Projektdetails

Erstellung einer Datenbank ‚Evidenz geriatrischer Rehabilitation in der Pflege‘

Laufzeit: 01.07.2015 - 30.06.2016
Forschungsteam:

Prof. Dr. Stefan Görres (Projektleitung);

 

Dr. Jaqueline Bomball;

 

Christin Ellermann, M.Sc.  Public Health;

 

Paulina Meinecke, M.A.  Public Health;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt

Beschreibung

Hintergrund

Die Geriatrische Rehabilitation ist seit etwa 50 Jahren fester Bestandteil in der gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen. Sie ist geprägt durch die spezialisierte Behandlung „geriatrischer Patienten“ etwa mit den Diagnosen Schlaganfall, Zustand nach Frakturen oder Tumoren. Im Mittelpunkt stehen vor allem medizinische, pflegerische und therapeutisch aufwändige Bemühungen mit dem Ziel, die Selbstständigkeit durch rehabilitative Maßnahmen ganz oder zumindest teilweise wieder herzustellen. Dabei geht es ganz besonders auch um die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit. Die geriatrische Rehabilitation erfuhr im Zuge der Einführung der Pflegeversicherung im Jahre 1995 eine deutliche Stärkung (Becker & van den Heuvel 2013), vor deren Hintergrund es zur Aufgabe von Pflegekassen und Leistungserbringern wurde, darauf hinzuwirken, „Pflegebedürftigkeit zu überwinden, zu mindern sowie eine Verschlimmerung zur verhindern“ (§5 Abs. 2 SGBXI). Jedoch stellt die Geriatrische Rehabilitation als ein Spezialgebiet der medizinischen Rehabilitation aufgrund der mit zunehmenden Alter verbundenen Multimorbidität und erhöhten Vulnerabilität geriatrischer Patient:innen aus pflegerischer Sicht ein komplexes Handlungsfeld dar (DBfK 2013): Das Risiko für Komplikationen und Folgeerkrankungen, die Gefahr von Chronifizierung sowie dem damit verbundenen Verlust der Autonomie mit Verschlechterung des Selbsthilfestatus (vgl. DGG, DGGG, BAGG 2007) bedingen ein umfassendes Wissen und hochqualifiziertes Handeln, besonders in der Pflege. Im Rahmen stationärer, teilstationärer, ambulanter oder mobiler Behandlungsformen gilt es u.a. aus pflegerischer Sicht, physische, psychische und soziale Ressourcen zu eruieren und zu nutzen (DBfK 2013, S. 10). Gegenwärtig mangelt es jedoch an einer systematisch aufbereiteten Darstellung der vorhandenen Empirie zur Effektivität und/oder Effizienz geriatrisch-rehabilitativer Interventionen in der Pflege bzw. durch Pflegende.

Zielsetzung

Das übergeordnete Ziel des Projekts liegt in der Erstellung einer systematischen Übersicht zum aktuellen Stand der Forschung zu pflegerischen Interventionen und deren Wirksamkeit  in der geriatrischen Rehabilitation. Die zu erstellende Übersicht dient als Grundlage für evidenzbasierte und praxisrelevante Handlungsempfehlungen für die pflegerische und pflegebeteiligte Praxis in der geriatrischen Rehabilitation.

Forschungsleitende Fragen bzw. Feinziel/Hypothesen

  1. Begriffsbestimmung und theoretische Verortung „geriatrisch-rehabilitativer  Maßnahmen in der Pflege und durch Pflegende“
  2. Beantwortung folgender Fragen:

-        Welche rehabilitativen Maßnahmen werden in der Pflege bzw. durch Pflegende durchgeführt?

-        Sind diese Maßnahmen effektiv?

Sind diese Maßnahmen effizient?

 

Methodisches Vorgehen

Der systematischen Übersichtsarbeit geht eine theoretische Verortung des Begriffs „rehabilitative Maßnahmen“ (in der Pflege oder durch Pflegende) voran, um den inhaltlichen Rahmen für die Suche und darauffolgende Evidenzbewertung festzulegen.

Grundlage für die Evidenzbewertung bildet eine daran anschließende systematische Literaturrecherche in den Datenbanken The Cochrane Library, PubMed und CINAHL. Evtl. zusätzliche zu bewertende Literatur ergibt sich aus den Literaturangaben der Suchergebnisse. Für die Recherche wird ein Protokoll mit vorab definierten Ein- und Ausschlusskriterien entwickelt; dieses Protokoll und die vorangegangene theoretische Verortung bilden die Grundlage für die Suchbegriffe der Suchstrategie, die anschließende Suche sowie die Auswahl der zu bewertenden Studien.

Die Bewertung der Evidenz erfolgt auf Grundlage der sich bereits in vergangenen Projekten etablierten Instrumente zur Qualitätsüberprüfung, dem „Cochrane-Risk of Bias Tool“ und den „AMSTAR-Kriterien“. In die Bewertung eingeschlossen werden - der Zielsetzung des Projektes entsprechend - systematische Übersichtsarbeiten, randomisierte kontrollierte Studien, Reviews und bei adäquater Qualität auch andere klinische Studien. Ausgeschlossen werden Grundlagenartikel, theoretische Essays, Expertenmeinungen, Studien mit qualitativem Design, Berichte über Projekte, Studien ohne Kontrollgruppe und Studien im Pre-Post-Design. Darüber hinaus werden rehabilitative Maßnahmen, die nicht zum Aufgabenbereich pflegerisch-geriatrischer Rehabilitation zählen, nicht berücksichtigt.

