegebedürftigkeit – Ergebnisse einer Querschnittsanalyse von GKV-Routinedaten aus Deutschland, in: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (155), S. 17 - 28, doi:10.1016/j.zefq.2020.06.0, 05.10.2020, Link (Stand: 05.10.2020)

Stiefler, S.Seibert, K.Domhoff, D.Görres, S.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2020: Einflussfaktoren für einen Heimeintritt bei bestehender Pflegebedürftigkeit – eine systematische Übersichtsarbeit, in: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitsweesen, 153-154, S. 60 - 75, doi:10.1016/j.zefq.2020.05.0, 13.06.2020, Link (Stand: 05.10.2020)

Seibert, K.Stiefler, S.Domhoff, D.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2019: Systematische Literaturübersicht zu populationsbasierten Indikatoren der Versorgungsqualität in formalen und informellen Versorgungsnetzwerken und deren Einsatz in gesundheitsökonomischen Evaluationen, in: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, (im Erscheinen), doi:10.1016/j.zefq.2019.06.004

Zeitschriftenbeitrag

Seibert, K.Stiefler, S.Domhoff, D.Peschke, D., 2017: A systematic review on population-based indicators of quality of care (QoC) in provider networks and their application in health economic evaluations, in: PROSPERO: International prospective register of systematic reviews, 2017 (CRD4201706), 10.05.2017, Link (Stand: 12.06.2017)

Stiefler, S.Domhoff, D.Seibert, K.Peschke, D., 2017: Influencing factors on ongoing residency at home despite need of care: a systematic review, in: PROSPERO: International prospective register of systematic reviewsLink (Stand: 31.08.2017)

Vortrag / Poster

Peschke, D.Stiefler, S.Seibert, K.Domhoff, D.Wolf-Ostermann, K., 2020: Physiotherapeutische Versorgung von Menschen mit Urininkontinenz in Deutschland , Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2020, Berlin, Deutschland, 30.09.2020

Seibert, K.Domhoff, D.Stiefler, S.Wolf-Ostermann, K.Peschke, D., 2020: Zusammenhänge zwischen Merkmalen ambulanter Versorgungsqualität und Heimeintritt - Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie auf Basis von GKV-Routinedaten, Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2020, Berlin, Deutschland, 01.10.2020

Domhoff, D.Seibert, K.Stiefler, S.Peschke, D., 2019: Identifikation von Leistungserbringer-Clustern in GKV-Routinedaten durch Patient Sharing Networks, AGENS MethodenWorkshop 2019, Magdeburg, Deutschland, 28.02.2019

Domhoff, D.Peschke, D., 2019: Regionale Unterschiede in funktional definierten Netzwerken von Leistungserbringenden im Gesundheitswesen, Jahrestagung 2019 der Deutschen Gesellschaft für Demographie , Bamberg, Deutschland, 14.03.2019

Peschke, D.Stiefler, S.Domhoff, D.Seibert, K.; Kimmel, A.; Günster, C.; Wolf-Ostermann, K., 2016: Record Linkage im Projekt„Heimeintritt vermeiden“, Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, Berlin, Großbritannien, 05.10.2017



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