Projektdetails

Entwicklung und Pilotierung von Decision Support Interventionen für Patient:innen in der Onkologie

Laufzeit: Seit 01.08.2022
Forschungsteam:

Lia Schilling;

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Birte Berger-Höger
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Hintergrund

Patient:innen möchten an dem Entscheidungsprozess bzgl. Gesundheitsentscheidungen beteiligt werden (Brom et al. 2014; Grabbe et al. 2022). Für eine angemessene Partizipation der Patient:innen benötigen die Patient:innen das Bewusstsein für die eigenen Wünsche und Präferenzen sowie ausreichendes Wissen über alle Vor- und Nachteile der jeweiligen medizinischen Maßnahmen. Als hilfreiches Konzept für den gemeinsamen Entscheidungsprozess und damit für die Partizipation der Ratsuchenden im Entscheidungsprozess bietet sich Shared Decision-Making (SDM) / die gemeinsame Entscheidungsfindung an.

In der Onkologie lassen sich komplexe medizinische Prozesse finden, die mit vielschichtigen und wichtigen Entscheidungen einhergehen. Die Patient:innen müssen in der Lage sein, in einer emotional beanspruchenden Situation komplexe Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten (Zwingmann et al. 2011). Dies setzt jedoch von den Patient:innen zunehmend mehr Wissen über ihre eigene Erkrankung und allen verfügbaren Möglichkeiten voraus (Westphalen et al. 2020). Daher ist es essentiell, Patient:innen bei ihrer Beteiligung an Entscheidungsprozessen zu unterstützen. Diesbezüglich gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten (Decision Support Interventions). Sie sollen den Patient:innen zu einer erfolgreichen Beteiligung an medizinischen Entscheidungsprozessen verhelfen sowie dazu beitragen, dass die Patient:innen gemeinsam mit ihrem Behandlungsteam eine informierte Entscheidung treffen können.

Die aktuelle Forschung zeigt, dass Entscheidungshilfen und Decision Coaching gute Möglichkeiten darstellen, um einen Beitrag zur Förderung von SDM und zur Entscheidungsunterstützung von Patient:innen zu leisten (Berger-Höger et al. 2019; Stacey et al. 2017). Es fehlen jedoch ausreichend Angebote zur Entscheidungsunterstützung und aussagekräftige Evaluationsstudien (Berger-Höger et al. 2020; Jull et al. 2021). Ebenfalls werden SDM und Unterstützungsmöglichkeiten für die Patient:innen im deutschsprachigen Raum nicht flächendeckend umgesetzt oder in die Versorgungsstrukturen integriert (Berger-Höger et al. 2020; Steckelberg 2016). Die Erstellung von Instrumenten zur Entscheidungsunterstützung unter Einbezug der Zielgruppe sowie die Berücksichtigung von potenziellen Hindernissen und förderlichen Faktoren für die Umsetzung von Decision Coaching wären Möglichkeiten, um dieser Problematik entgegen zu wirken.

Ziele

Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Entwicklung und Pilotierung von Instrumenten zur Entscheidungsunterstützung für Ratsuchende in der Onkologie. Aufgrund der vulnerablen Zielgruppe liegt das Hauptaugenmerk dabei auf einer zielgruppengerechten Entwicklung und Testung der Instrumente mit dem Fokus auf Akzeptanz, Verständlichkeit und Nutzbarkeit. Darüber hinaus sollen Barrieren und förderliche Faktoren für die Umsetzung der Instrumente identifiziert werden. Langfristig wird das Ziel verfolgt, durch die gewonnenen Erkenntnisse zu einer einheitlichen und flächendeckenden Integration in die Regelversorgung von SDM und Instrumenten zur Entscheidungsunterstützung beizutragen.

Methoden

Die Entwicklung und Pilotierung der Decision Support Interventionen erfolgt in Anlehnung an das MRC Framework zur Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen unter Einbezug der Zielgruppen und Expert:innen. Für die Erhebung der Informationsbedarfe sowie zu bestehenden Entscheidungshilfen werden systematische Literaturrecherchen durchgeführt. Für die Pilotierung hinsichtlich der Machbarkeit, Nutzbarkeit (Usability) und Akzeptanz seitens der Zielgruppen werden u.a. leitfadengestützte Einzelinterviews mit den Zielgruppen durchgeführt und in Anlehnung an die strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (Kuckartz 2018) ausgewertet.

Für die Erhebung von Barrieren und förderlichen Faktoren werden qualitative Expert:inneninterviews mit aktiven und ehemaligen Decision Coaches durchgeführt. Der Fokus liegt dabei auf der Tätigkeit, den Arbeitsprozessen, den strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen sowie auf der wahrgenommenen Akzeptanz.

Erwartete Ergebnisse

Mithilfe der Ergebnisse sollen förderliche Faktoren und Barrieren für die Akzeptanz und Implementierung von Entscheidungshilfen und Decision Coaching identifiziert werden, sodass langfristig ein Beitrag zur Entscheidungsunterstützung von Patient:innen geleistet werden kann.




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