Am Prozess der Studienauswahl und -bewertung sind immer zwei Personen beteiligt, die ihre Entscheidung zunächst unabhängig voneinander treffen. Jede Nichtübereinstimmung in der Beurteilung wird unter Einbezug einer dritten Person diskutiert (vgl. Egger & Smith 2005, 27).

Für das Vorhaben ergeben sich vier zentrale Arbeitsschritte, die in Form von Arbeitspaketen im Folgenden kurz beschrieben werden:

Arbeitspaket 1 (1,5 Monate): Im ersten Schritt findet die theoretische Aufbereitung und Definition von „Interventionen in der pflegerisch-geriatrischen Rehabilitation" auf Grundlage der oben angeführten Arbeitsdefinition statt. Weitergehend wird für die Ausarbeitung der Suchstrategie und Abgrenzung des Themas ein Einschluss- und Ausschlusskriterienkatalog erstellt

Arbeitspaket 2 (3,75 Monate): Ausgehend von diesen Vorarbeiten wird eine Suchstrategie zu Interventionen in der geriatrisch-rehabilitativen Pflege entwickelt und im Anschluss daran die entsprechende Literatur recherchiert, beschafft und sondiert.

Arbeitspaket 3 (6 Monate): Im dritten Schritt erfolgt die Erstellung von Exzerpten und die kritische Studienbewertung anhand der oben beschriebenen etablierten Instrumente, wobei zu Beginn und am Ende ein Abgleich der Ergebnisse innerhalb des Projektteams erfolgt.

Arbeitspaket 4 (6 Monate): Abschließend werden auf Grundlage der systematischen Recherche und Studienbewertung evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für effektive Interventionen in der geriatrisch-rehabilitativen Pflege erstellt. Die Projektergebnisse werden in Form eines Abschlussberichts sowie im Rahmen einer Präsentation dargestellt und mit dem Auftraggeber diskutiert.

Da die Arbeitspakete zwar aufeinander aufbauen, jedoch als Teil eines fortlaufenden Prozesses ineinander übergreifen bzw. ggf. kontinuierliche Anpassungen notwendig sind, sind Überschneidungen von Arbeitspaketen im Zeitplan bedacht.

Erwartete Ergebnisse

Die systematische Übersichtsarbeit wird einenÜberblick über die vorhandene Empirie zur Effektivität von Maßnahmen in der geriatrisch-rehabilitativen Pflege geben. Die aus internationalen Studien sondierten Ergebnisse werden auf ihre Übertragbarkeit auf die deutsche Pflegelandschaft hin überprüft. Auf Grundlage dieser somit gewonnenen höchsten wissenschaftlichen Erkenntnisse werden handlungsleitende Empfehlungen zur Entwicklung einer Evidenz-basierten geriatrisch-rehabilitativen Pflege abgeleitet.

Das systematische Review wird die unterschiedlichen Praxisbereiche und entsprechenden pflegerischen bzw. pflegebeteiligten Interventionen in diesen Bereichen aufzeigen. Die Ausarbeitung wird evidenzbasierte Erkenntnisse darüber liefern, welche Interventionen der geriatrisch-rehabilitativen Pflege ihrem propagierten Ziel gerecht werden und in der Praxis als effektiv bzw. effizient angesehen werden können. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden schließlich Empfehlungen für die Pflegepraxis in der geriatrischen Rehabilitation gegeben, die zur Entwicklung und Etablierung rehabilitativer Maßnahmen in der professionellen Pflege/ durch professionell Pflegende beitragen können.

 

Literatur

Becker, Clemens; van den Heuvel, Dirk (2013): Geriatrische Rehabilitation. Ein Modell ohne Zukunft? In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 46, 489-490. doi: 10.1007/s00391-013-0529-1

DBfK (Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe)(2013): Rehabilitation heute. Handlungsfelder und Kompetenzprofile in der Pflege.

DGG (Deutsche Gesellschaft für Geriatrie), DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie), BAGG (Bundesarbeitsgemeinschaft der klinisch-geriatrischen Einrichtungen)(2007): Definition geriatrischer Patient.

Lübke, Norbert (2014): Ergebnisse aus dem G3-Gutachten. Systematische Bewertung der Wirksamkeit und des Nutzens von Leistungen mit rehabilitativer Zielsetzung für eine Zielgruppe, die in wesentlichen Merkmalen mit der Gruppe der Antragsteller der Pflegeversicherung übereinstimmt (Fokus: geriatrische Patienten). Präsentation. Ergebnisse des Projekts Reha XI, Berlin.

Roes, M. (2009): Aktivierende und / oder rehabilitative Pflege. In: Heilberufe, 61 Jahrgang, Heft 8, Springer Medizin/Urban & Vogel GmbH, München

Rothgang, H./Müller, R./Mundhenk, R./Unger, R. (2014: 1) Barmer GEK Pflegereport 2014. Schwerpunkt Zahnärztliche Versorgung Pflegebedürftiger. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 29.

Rothgang, H./Huter, K./Kalwitzki, T./Mundhenk, R. (2014: 2) RehaXI – Erkennung rehabilitativer Bedarfe in der Pflegebegutachtung des MDK; Evaluation und Umsetzung. Zentrum für Sozialpolitik (Hrsg.). Kurzbericht.




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